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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Gott, und auch noch mit denselben Worten wie auf dem cimetière. Vermutlich hätte er ihr kein größeres Herzeleid zufügen können, wenn er sie absichtlich hätte kränken wollen. Konnte er nicht einmal atmen, ohne sie zu quälen? Und wie konnte er den Schaden reparieren, den er angerichtet hatte?
    Rhiannon beugte sich in der Klinik, die lediglich aus einem Behandlungszimmer in der Wohnung des Mannes bestand, über den Tisch. „Sie sollten sie bis zu meiner Rückkehr betäubt lassen“, versicherte Rhiannon ihm. „Ich kann unmöglich sagen, wie sie auf Fremde reagiert.“
    „ Oui, ich gehe kein Risiko ein, Mademoiselle.“ Er rieb sich den schütteren Kopf und rückte die rechteckige Brille auf der Nase zurecht. „Isch ’abe viele ’austiere be’andelt, aber noch nie einen Panther.“ Er machte eine Pause, doch Rhiannon gab ihm keine Erklärung. Nach einem Augenblick zuckte er mit den Schultern und beließ es dabei. „Sie wurde von einem Auto angefahren, non?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe sie so im Wald gefunden.“ Rhiannon sah dem Sterblichen in die hellblauen Augen. „Wenn Sie sie retten, baue ich Ihnen eine neue Tierklinik. Ein ganzes Hospital, wenn Sie möchten. Ich gebe Ihnen mehr Geld, als Sie in einem Jahr verdienen können. In drei Jahren.“
    Sein plötzliches Lächeln war echt. Er nahm ihre Hand und tätschelte sie. „Isch liebe Tiere, Mademoiselle. Das ’aben wir gemeinsam, non? Isch rette sie, wenn isch kann, ob Sie mir nun den Mond oder einen Korb Äpfel als Belohnung verspreschen.“ Er ließ ihre Hand los und streichelte Pandoras seidiges Fell.
    „Das glaube ich Ihnen.“ Sie schniefte und wischte sich die Augen ab. So hatte sie nicht mehr geweint, seit die Wachen sie aus ihres Vaters Palast zum Tempel der Isis gezerrt hatten. Damals war sie ein fünfjähriges Mädchen gewesen. Jetzt war sie alterslos. Lächerlich, wie vernarrt sie in diese Katze war. „Ich weiß nicht, wann ich sie holen kommen kann. Vielleicht in ein paar Tagen.“
    „Isch kümmere misch um sie. Keine Bange.“
    „Danke.“ Das schien nicht genug zu sein. Es war ihr Ernst gewesen. Sollte er Pandora retten, würde sie ihn mit Reichtümern überhäufen.
    Dass sie die Katze bei ihm lassen musste, kam ihr vor, als würde sie ein Baby aussetzen. Rhiannon kämpfte gegen die Tränen an und zwang sich zu gehen. Jameson brauchte sie jetzt. Das durfte sie nicht vergessen.
    Im Auto saß sie stumm und stocksteif da, bis Tamara ihre Hand nahm. „Sie wird es bestimmt überleben.“
    Rhiannon nickte. „Aber Lucien nicht.“
    „Glaubst du, er hat ihr das angetan?“
    Rhiannon nickte erneut. „Pandora war bei Jamey. Jetzt ist Jamey bei Lucien, und Pandora liegt auf einem Operationstisch. Ja, ich glaube, dass er dafür verantwortlich ist. Und ich glaube, er wird sich den Tod wünschen, lange bevor er ihn ereilt.“ Sie machte die Augen zu und sandte ihre Gedanken über Meilen hinweg aus. Hörst du mich, Lucien? Ich bin dir auf den Fersen, weißt du.
    Sie riss überrascht die Augen auf, als sie die Antwort durch ihren Geist hallen hörte. Ich warte.
    „Der Morgen graut bald. Wir müssen einen Unterschlupf suchen.“
    Tamara seufzte frustriert, und Roland konnte ihre Gefühle gut verstehen. „Wir nützen Jamey gar nichts, wenn wir in der Sonne verbrutzeln, Tamara.“
    „Wohl wahr.“
    Eric fuhr weiter, bog aber auf immer schmalere und engere Feldwege ein, um einen Ruheplatz für sie zu suchen. Schließlich kam eine verlassene Scheune in Sicht. Roland zeigte darauf. „Wir können zur Rückseite fahren, damit man das Auto nicht sieht. Noch besser, wir öffnen das Tor und fahren hinein. Was meint ihr?“
    „Das wäre wohl das Beste. Der Boden davor sieht eben genug aus. Schau doch mal nach, ob drinnen denn genug Platz ist.“
    Roland gehorchte, drückte gegen das Tor und schob es auf rostigen Schienen auf, bis das Auto passieren konnte. Die Scheune war leer, abgesehen von einem großen staubigen Heuhaufen und einigen uralten Werkzeugen, die um ihn herumlagen. Roland räumte eine zerbrochene Gabel und einen alten Milchkübel aus dem Weg und winkte Eric, dass er hereinfahren sollte.
    Kaum war der Motor aus, schob Roland das Tor wieder zu und hüllte sie alle in Dunkelheit.
    „Das dürfte sicher sein“, meinte Tamara.
    „Wir wissen nicht, ob es Ritzen oder Fugen gibt, Tamara. Am besten vergraben wir uns unter dem Heuhaufen, bevor wir schlafen.“
    Sie nickte und rückte näher zu Eric, der den Arm um ihre Schultern legte und

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