Erinnerungen der Nacht
Amber Lily sorgst wie ich, richtig, Jameson?“
Er seufzte. „Jesus Christus, Angelica, was glaubst du, warum ich hier bin? Was denkst du denn? Natürlich sorge ich mich um sie.“ Er drehte sich wieder zu ihr um, sah sie den Kopf schütteln.
„Aber ich dachte … ich dachte …“
„Ich weiß, was du dachtest. Du dachtest, ich wäre ein Ungeheuer. Ein Tier ohne Gefühle oder Empfindungen. Überraschung, Angel, ich würde meinen rechten Arm dafür opfern, um Amber vor diesen Dreckskerlen zu retten. Ich bin in jeder Hinsicht so menschlich wie vorher, Angelica, und du auch, ob du es einsiehst oder nicht. Die Unterschiede sind rein körperlicher Natur, nicht seelischer. Verdammt, wenn überhaupt, dann empfinde ich noch tiefer als vorher. Und du auch. Du weißt verdammt gut, dass das stimmt.“
Sie schüttelte langsam den Kopf, schien in sich gekehrt. Jameson seufzte tief. Die Versuche, sie zu überzeugen, waren niederschmetternd für ihn. Sie war so schlimm wie alle anderen.
„Du leidest“, flüsterte sie und erforschte sein Gesicht mit überraschten und staunenden Blicken.
Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, als die Qual unerträglich wurde. „Ich will sie nur in den Armen halten. Ich will nur sicher sein, dass sie unversehrt ist und … und …“
Seine Stimme brach, er schämte sich. Als er sie wieder anschaute, rannen Tränen wie Sturzbäche aus diesen lila Augen. „Ich weiß“, flüsterte sie. „Ja … ich weiß … und ich habe keine Ahnung, warum ich dachte …“
„Verschwinden wir schleunigst von hier“, sagte er.
„Liebst du sie?“, fragte sie, hob eine Hand und berührte sein Gesicht.
„Ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben, Angel. Ich würde hier und jetzt für sie sterben, wenn ich wüsste, dass sie dadurch in Sicherheit ist. Und ich weiß, ich werde sie noch mehr lieben, wenn ich sie sehe, wenn ich sie erst in den Armen halten kann.“
Seine Tränen flossen und benetzten ihre Hand. „Ja. Ja, das wirst du. Oh Jameson, sie ist so wunderschön. Ihr Haar ist dicht wie Satin und dunkel wie die Schwingen eines Raben.“
Wie deins, dachte er, nahm eine Strähne und rieb sie zwischen den Fingern.
„Und ihre Augen sind schwarz wie die Mitternacht. So groß und unschuldig …“
Sie gab ein ersticktes Schluchzen von sich und verzog das Gesicht; ihr ganzer Körper zitterte, als er sie an sich zog. Diese … diese Sorge und lähmende Angst um das kleine Mädchen verbanden sie miteinander. Und die würden sie immer teilen, was auch geschah.
Er drückte sie an sich, streichelte sanft ihren Rücken, strich ihr über das Haar. „Alles wird gut, Angel. Wir finden sie. Ich sag dir, ich hab noch nicht mal angefangen.“
„Ach je, ist das nicht rührend?“
Jameson erstarrte. Die tiefe Stimme kam von der Tür; sie fuhren beide herum und starrten in das Gesicht eines Mannes, der eine Waffe auf sie gerichtet hatte. Eine Waffe, die, wie Jameson wusste, den größten Vorteil des DPI enthielt. Die eigens entwickelte Droge, die selbst den kräftigsten Vampir hilflos machte.
Blitzschnell stieß Jameson Angelica hinter sich. Er tat es instinktiv und ohne nachzudenken. Es war selbstverständlich. Jeder Mann beschützte die Mutter seiner Kinder.
„Sie haben keine Verwendung für uns“, sagte Jameson ruhig zu dem Mann. „Von uns haben Sie schon, was Sie wollen. Riskieren Sie Ihr Leben nicht umsonst.“
„Sehe ich wie ein Narr aus?“ Der Mann lächelte verhalten. „Und jetzt raus mit der Sprache, Bryant. Wo ist das Kind?“
Jamesons Blut gefror. „Was zum Teufel meinen Sie damit, wo ist das Kind? Sie sind doch diejenigen, die …“ Er verstummte und kniff die Augen zusammen. „Sie wissen nicht, wo sie ist?“
„Lassen Sie die Spielchen. Wir beobachten diese Wohnung schon seit Tagen, falls Garner zurückkehren sollte, auch wenn ich nicht glauben kann, dass sie so dumm ist. Also, wo ist sie? Wo versteckt sie dieses Kind?“
Er spürte Angelicas Blicke auf sich. Verspürte eine Art von törichter Hoffnung in der Brust. „Das Kind“, sagte er leise, „ist an einem Ort, wo Sie es nie in die Finger bekommen. Von hundert Vampiren bewacht. Tausend bis Ende der Woche. Sagen Sie Ihrem Boss, er soll aufgeben. Es ist vorbei. Wir haben gewonnen.“
Der Mann runzelte die Stirn. „Sie lügen.“
Jameson zuckte mit den Schultern.
„Los, Sie begleiten mich. Wir kriegen die Wahrheit so oder so aus euch verlogenem Pack heraus.“ Er sah an Jameson vorbei zu Angelica und
Weitere Kostenlose Bücher