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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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schlug er vor. Aber seine Stimme klang nicht trocken und desinteressiert, sondern heiser und nicht allzu laut.
    „Diese Strümpfe sind wunderbar, findest du nicht auch?“ Sie kam näher, winkelte ein Knie an und stellte den Fuß auf einen niedrigen Hocker. „So sanft zu meiner Haut. Berühre sie, Roland, dann verstehst du, was ich meine.“ Sie nahm seine Hand in ihre, drückte die Handfläche auf ihren Schenkel und rieb sie über das glatte zimtfarbene Material.
    Er schluckte. „Wie ich schon sagte, manchmal fehlt es dir an einem gebührlichen Maß Zurückhaltung. Warum reißt du mir nicht einfach die Kleider vom Leib und versuchst mich mit Gewalt zu verführen?“ Er zog die Hand zurück, war jedoch wütender über seine eigene Reaktion als ihre kindischen Versuche, ihn zu bezirzen.
    Er sah den verletzten Ausdruck in ihren Augen und bedauerte seine Worte augenblicklich. Wahrscheinlich konnte sie wirklich nicht anders; sie war eben einfach Rhiannon. Er hatte nur seinen Zorn auf sich selbst auf sie projiziert. „Es tut mir leid, Rhiannon, ich wollte nicht …“
    Sie warf das Haar zurück. „Natürlich wolltest du. Du würdest es vorziehen, dass ich das werde, was du als perfekte Dame betrachtest. Dass ich auf einem Samtkissen sitze und die Augen niederschlage, bis du die Initiative ergreifst und mich zum Tanz aufforderst. Ha! Ich hätte mehr Spinnweben an mir als dieser große Saal, bis du dich endlich dazu entschieden hättest.“
    Sie wandte ihm den Rücken zu. „Ich wollte mit dir zu dem Spiel gehen, aber jetzt glaube ich, ich fahre lieber mit Frederick und Jamey im Auto. Genieß deinen Spaziergang, Roland. Und zieh um Gottes willen die Sachen an, die ich dir mitgebracht habe. Wenn du glaubst, du könntest das Fußballspiel des Jungen in derart förmlicher Kleidung besuchen und dabei unauffällig wirken, dann bist du nicht mehr ganz bei Trost.“
    Er sah zu der Tüte, die sie neben die Tür gestellt hatte, während sie herumwirbelte und hinausging.
    Er genoss seinen Spaziergang nicht. Wie sich herausstellte, war er doch nicht hartherzig genug, dass er Rhiannon verletzen und Freude dabei empfinden konnte. Er hatte sie nicht beleidigen wollen, aber sie machte ihm schwer zu schaffen, verdammt. Kein anderer Mann wäre fröhlich und charmant gewesen, wenn er sich so frustriert gefühlt hätte wie Roland. Es kostete ihn seine gesamte Willenskraft, ihren unverhohlenen sexuellen Avancen zu widerstehen. Aber ihnen nachzugeben wäre gelinde gesagt töricht gewesen. Sie würde ihn nicht nur niemals vergessen lassen, dass sie dieses spezielle Kräftemessen gewonnen hatte, sondern wahrscheinlich verschwinden wie eine Sommerbrise, sobald der Akt vorüber wäre. Vielleicht würde er sie Jahre nicht wiedersehen. Und sie würde die Bestie wecken, gegen die er schon so lange ankämpfte.
    Nein. Diese … Sache zwischen ihnen war rein körperlicher Natur. Und ihre übermächtige Wirkung … die konnte er ihrer Vampirexistenz zuschreiben. Sie verspürten jede Empfindung ausgeprägter als Sterbliche. Einzig und allein seine Natur verstärkte das Verlangen.
    Als er sich diese Erklärung zurechtgelegt hatte, nutzte er seine übernatürliche Schnelligkeit, um das Stadion vor dem kleinen Auto, das er Frederick gekauft hatte, zu erreichen. Er bevorzugte es, aus eigener Kraft oder zu Pferde zu reisen, statt sich in tausendfünfhundert Kilo von Menschenhand geformtem Altmetall durch die Gegend katapultieren zu lassen.
    Im Stadion fühlte er sich in der Kleidung, die Rhiannon für ihn ausgesucht hatte, nicht besonders wohl. Der blaue Jeansstoff schmiegte sich an seine Pobacken und drückte ungewohnt fest gegen den Unterleib. Das Sweatshirt war schwarz. Das störte ihn nicht, aber die neonfarbene Schrift auf der Brust, die verkündete, dass er ein Fan von einer Sache namens „Grateful Dead“ war, stellte seine Geduld auf eine harte Probe. Den Schädel und die überkreuzten Knochen fand er ebenso wenig amüsant wie Rhiannons Auswahl feinsinnig. „Dankbarer Toter“. Nun gut. Wenigstens passte er sich der Menge an.
    Im Gegensatz dazu war Rhiannon, die direkt links von ihm saß, alles andere als unauffällig. Sie feuerte Jameys Mannschaft lautstark an, ganz zu schweigen von Verwünschungen, die sie brüllte, wenn das gegnerische Team Fortschritte machte. Sie war ständig in Bewegung, zappelte auf ihrem Sitz herum, beugte sich vor oder stand auf oder beides, wenn sie besser sehen wollte, und das alles zum größten Vergnügen der

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