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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Sie hat sie mitgenommen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum, aber …“
    Angelica schloss die Augen, ein leiser Seufzer kam über ihre geöffneten Lippen. „Sie hat gütige Augen, diese Hilary Garner. Sie versucht zu helfen. Ganz bestimmt tut sie ihr nichts.“
    „Das sollte sie auch besser nicht.“ Die Kabine kam zum Stillstand, die Tür ging auf. Jameson ging hinaus und die kurze Treppe hinauf bis zur Dachtür. Hastig lief er über das Dach bis zum Rand und sah zur Straße hinunter. Autos parkten kunterbunt durcheinander in den unterschiedlichsten Positionen; Männer rannten in das Gebäude, während dahinter weitere Einsatzfahrzeuge mit quietschenden Reifen zum Stillstand kamen.
    „Hier wimmelt es von DPI-Leuten.“
    „An dieser Seite des Gebäudes führt eine Feuerleiter runter“, rief sie und zog seinen Blick auf sich. Eine Sekunde blieb er stehen und blickte sie nur an. Ihre Silhouette zeichnete sich vor dem nächtlichen Sternenhimmel ab, der Wind wehte durch ihr Haar und verwandelte es in eine glänzende ebenholzfarbene Flagge. Als sie sich umdrehte und ihn ansah, tanzte ein Teil des Sternenlichts in ihren Augen.
    „Jameson? Die Feuerleiter?“
    Er schüttelte sich, musste wieder klar denken. „Damit rechnen sie. Die beobachten sie bestimmt.“ Er drehte sich um und betrachtete das benachbarte Gebäude. Durch eine nicht mehr als drei Meter breite Gasse getrennt. „Wir müssen springen, Angel.“
    Mit wackeligen Beinen ging sie über das Dach, stellte sich neben ihn und schaute ungläubig nach unten. „Das können wir nicht … wir stürzen ab und …“
    „Du hast ja keine Ahnung, wozu du fähig bist. Für dich ist das ein einziger Sprung, weißt du. Du bist so stark. Stärker als zehn von ihnen“, sagte er und nickte zu den Männern unten.
    „Niemals.“
    „Doch“, beharrte er. „Möchtest du unser bestgehütetes Geheimnis erfahren, Angel?“
    Sie sah ihm ängstlich in die Augen. „Ja.“
    „Die wahrhaft alten … können sogar fliegen.“
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Die lachen sich tot, wenn wir diesen winzigen Sprung nicht schaffen. Komm schon, Angel, vertrau mir. Ich hab mein ganzes Leben unter Vampiren verbracht.“
    Er nahm ihre Hand und führte sie zur anderen Seite. „Wir rennen jetzt los und springen. Du darfst nicht zögern, sonst bringst du uns beide in eine ziemlich hoffnungslose Lage.“
    „Der Sturz wäre unser Tod.“
    „Nein. Aber vermutlich hätten wir tierische Schmerzen.“
    Sie zweifelte noch immer. Er drückte ihre Hand. „Unser Baby ist in Sicherheit. Es ist nicht mehr in ihren dreckigen Händen, Angelica. Ist dir bei dem Gedanken nicht zumute, als könntest du fliegen?“
    Sie war noch etwas zittrig, aber ihr Mut gewann die Oberhand, und sie nickte.
    „Wenn wir hier nicht rauskommen, kriegen wir sie nie zurück. Für sie, Angel. Für unsere Amber Lily.“
    Angelica nickte einmal nachdrücklich. „Na gut.“
    „Braves Mädchen.“ Jameson hielt ihre Hand, rannte los, und sie hielt mit ihm Schritt. Sie zauderte nicht, zögerte nicht, bot jede erdenkliche Kraftreserve auf. Gemeinsam stießen sie sich ab, und gemeinsam segelten sie in hohem Bogen durch den nächtlichen Himmel. Er spürte den Adrenalinstoß, den er jedes Mal empfunden hatte, wenn Roland ihn zwang, bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu gehen, nur um festzustellen, dass es keine Grenzen gab. Der Wind heulte um seine Ohren, wehte ihm durchs Haar. Und dann landeten sie hart auf dem angrenzenden Gebäude; er zog sie dicht an sich, damit sie nicht nach vorn fiel und sich das Gesicht aufriss.
    Er hatte seine Arme um ihre Taille gelegt, ihren Körper fest an seinen gepresst, und als er sie anblickte, sah er sie … lächeln. Sie schaute mit funkelnden Augen auf. „Wir haben’s geschafft!“
    „Hab ich ja gleich gesagt.“ Dieses Lächeln. Das haute ihn um. Sie lächeln zu sehen, obwohl sie kurze Zeit zuvor noch hoffnungslos gewesen war. Eine Hoffnungslosigkeit, die er geteilt hatte. Jetzt gab es Hoffnung. Echte Hoffnung, und auch diese teilten sie. Er senkte den Kopf und küsste sie. Ihre Lippen waren voll und feucht und kühl durch die Nachtluft. Und fühlten sich gut an, prall und verlockend; er sog daran, fuhr sie mit der Zunge nach, teilte sie und schob die Zunge dazwischen. Unbeschreiblich.
    Die Lust traf ihn völlig unerwartet, überrollte ihn wie ein rasender Güterzug, und er spürte, dass es ihr nicht anders erging. Sie erschauerte, klammerte sich an ihn, öffnete die Lippen

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