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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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ihn sah.“ Sie richtete den stechenden Blick ihrer dunklen Augen auf Frederick. „Aber Sie sollten vorsichtiger mit ihr umgehen, Freddy. Bei Ihnen ist sie vielleicht nicht ganz so zartfühlend.“
    Frederick leckte sich die wulstigen Lippen, trat langsam vor, und sein Hinken war ausgeprägter denn je. „Pandora“, rief er mit seiner Baritonstimme. Er näherte sich den beiden auf dem Teppichboden langsam. „Pandora, komm her, Kätzchen.“
    Die Katze blickte auf und drehte sich gemächlich auf den Bauch. Sie blieb mit ausgestreckten Pfoten und erhobenem Kopf so reglos wie eine Sphinx liegen und sah Frederick an. Der schaute zu Rhiannon. „Kann ich sie streicheln?“
    Rhiannon nickte, richtete den Blick selbst auf den Panther und sandte ihm lautlos geistige Botschaften. Frederick streckte die Hand aus, berührte zärtlich Pandoras Kopf und streichelte ihn langsam. Damit machte er weiter, bis die Katze erneut ihr tiefes Schnurren von sich gab. Sie machte die glänzenden Augen zu und drückte den Kopf in Fredericks Hand.
    Frederick lachte und legte dabei den kantigen blonden Kopf in den Nacken. „Danke, dass Sie sie mitgebracht haben.“
    „Danke, dass Sie ihr vertraut haben“, entgegnete Rhiannon. „Rogers wird uns vermutlich heute nicht mehr stören. Ich habe ihm eingeredet, dass ihr alle das Land verlassen habt. Trotzdem hält sie ihn fern, sollte er etwas versuchen.“
    „Jede Wette“, sagte Frederick leise.
    „Und morgen Abend kümmern wir uns darum, dass wir Jamey an einen sicheren Ort bringen.“
    „Nein.“ Jamey stand auf und sah Rhiannon und Roland an.
    Roland seufzte. „Ich weiß, das ist schwierig für dich, Jameson, aber …“
    „Nein. Es ist unmöglich. Ich gehe morgen nicht weg. Ich habe noch einmal Training, und dann ist das große Spiel.“ Er wandte sich an Rhiannon. „Es ist die Meisterschaft, Rhiannon. Vorher können wir nicht fortgehen.“
    Roland machte den Mund auf, aber Rhiannon hielt die Hand hoch. „Dein Spiel … Fußball, nicht?“
    Jamey nickte. „Ich habe die ganze Saison darauf hingearbeitet. Und das lasse ich mir von Curtis Rogers nicht nehmen. Er hat mir schon genug genommen. Wir spielen im Stadion, bei Flutlicht. Es ist das größte Spiel des Jahres.“
    Rhiannon nickte. „Das Spiel, um welche Uhrzeit …“
    „Übermorgen Abend, sieben Uhr.“ Hoffnung leuchtete in Jameys Augen auf.
    Rhiannon dachte angestrengt nach. „Um sieben ist es schon dunkel, oder nicht?“
    Roland konnte nicht mehr schweigen. „Rhiannon, in einem Stadion voller Zuschauer können wir den Jungen nicht beschützen. Denk nicht einmal daran …“
    „Es ist wichtig für ihn, Roland. Das siehst du doch.“
    „Ich muss morgen nach der Schule am Training teilnehmen. Wenn ich es verpasse, kann ich bei dem Spiel nicht mitmachen. Regel des Trainers.“
    „Nein. Das kann ich nicht einfädeln“, sagte Rhiannon leise. „Das Training findet tagsüber statt. Da können wir nicht auf dich aufpassen.“
    „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“
    „Es ist eigentlich ganz einfach“, fuhr Rhiannon fort, als hätte er gar nichts gesagt. „Ich schreibe eine Notiz für deinen Trainer, dass du dir den Knöchel verstaucht hast und den ganzen Tag ausruhen musst, sonst kannst du nicht an dem Spiel teilnehmen. Wenn er ein ärztliches Attest verlangt, dann schreibe ich natürlich eines. Diesen Brief lasse ich zustellen, nebst einem Scheck, einer Spende für das Team, wenn du so willst. Die Summe wird so ordentlich sein, dass dich der Mann gern vom Training befreien wird. Na also, siehst du, wie einfach das ist?“
    Jamey lächelte zaghaft. Dann runzelte er die Stirn. „Ich sollte Ihr Geld nicht annehmen …“
    „Pah“, meinte Rhiannon mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ich habe mehr, als du dir vorstellen kannst.“ Sie sah Jamey mit tief empfundener Zuneigung in den Augen an. „Außerdem kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bei einem Fußballspiel gewesen bin. Und damit ist es abgemacht.“
    Sie ging zur Tür hinaus – mit ihrem schwarzen Samtkleid der Inbegriff von Eleganz.
    Roland folgte ihr.
    An der Treppe blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und forderte ihn regelrecht heraus, mit ihr zu streiten.
    „Ich habe nicht die Absicht, zu diesem Fußballspiel zu gehen.“
    Sie zuckte geziert mit den Schultern. „Wir werden dich natürlich vermissen, aber wenn das deine Entscheidung ist …“
    „Jameson geht auch nicht. Das Risiko ist zu groß.“
    Sie verdrehte die Augen.

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