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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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heißt jetzt Jameson.“ Er setzte sich auf, sprang von dem Tisch herunter und sah den Mann an, den er wie einen Vater liebte. Einen Mann, der Jahrhunderte alt war, aber nicht viel älter aussah als Jameson selbst. Ein wenig blasser und mit Augen, die etwas mehr leuchteten als bei einem Sterblichen.
    Roland lächelte. „Das kann ich mir einfach nicht merken. Sieh dich nur an. Neben dir wirke ich inzwischen klein.“
    „Und du kannst dir auch nicht merken, Roland, dass ich nicht möchte, dass meine Freunde ihr Leben für mich riskieren.“
    „Es wäre riskanter gewesen, dich ihnen zu überlassen“, antwortete Roland und machte eine entschuldigende Geste. „Rhiannon hätte mich an ihre Katze verfüttert.“
    Jameson versuchte, sich zu beherrschen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Rolands Lebensgefährtin Rhiannon solche Drohungen aussprach, und da es sich bei ihrer „Katze“ um einen ausgewachsenen Panther handelte, sollte man die auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nicht dass sie sie je in die Tat umsetzen würde. Sie vergötterte ihren Mann.
    Jameson umarmte Roland, der ihn ebenfalls liebevoll umschlang. Sie hatten einander lange nicht gesehen. Jameson führte unter falschem Namen ein vergleichsweise normales Leben in San Diego und hätte nicht gedacht, dass das DPI ihn je wiederfinden würde. Er war dort Inhaber einer Bar und verdiente nicht schlecht.
    Eines Tages, als er gerade die Bar abschließen und zu seinem Auto gehen wollte, wurde er von zwei Männern in dunklen Anzügen überfallen und erwachte in White Plains, auf einen Tisch gefesselt. So etwas nannte man Déjà-vu .
    „Wir können uns später unterhalten“, sagte Roland und ließ ihn los. „Eric ist …“
    „Eric ist hier?“, fragte Jameson, von einem neuen Wutanfall gebeutelt. Verdammt, wann würden sie endlich lernen, sich nicht jedes Mal selbst in Gefahr zu bringen, wenn er in Schwierigkeiten steckte? „Und Tamara?“
    „Sie wartet mit Rhiannon draußen.“
    „Verdammt, Roland, wie konntest du Tamara hierherkommen lassen? Du weißt, was passieren könnte. Was sie mit ihr anstellen würden, wenn sie sie wieder in ihre dreckigen Finger bekämen.“
    „Sie ließ sich nicht halten. Du kennst sie doch und weißt …“
    „Beeilt euch, ja?“ Eric stand vor der Zellentür, Blut floss aus einer kleinen Schnittwunde an seiner Stirn. „Einer von ihnen ist entkommen und …“ Er verstummte und bekam große Augen, während er Jameson von Kopf bis Fuß betrachtete. „Großer Gott, ist es schon so lange her? Sieh dich nur an!“
    Jameson schüttelte den Kopf und fragte sich, wie sie einen vierunddreißigjährigen Mann immer wieder dazu bringen konnten, sich wie ein Vierzehnjähriger zu fühlen. Vermutlich ging das nur, wenn die fraglichen Leute selbst mehrere Jahrhunderte alt waren. Daran würde sich vermutlich nie etwas ändern, solange er lebte. Roland packte ihn am Arm, verließ die Zelle und zog Jameson mit. Sie liefen auf dem Flur hinter Eric her, der vor dem ersten Fenster stehen blieb.
    Jameson starrte von einem Mann zum anderen. „Ihr macht Witze, ja? Wir sind im zehnten Stock …“
    Die beiden nahmen ihn zwischen sich, hielten ihn an den Armen fest und sprangen.

Keith
    2. KAPITEL
    „Zwei Wachen tot“, wiederholte DPI-Chef Weston Fuller, obwohl jeder Anwesende dieser Stabskonferenz die Zahl der Opfer bereits kannte. „Sechs weitere verletzt. Und dieser verdammte Jameson Bryant befreit und verschwunden.“ Er schlug mit der nach unten gedrehten Pfeife gegen das Glas des Aschenbechers und klopfte den verbrauchten Tabak heraus.
    „Egal.“ Chefattaché Stiles ging seine Checkliste durch und nickte dabei. „Wir haben von ihm, was wir brauchen. Unsere Theorie hat sich bestätigt. Nach der Verwandlung sind die Männer unfruchtbar. Aber vorher, wenn sie noch Menschen sind …“
    „Von wegen Menschen. Nur scheinbar. Tiere, allesamt …“
    „Ja, hm …“ Stiles räusperte sich. „Jedenfalls, vor ihrer Verwandlung sind sie fruchtbar. Das Belladonna-Antigen scheint keinen Einfluss auf die Zahl der Spermien zu haben.“
    „Wie ich befürchtet habe.“ Fuller stieß sich mit dem Sessel vom Konferenztisch weg, sodass die Rädchen unter seinem Gewicht ächzten, bevor er aufstand. Er sah zu Dr. Rose Sversky, die auf die siebzig zuging, aber immer noch die Beste im Forschungsteam des DPI war. Sie hatte kurz geschnittenes schneeweißes Haar und eine zierliche Gestalt. Sie sollte eine Schürze tragen und Enkelkinder auf

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