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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Reaktion auf dessen raue und zugleich weiche Beschaffenheit.
    Er leckte sich die Lippen.
    Sie blieb auf halbem Weg durch den Raum wie erstarrt stehen und wartete. Er zwang sich, den Kopf zu heben und ihr in die Augen zu schauen. Und da wusste er, sie war nicht peinlich berührt von der Situation. In ihren Augen sah er nur eines: Erregung. Gier.
    Wieder fuhr seine Zunge gedankenverloren über seine Lippen. Er musste sich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren, durfte sich nicht ablenken lassen. War sie … wofür er sie hielt … oder es gewesen?
    Jameson räusperte sich. „Ich habe mich gefragt, Angelica … ob ich dich vielleicht mit Schwester Angelica anreden sollte?“
    Sie reagierte gut auf die Frage, das musste er ihr lassen. Ein kurzes Durchatmen, ein Blinzeln, mehr verriet nicht, dass sie einen schweren Schlag erhalten hatte. „Wenn ich das Gelübde abgelegt hätte, wäre ich Schwester Mary Elizabeth geworden. Aber da es dazu nicht kam, bin ich immer noch nur Angelica.“
    „Also doch kein richtiger Engel“, witzelte er. Dann sah er ihren Gesichtsausdruck und bereute es fast. „Du warst also Novizin?“
    „So ähnlich.“ Sie kam näher und bürstete dabei weiter ihr glänzendes, absolut prachtvolles Haar. Eine unglaubliche Mähne. Dick und wild und lang. Das Haar einer Göttin. Oder eines Engels. Eines dunklen Engels.
    „Von welchem Orden?“
    Sie hörte nicht auf zu bürsten, als sie sich umdrehte. „Warum stellst du so viele Fragen über mich, Vampir? Du hasst mich und gibst mir die Schuld an allem, was passiert ist. Warum willst du das also alles wissen?“
    „Du … hast mein Kind ausgetragen. Ist es da nicht ganz natürlich, dass ich neugierig bin?“
    „Nichts an dir ist natürlich.“
    „Und das weißt du ohne jeden Zweifel, ja? Bist du auch ganz sicher, dass du nur eine Novizin warst und nicht der allmächtige Gott?“
    Ihre Augen blitzten. „Wie kannst du es wagen!“
    „Also, deine Urteile fällst du jedenfalls, als wärst du Er, sosehr du es auch bestreiten magst. Ich wollte mich nur vergewissern.“
    Sie entfernte sich mit schnellen, wütenden Schritten von ihm. Sie war jetzt stärker. Vielleicht etwas mehr sie selbst. Die Nahrung hatte die Form ihres Gesichts und den Glanz des Haars wiederhergestellt. Und das Leuchten ihrer Augen. Und ihren federnden Schritt.
    Mit der wallenden Mähne, den blitzenden Augen, den sündig engen Jeans und dem gleichermaßen knappen Pullover konnte man sie sich eher als Playmate denn als Schwester vorstellen.
    Herrgott, er wollte sie so sehr.
    „Ich will jetzt los. Ich will mein Baby finden. Ich hab dich und deine Neugier satt. Was machen wir, um sie zu finden? Wo fangen wir an?“
    Er fixierte sie eine ganze Weile. Jetzt, wo sie kräftiger und gesünder war, sollte es ihm eigentlich leichter fallen, sie zu hassen. Aber es gelang ihm nicht. Warum war es so schwierig?
    Trotz allem, was ihn so sehr ablenkte, musste er sie endlich über die mögliche Natur ihres gemeinsamen Kindes in Kenntnis setzen. Er konnte nicht sagen, was sie wirklich erwartete, wenn sie das Kind gefunden hatten, aber sie sollte auf den Fall der Fälle vorbereitet sein.
    „Bevor wir anfangen“, sagte er deshalb betont langsam, „gibt es da etwas … und ich bin nicht sicher, ob du dir Gedanken darüber gemacht hast. Etwas, worauf du dich vorbereiten musst, Angelica.“
    Sie runzelte die Stirn. „Du machst mir Angst, Vampir. Was immer es ist, sag es mir, damit wir uns auf den Weg machen können.“
    Jameson wich ihrem Blick aus. Er machte sich schon seit Tagen Gedanken über den möglichen Zustand des Kindes. Anfangs war es ein schwerer Schlag für ihn gewesen. Aber er befand sich unter Freunden. Leuten, die ihn gernhatten, es ihm behutsam erklärten und für ihn da sein würden, was auch immer geschah.
    Für sie wäre es bestimmt viel schlimmer. Sie war allein, abgesehen von einem Mann, den sie mit jedem Atemzug mehr verabscheute.
    Er wappnete sich und sah ihr jetzt in die Augen. Sie funkelten wie Amethyste im Kerzenlicht. Atemberaubend. „Bis heute hat noch nie eine Vampirin ein Kind geboren. Keine … von der ich wüsste, jedenfalls.“ Sie blinzelte. Mehr nicht. „Angelica, wir wissen nicht, was uns erwartet … wenn wir unser Baby finden.“
    „Was … uns erwartet?“
    „Ob sie sterblich ist … oder unsterblich. Oder eine Mischung aus beidem. Ob …“
    „Nein.“ Sie wich stolpernd zwei Schritte zurück, dann hielt sie sich an einer Stuhllehne fest und krallte die

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