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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Dann betrachtete er fragend ihre Gesichter. „Wer war es? Wessen Blut fließt jetzt durch meine Adern? Deins, Roland?“
    Tamara schniefte, ihr Gesicht war tränenüberströmt. „Das von uns allen“, erklärte sie ihm. „Wir haben alle für dich gespendet, Jameson.“
    Er schloss die Augen, schüttelte den Kopf, atmete stoßweise aus. „Verdammt“, sagte er. „Ich will das nicht. Noch nicht. Vielleicht niemals. Verdammt …“
    „Genug!“
    Er hörte sofort auf zu reden, als er Rhiannons schroffen Befehl hörte. Sie stand von ihrem Stuhl auf, beugte sich über ihn, ihre Augen wurden zu kleinen Schlitzen, und sie erinnerte ihn daran, wie Pandora aussah, kurz bevor sie sich auf ein ahnungsloses Kaninchen stürzte.
    „Wir haben dir das Leben geschenkt, Jameson. Die Alternative wäre der Tod gewesen. Du solltest uns dankbar sein.“ Sie beugte sich tiefer, sodass ihr langes, glänzend schwarzes Haar sein Gesicht streifte. „Es sei denn, die zweite Option wäre dir lieber. Aber auch in diesem Fall ist es noch nicht zu spät.“
    „Rhiannon!“, schrie Tamara und sprang auf. „Wie kannst du es wagen …“
    Rhiannon richtete sich auf und warf das Haar mit einer Kopfbewegung hinter die Schultern zurück. „Ich wage es, Tamara, Darling. Ich wage alles. Das weißt du. Und offen gestanden habe ich es satt, dass der da nie die geringste Dankbarkeit zeigt.“ Sie nickte zu Jameson.
    Dass Rhiannon jemals so wütend auf ihn sein würde, hätte er nicht für möglich gehalten, aber es schien aufrichtig zu sein. Ihre Augen blitzten vor Zorn, und als Roland kam und ihr die Hand auf die Schulter legte, schüttelte sie ihn ab und ging weg. Am Fußende des Bettes schritt sie auf und ab. „Wir haben uns deiner angenommen, als du ein Kind warst, Jameson“, begann sie von Neuem, mit einer Stimme, so glatt und geschmeidig wie schwarzer Satin. „Haben dir mehr als einmal das Leben gerettet, mehr als einmal unsere Hälse für dich riskiert. Haben deinen Vater für dich gefunden. Und dennoch beschwerst du dich immer nur. Wir behandeln dich wie ein Kind! Wir rufen dich beim falschen Namen! Du hast nicht genügend Freiraum!“
    Jameson setzte sich im Bett auf, schlug die Decke zurück, stellte die Füße auf den Boden.
    „Und dann“, fuhr sie fort, „begibst du dich freiwillig in neue Gefahr, und als du im Sterben liegst, bittest du uns mit dem Atemzug, der gut und gern dein letzter hätte sein können, um Hilfe, Jameson. Was im Namen der Pharaonen hast du von uns erwartet? Wir können die Toten nicht wiedererwecken! Du hast um Hilfe gebeten, und wir haben dir die einzig mögliche Hilfe gegeben. Und trotzdem beschwerst du dich noch.“
    „Das reicht, Rhiannon“, schaltete sich nun Roland ein. Sie sah ihn finster an, doch er kuschte nicht. „Du weißt nicht, was Jameson jetzt fühlt.“
    „Und du schon?“, fuhr sie ihn an.
    Roland nickte und richtete den Blick auf Jameson. „Ja. Rhiannon und auch du, Tamara, ihr habt dieses Leben beide gewollt. Ich nicht. Mir wurde es aufgezwungen, Rhiannon, als du mich dem Tode nahe in meiner blutigen Rüstung auf jenem Schlachtfeld gefunden hast.“
    „Und mir“, sagte Eric leise. „Als Roland zu mir kam, in diese dreckige Zelle in Frankreich, in der Nacht, bevor ich auf die Guillotine sollte.“ Er sah Jameson in die Augen. „Damals graute mir schrecklich vor dem, was ich geworden war. Und obwohl du uns kennst, gut kennst, hast du vermutlich auch Angst, könnte ich mir denken. Du findest, dass du jetzt ein Monster wie wir geworden bist.“
    Jameson spürte einen Kloß im Hals, seine Augen brannten. „Ich habe euch nie als Monster gesehen, Eric. Das müsst ihr wissen. Das … ist nur alles so …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich dachte, ich hätte Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich dachte, dass ich selbst entscheiden würde, ob und wann ich bereit dafür bin.“ Er hob den Kopf und sah Rhiannon in die Augen. „Du hast recht, Prinzessin. Ich bin ein Trottel, und es tut mir leid. Ohne eure Hilfe wäre ich jetzt tot, und dafür wäre ich noch viel weniger bereit gewesen.“
    Er bemerkte, wie sie sich entspannte. Rhiannon mochte es, wenn sie mit ihrem rechtmäßigen Titel angesprochen wurde. Immerhin war sie die Tochter eines Pharaos. Nicht dass sie einen aus ihrer Umgebung das je vergessen ließ. Jameson machte die Augen zu und senkte den Kopf. „Hier bin ich also. Es ist geschehen. Lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Ich sollte mich besser daran

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