Erinnerungen der Nacht
gleich.
Jetzt lag sie im Gras, das dunkle Haar wie eine Aura um sich, und das Licht der Sterne spiegelte sich in ihren Augen. Er stöhnte fast, so stark erfüllte ihn das Verlangen nach ihr. Am liebsten hätte er sich auf sie gelegt, gleich hier und jetzt, und …
„Ähem“, machte Roland vielsagend.
Jameson drehte sich um, sah seinen Freund hinter sich stehen und fragte sich, wie viel von seinen unkeuschen Gedanken er mitbekommen haben mochte. „Ihr seid hier. Gut.“
Rhiannon ging zu Angelica, breitete die Arme aus und ließ sich ebenfalls ins Gras fallen. Angelica lachte.
Zum ersten Mal, wurde Jameson verblüfft klar, hörte er sie tatsächlich lachen.
„Du siehst besser aus, Kleines“, begutachtete Rhiannon Angelica, als sie neben ihr auf dem Boden lag.
Angelica richtete sich lächelnd auf. „Sie ist in der Nähe. Ich spüre es. Bald haben wir sie gefunden.“
„Und?“, drängte Rhiannon.
„Und … das Wissen, dass sie unversehrt und in Sicherheit und glücklich ist, gab mir … ich weiß auch nicht. Eine Verschnaufpause von all den Sorgen um sie, denke ich. Und da habe ich deinen Rat befolgt, Rhiannon. Ich … erfreue mich an dem, was ich geworden bin.“
„Das solltest du auch, Kleines.“
Jameson löste den Blick von ihrem wunderschönen Gesicht und wandte sich an Roland. „Wo sind Eric und Tamara?“
„Sie beobachten die Hütte und warten auf uns. Wir hielten es für das Beste, schnellstens jemanden in Position zu bringen, falls das Kind wieder weggeschafft werden sollte.“
Jameson nickte. „Wo liegt die Hütte?“
„Nur wenige Meilen von hier“, teilte Roland ihm mit.
Angelica trat zwischen sie. „Beeilen wir uns, Vampir“, bat sie und sah Jameson so flehentlich an, dass ihm schwer ums Herz wurde. Verdammt, warum konnte er die Freundschaft nicht akzeptieren, die sie ihm anzubieten schien, und es dabei bewenden lassen? Warum verlangte ihn nach so viel mehr? „Ich will sie in den Armen halten“, bedrängte sie ihn weiter. „Sie an mich drücken. Bitte.“
Er nickte und wandte sich ab. Den Ausdruck der Liebe in ihren Augen konnte er kaum ertragen. Liebe für ihr Kind. Sie brachte ihr ganzes Gesicht zum Strahlen. Er ging mit Angelica zum Auto, blieb jedoch stehen, als er merkte, dass Roland ihm nicht folgte.
„Worauf wartest du?“
Roland nickte zu Jamesons Auto. „Du weißt, was ich von den Dingern halte“, sagte er. „Die Fahrt hierher war schon schlimm genug. Rhiannon und ich folgen euch. Wir können quer durch den Wald laufen und sind vermutlich noch vor euch dort.“
Angelica sah Roland zweifelnd an. „Du bist schneller als ein Auto?“ Roland nickte. „Dann musst du sehr alt sein“, sagte sie.
Jamesons bester Freund grinste breit. „Mylady, ich bin steinalt. Doch meine teure Gefährtin ist mehrere Jahrhunderte älter.“
„Kind, als ich sagte, dass ich die Tochter eines Pharao bin, war das kein Witz“, Rhiannon kam näher und ergriff Rolands Arm. „Ich lebte schon, als die Pyramiden erbaut wurden.“
Jameson sah den ehrfürchtigen Ausdruck in Angelicas hübschem Gesicht.
„Eines Tages erzähle ich dir davon“, sagte Rhiannon und blinzelte.
„Ich komme darauf zurück.“ Dann drehte Angelica sich um und lief eilig zum Auto. Roland gab Jameson derweil eine Wegbeschreibung, er verabschiedete sich von seinen Freunden und setzte sich ans Steuer.
„Beeil dich“, flüsterte sie und funkelte ihn wieder mit den aufregendsten Augen an. Es war ihr Ernst. Sie spürte etwas. Spürte es ausgesprochen stark.
„Mach ich.“
Wir parkten in einiger Entfernung und schlichen durch den nächtlichen Wald zu der Hütte. Sie stand auf einer Anhöhe in einem Pinienwäldchen, deren Bäume einander Geheimnisse zuflüsterten und die Luft mit ihrem Duft schwängerten, wenn der Wind durch ihre Nadeln strich.
Jameson hielt mich mit einer Hand am Ellbogen, während wir lautlos durch den Wald schritten und uns der Hütte näherten. Ich sah Lampenschein in den Fenstern und eine helle, graue Rauchfahne aus dem Kamin aufsteigen. Ich roch brennendes Holz.
Aber etwas … stimmte nicht.
Jameson drehte sich zu mir um und runzelte die Stirn. „Tamara und Eric sind nicht hier“, sagte er.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich ganz auf meine Tochter. Die Ruhe und Sicherheit ihrer Umgebung empfing ich immer noch, genau wie ihre Nähe.
Aber sie schien nicht so nahe zu sein, wie ich gedacht hatte.
Tiefe Niedergeschlagenheit erfüllte mich. Das Hochgefühl entwich aus mir
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