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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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„Was wäre denn das Leben ohne Risiken?“
    „Ich verbiete es, Rhiannon.“
    „Du kannst es verbieten, sooft du willst. Jamey und ich gehen zu diesem Spiel. Und glaub mir, Darling, kein Sterblicher wird dem Jungen auch nur ein Haar krümmen, wenn ich mich in seiner Nähe aufhalte. Du vergisst, wer ich bin.“
    Er schüttelte den Kopf. „Es dürften so über hundert Sterbliche anwesend sein. Man würde uns sofort erkennen. Uns als das entlarven, was wir sind. Hast du den Verstand verloren?“
    Sie drehte sich nur um und ging weiter die Treppe hinunter. „So wie ich gestern Nacht im ‚Le Requin‘ entlarvt wurde? Roland, wir haben Möglichkeiten, uns zu tarnen. Etwas Make-up auf unsere blasse Haut, eine Sonnenbrille, wenn du Angst hast, man könnte das Glühen in deinen Augen sehen. Etwas Puder auf die blutroten Lippen. Weißt du, es ist wirklich kinderleicht, sie hinters Licht zu führen. Außerdem sind sie moderne Menschen. Sie würden uns nicht abkaufen, was wir sind, wenn wir es ihnen mitten ins Gesicht sagen würden.“
    „Das ist Wahnsinn“, murmelte er und sah ihr nach, als sie die Treppe hinunterging. Wie sollte man den eigenen Charakter, die eigene Gewalttätigkeit maskieren? Wie konnte Roland zulassen, dass die beiden Menschen, die er am meisten beschützen wollte, sich selbst in so eine gefährliche Lage brachten?
    Sie erreichte das untere Ende der Treppe und wartete, bis er sie eingeholt hatte. „Du hast zu lange wie ein Einsiedler gelebt, Roland. Du gönnst dir nicht den kleinsten Luxus.“
    „Ich habe alles, was ich brauche.“
    „Unsinn. Wenn du einige der Orte sehen könntest, wo ich gelebt habe … Landhäuser, Penthouse-Suiten in den teuersten Hotels. Ich besitze ein herrliches Apartment in New York. Wenn ich reise, dann nur in größtmöglichem Luxus. Ich besuche die Oper, das Ballett, das Theater. Roland, es gibt keine Gefahr. Nicht für uns. Wer sollte uns etwas antun können?“
    „Das DPI, wie du nur zu gut weißt.“
    „Ah. Da mache ich in den Jahrhunderten meiner Existenz einen kleinen Fehler, und daran klammerst du dich wie Pandora an ein Steak.“
    „Eric hätten sie um ein Haar auch erwischt. Das kann passieren.“
    „Eric ist jung … erst zwei Jahrhunderte alt, Roland. Du hast das Dreifache seiner Macht und Kräfte. Außerdem, was nützt ein ewiges Leben, wenn man es so verbringt?“ Sie zeigte mit der Hand in den großen Saal.
    Er seufzte. Es war ein anstrengendes Unterfangen, mit ihr zu diskutieren. „Ich lebe hier, weil ich es will.“
    „Nein. Ich glaube, du klammerst dich an die Vergangenheit. Du kannst deine Unsterblichkeit nicht genießen, dich nicht daran erfreuen, weil du eine falsche Vorstellung von Familienloyalität hast oder so.“
    „Und ich finde, du suchst die Gefahr absichtlich, als wolltest du den Tod damit herausfordern. Warum tust du das, Rhiannon?“
    Ihr Gesicht wurde augenblicklich verschlossen und ließ keine Gefühlsregung mehr erkennen. Sie verschloss selbst ihre Gedanken vor ihm und legte unverzüglich einen dichten Schleier darum. Er wusste, er hatte einen Nerv getroffen, hatte jedoch keine Ahnung, welchen.
    „Selbst wenn das stimmen würde, musst du wissen, dass ich deinen Jamey nie in meine Auseinandersetzungen mit hineinziehen würde. Ich würde ihn nicht in Gefahr bringen, Roland.“
    „Warum nicht? Was bedeutet er dir?“
    „Was er dir bedeutet, darauf kommt es an.“ Sie senkte den Blick zu Boden, und einen Moment konnte Roland unverhüllten Schmerz in ihren Augen sehen. „Ich weiß, wie er sich fühlt. Ich kenne die Art von Schmerz, die er in seinem jungen Herzen fühlt. Der Verlust seiner Mutter …“ Sie blinzelte und verstummte, als ihre Stimme heiser wurde. Dann wandte sie sich ab, wirbelte herum und stapfte auf dem Steinboden zu der schweren Tür.
    „Wohin gehst du?“ Er streckte seine geistigen Fühler nach ihr aus. Ihm schien, als hätte er eine Seite von Rhiannon erlebt, die noch niemand je zu Gesicht bekommen hatte. Er wollte mehr wissen, wollte die Ursache des Schmerzes ergründen, den er gerade gesehen hatte. Wollte ihm ein Ende machen.
    „Natürlich in meine Behausung. Es dämmert schon fast.“
    Er war ratlos. Dass sie das Schloss heute noch verlassen würde, damit hatte er nicht gerechnet. „Ich … ich dachte, du würdest hierbleiben.“
    „Und hier schlafen? Ich nehme an, du hast irgendwo in deinem feuchten Kerker einen Ersatzsarg aus poliertem Hartholz, den ich benutzen könnte?“ Sie fand zumindest mit der

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