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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Augen, als er ihre Lippen an seinem Hals spürte. Ihre Berührung weckte seine Blutgier. Sexuelles Verlangen erfüllte ihn, und er fühlte sich zu schwach, dagegen anzukämpfen. Herrgott, er begehrte sie so sehr. Und was sie jetzt gerade tat, fachte diese ohnehin fast übermächtige Sehnsucht nur noch mehr an. Langsam bröckelte die Fassade der Zurückhaltung, die er so mühsam aufgebaut hatte, unter dem Bombardement der Begierde.
    „Genug!“
    Er hatte nicht beabsichtigt, dass der knappe Befehl so barsch klingen sollte. Sofort hob sie den Kopf und blinzelte. Roland sah die Leidenschaft in ihren Augen, auch wenn der Schmerz sie trübte.
    „Noch mehr, und ich habe nicht mehr die Kraft, dich nach Hause zu tragen, Rhiannon“, log er in deutlich sanfterem Tonfall. Er fürchtete immer noch um ihr Wohlergehen, aber ehrlich gesagt, wenn sie nicht gleich aufgehört hätte, dann hätte er sie womöglich hier und jetzt in das duftende Laub gelegt und sie leidenschaftlich genommen, Schmerzen hin oder her.
    „Dann setz mich ab. Ich kann gehen.“
    Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich wieder Richtung Schloss in Bewegung.
    „Ich sagte, setz mich ab. Ich habe noch nie Hilfe von einem Mann gebraucht, und dazu wird es auch nie kommen. Ich komme allein zurecht.“
    „Heute Nacht hast du die Hilfe eines Mannes gebraucht, Rhiannon. Und wenn du deinen tollkühnen Lebenswandel nicht beendest, kommt es zweifellos wieder dazu. Und du brauchst sie jetzt auch, ob du es dir eingestehen willst oder nicht, also ruh dich in meinen Armen aus und sei still.“
    Sie machte es sich bequemer, doch ihr verkniffener Mund verriet ihm, dass die Diskussion noch nicht beendet war. „Das mache ich, aber nur weil ich die Wahrheit kenne. Du trägst mich, weil es dir gefällt. Du magst es, meinen Körper so nahe an deinem zu spüren. Und was die Hilfe von einem Mann betrifft, da liegst du vollkommen falsch. Ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet, diesem Trottel den Kopf von den Schultern zu reißen. Ich bin ebenso befähigt wie jeder Mann, sterblich oder unsterblich, jung oder alt, und das solltest du nie vergessen.“
    Roland verdrehte die Augen. „Ich dachte, ich würde wenigstens ein Wort des Dankes dafür hören, dass ich dir das Leben gerettet habe. Stattdessen handle ich mir Vorwürfe ein, weil ich doch tatsächlich dachte, du könntest Hilfe brauchen.“
    Sie schwieg einen Moment und dachte über seine Worte nach. „Na gut, ich denke, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Aber glaub nicht, dass ich dir unterlegen bin.“
    „Das habe ich nie geglaubt, Rhiannon.“
    „Und das ist schamlos gelogen.“
    Roland runzelte die Stirn und sah ihr ins Gesicht, während er sie weiter durch den zunehmend dichteren Wald trug. Trockenes Laub und abgebrochene Zweige knisterten unter seinen Füßen. „Warum sagst du das?“
    „Dumme Frage.“
    Roland konzentrierte sich mehr auf ihren ätzenden Tonfall als das Gewicht ihrer Hüfte, die bei jedem Schritt über seinen Unterleib strich. Er beachtete nicht, wie sie den Kopf an seine Schulter schmiegte und die runden Brüste an seinen Brustkorb presste. „Ich glaube, wenn du von DPI-Agenten angegriffen wirst, versetzt dich das definitiv in eine ungnädige Stimmung.“
    Er sah, wie sie den Mund zu einer Antwort öffnete, doch dann blieb sie stumm und runzelte die Stirn. „Ich bin nicht sicher, ob er vom DPI war. Wenn ja, handelte er jedenfalls mehr im eigenen Interesse als in ihrem.“
    „Was meinst du damit?“
    „Roland, der Mann wusste ungewöhnlich viel über unsere Art. Er hat unsere Schwächen aufgezählt. Und er sprach mich mit meinem Namen an.“
    Roland blieb stehen und sah zu der dunklen Mauer aus Stein, die Schloss Courtemanche umgab. Er konnte hören, wie der Fluss Tordu linker Hand rauschend und tosend dahinschoss, bis er irgendwann in die Loire mündete. Rechts, jenseits des Waldrands, lag eine grüne, kühle Wiese, die sich wie ein Teppich von der Schlossmauer bis zu einem kurvenreichen Feldweg erstreckte. Doch die Düfte von Gras, dem Fluss und der Nacht verblassten neben dem Geruch von Rhiannons Haar und Haut.
    Roland schüttelte sich, schärfte seine Sinne und suchte nach der Präsenz von anderen. Sie waren gut vorangekommen, doch er fürchtete, die Einsatzkräfte des DPI könnten schon unterwegs sein.
    „Roland, du hörst mir nicht zu. Ich habe keine Spur von diesem Mann entdeckt, obwohl er im Hinterhalt lag. Er kann seine Anwesenheit verschleiern und uns abblocken.“
    Roland

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