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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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und neigte den Kopf nach hinten. Er beugte sich über sie, stieß ihr die Zunge tief in den Mund und dachte daran, wie er ebenso tief in ihren Körper eindringen würde.
    Ein Gedanke, den er im Feuer der Leidenschaft nicht abschirmte.
    Sie hörte ihn laut und deutlich und erstarrte. Dann löste sie sich ganz behutsam von ihm und wandte sich ab. Sie war außer Atem. Genau wie er.
    „Ich …“ Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. Herrgott, er hatte praktisch gerade eine Nonne wollüstig geküsst. Und daran gedacht, dass er noch viel mehr mit ihr anstellen wollte. Aber … „Es tut mir leid.“
    „Wir müssen gehen, Vampir“, sagte sie atemlos. Ihre Stimme klang heiser und bebte. „Es dauert nicht mehr lange, und die finden uns hier.“
    „Ja.“ Diesmal ließ er sie vorangehen, folgte ihr und fragte sich, was zur Hölle diese Gefühle in ihm ausgelöst hatte.
    Als wir wieder auf festem Boden standen, schlichen Jameson und ich durch die Schatten der Nacht. Sehr deutlich hörte ich ihre Funkgeräte knistern, wenn sie miteinander sprachen. Während sie nach uns suchten. Offenkundig genossen wir höchste Priorität bei ihnen. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie wollten unsere Tochter. Ein kleines Baby, das nicht einmal wusste, wie viele Leute nach ihm suchten.
    Und ich würde lieber sterben, als sie denen zu überlassen.
    Ich blickte zu dem Mann, der dicht neben mir stand, und mir wurde klar, dass das für ihn vermutlich ebenso galt. Er würde sein Leben geben, um das Baby zu beschützen. Er hatte es schon riskiert, mehr als einmal. Vielleicht … war er doch nicht ganz das Monster, für das ich ihn hielt.
    Oder doch? Ich hatte die Wut in seinen Augen gesehen. Hatte miterlebt, wie er über einem reglosen Mann stand und ohne zu zögern bereit gewesen war, ihn zu töten. Kein Mitleid. Keine Regung. Keine Moral. Vielleicht zeigte er nur im Hinblick auf das Kind Ehre und Anstand. Vielleicht.
    Er hatte mich geküsst.
    Ich staunte immer noch, wie es dazu gekommen war. Schwer zu verstehen war es natürlich nicht. Wir waren beide wie in einem Rausch, von der Erkenntnis benebelt, dass sich unser Kind wahrscheinlich irgendwo in Sicherheit befand. In dem Moment hatten wir uns hinreißen lassen. Andernfalls hätte er mich nie im Leben angerührt, das stand für mich fest. Er hasste mich. Das hatte er mir deutlich zu verstehen gegeben. Gab mir sogar die Schuld an seiner ganzen misslichen Lage. Schob mir die Verantwortung für die Situation in die Schuhe, in der sich Amber Lily gerade befand. Und doch reagierte ich auf ihn wie eine Geliebte in den Klauen rasender Lust. Sosehr ich auch grübelte – den Grund dafür verstand ich einfach nicht.
    Was sein Urteil über mich anging, dem stimmte ich weitgehend zu. Ich war so närrisch gewesen. So durch und durch närrisch. Und er hatte recht, ich trug die alleinige Schuld daran, dass sie uns unser Baby genommen hatten. Doch damals kannte ich die Schrecken noch nicht, die ich heute kannte.
    Ich wusste nur, ich hätte auf ihn hören sollen, damals, als er dem Tode nahe auf dem Boden lag und mich beschwor, nicht mit dem DPI-Agenten zu gehen. Ich hätte auf ihn hören sollen.
    Mittlerweile standen wir in einer Gasse und beobachteten die Männer, die das Gebäude umstellt hatten. Das schwarze Auto des Vampirs wartete wie eine Spinne nur wenige Meter von uns entfernt. Aber diese Männer waren zu nah am Auto. Sie starrten zu dem Gebäude und warteten wahrscheinlich darauf, dass wir herauskamen. Uns hatten sie die Rücken zugewandt.
    Wir schaffen es zum Auto, hörte ich ihn sagen. Dann wurde mir klar, dass er es gar nicht gesagt hatte. Diese stumme Form der Kommunikation machte mich immer noch schwindelig. Er nahm meine Hand, was allmählich zur Gewohnheit für ihn zu werden schien, und führte mich weiter. Dann öffnete er die Fahrertür, die auf unserer Seite lag, und ich duckte mich und kroch über den Fahrersitz auf meinen. Dort hielt ich den Kopf unten.
    Jameson saß im Handumdrehen neben mir und zog die Tür sehr behutsam zu. Dann drehte er den Zündschlüssel um.
    Die Männer wirbelten herum. Jameson legte den Gang ein, das Auto setzte sich in Bewegung. Dann eröffneten die Männer das Feuer auf uns. Eine derart grässliche Szene hatte ich noch nie erlebt. Männer, die auf uns schossen. Aus den schwarzen Mündungen loderte Feuer in die Nacht. Das Fenster neben mir zersplitterte, ich hörte Jameson fluchen, als er das Lenkrad heftig herumriss. Nur Sekunden später sprangen andere

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