Erinnerungen der Nacht
lächelte ein wenig. „Es wird mir allergrößten Spaß machen, verschiedene Methoden auszuprobieren, wie ich dich zum Reden bringen kann, Süße. Ich hab gehört, deinesgleichen können gar nicht genug kriegen. Wir finden es heraus, das schwöre ich.“
„Wenn Sie sie anfassen, reiße ich Ihnen das Herz raus“, knurrte Jameson.
Zorn loderte in den Augen des Mannes auf, er hob die Waffe und richtete sie auf Jamesons Brust.
„Nein, das ist nicht nötig“, sagte Angelica zu ihm. „Bitte … benutzen Sie dieses Ding nicht.“
„Also, das ist ein braves Hündchen. Sehen Sie, Bryant? Ihre Freundin möchte kooperieren. Vielleicht weiß sie, wann sie einen richtigen Mann vor sich hat, hm?“
Sie war zu beunruhigt, ihre Gedanken abzuschirmen. Und ihr wurde regelrecht schlecht bei dem Gedanken, dass dieses dreckige Schwein sie anfassen könnte. Und doch würde sie sich fügen. Sie musste nur lange genug überleben, dann konnte sie ihre Tochter vielleicht retten.
„Na gut.“ Jameson wirkte entspannt. „Wir kommen freiwillig mit. Sie können die Waffe wegstecken.“ Und er ging einen Schritt auf den Mann zu. Der Bursche sah zuerst überrascht, dann hämisch drein. Er winkte mit dem Lauf der Waffe, Jameson setzte sich in Bewegung.
Nein! Angelicas Gedanke ertönte klar und deutlich in seinem Verstand. Jameson, geh nicht da rüber. Er erschießt dich!
Ganz ruhig, Angel, antwortete er wortlos. Er wusste genau, dass der Dreckskerl ihn gnadenlos umlegen würde. Er wollte, dass Angelica überlebte. Und er würde nie zulassen, dass dieses Schwein sie in die Finger bekam. Dieses Tier wird dir kein Haar krümmen. Vertrau mir. Ich muss nur noch etwas näher hin.
Er spürte ihre Überraschung. Sie hatten zum ersten Mal auf diese Weise kommuniziert. Wahrscheinlich hatte sie das bisher nicht für möglich gehalten. Nun wusste sie, dass es funktionierte.
Jameson ging noch ein paar Schritte … und dann sprang er in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf den Mann zu, entwand ihm mit einer Hand die Waffe und schlug ihm mit der anderen fest ins Gesicht. Am Ende stand er über seinem Angreifer. Er sah auf den hilflosen Mann hinab und richtete die Waffe auf ihn, wohl wissend, dass die Droge darin für einen Sterblichen tödlich war.
Angelica hielt ihn jedoch ganz plötzlich am Arm fest. „Du musst ihn nicht töten. Er ist keine Gefahr mehr für uns.“
Jameson schluckte. „Du hast recht, ich muss ihn nicht töten. Ich töte ihn, weil ich es will.“
Er drückte langsam den Abzug. In diesem Moment warf Angelica sich schnell wie der Wind zwischen die beiden Männer und riss ihm die Waffe aus der Hand. Jameson war so verblüfft über ihr Vorgehen, dass er zu spät reagierte, denn ohne zu zögern schmiss sie die Waffe quer durch das Apartment zum Fenster hinaus.
„Herrgott, Angelica!“, fuhr er sie an. „Warum zum Teufel beschützt du diesen Dreckskerl? Du weißt doch, was er mit dir vorhatte.“
„Mord ist eine Sünde, Vampir, ganz gleich, wie gerechtfertigt er scheinen mag.“
„Und deiner Meinung nach bin ich ohnehin schon verflucht, was also sollte mich eine weitere Sünde auf meinem Konto scheren? Hmm?“
Er bückte sich, packte den Mann am Kragen und riss ihn vom Boden hoch.
„Nein.“ Schon wieder vereitelte Angelica sein Treiben. Sie hielt ihn an den Schultern fest. „Nein, Jameson. Ich … ich habe mich vielleicht geirrt. Was ist, wenn ich mich geirrt habe?“
Er drehte sich langsam um und sah den flehentlichen Blick in ihren Augen.
„Bitte“, flüsterte sie. „Bitte töte diesen Mann nicht, wenn es nicht sein muss.“
Tatsächlich war seine Wut plötzlich verraucht. Ihr Blick beeinflusste ihn auf eine mysteriöse Weise, sodass er diesen wertlosen Klumpen Fleisch einfach zu Boden fallen ließ. „Der ist zweifellos nicht allein hier“, sagte er. „Komm mit.“
Er stieg über den Mann hinweg, und sie rannten auf den Flur, aber nicht zu den Fahrstühlen oder zur Haupttreppe, sondern zum Lastenfahrstuhl. Er drückte auf den Knopf mit der Aufschrift „Dach“. Ein Anflug von Hoffnung überkam ihn. Nur ein klein wenig Glück und Erleichterung.
„Jameson, wohin gehen wir … was …“
„Hast du nicht gehört, was der Dreckskerl gesagt hat, Angelica? Die haben sie nicht. Die haben unser kleines Mädchen nicht.“
Er sah ihr in die Augen und erblickte dort ein Spiegelbild seiner eigenen Aufregung. „Ich habe es gehört.“
„Garner“, murmelte er und dachte nur laut. „Es muss Garner sein.
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