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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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selbst hinabzuführen schien. Gerüche von Feuchtigkeit und Fäulnis stiegen ihm in die Nase, als sie hinunterstiegen. Er hörte die Geräusche von tropfendem Wasser, raschelnden Nagetieren und ihren eigenen Schritten. Sie war hier, in dieser Hölle, und glaubte vermutlich, er wäre tot.
    Sie traten bei jedem Schritt so vorsichtig und leise wie möglich auf. Roland wagte aus Angst, er könnte Lucien aufschrecken und ihn veranlassen, Rhiannon etwas anzutun, kaum zu atmen. Gott, allein der Gedanke, dass sie sich hier befand, machte ihn fast rasend. War sie in einer eiskalten, winzigen Zelle eingesperrt? Schlotterte sie in diesem Moment vor Kälte und Kummer über sein angebliches Dahinscheiden? Hatte man sie unter Drogen gesetzt und im Angesicht von Luciens Brutalität bis zur Hilflosigkeit geschwächt?
    Hatte der Dreckskerl ihr etwas angetan? Sie angefasst?
    Wenn ja, würde er sterben, das schwor sich Roland. Sterben würde er so oder so. Die Bestie war frei, und zum ersten Mal freute sich Roland darüber. Er würde Lucien in Stücke reißen, und das mit allergrößter Freude.
    Eric berührte ihn am Arm und legte den Kopf schief. Erst da hörte Roland Stimmen, die leise durch diese höhlenartige Unterwelt hallten. Die Stimmen drangen zu ihnen wie rastlos umherziehende Gespenster.
    „Bist du bereit?“
    „Ich bin bereit, Lucien.“ Rhiannons Stimme war so schwach wie ihr Körper und ihr Geist. Ihr Klang glich einer Folter, wie Roland sie noch nie erlebt hatte. Er schlich näher hin.
    „Vergiss nicht, keine Tricks. Wenn mir etwas geschieht, stirbt der Junge in seinem Versteck. Hast du das klar verstanden?“
    „Ja.“
    „Gut.“
    „Meine Zeit wird kommen, Lucien. Und du wirst bezahlen.“
    Grimmiges Gelächter erschallte. „Ich wusste, du würdest wegen der Katze außer dir sein. Aber das Tier ließ mir keine andere Wahl, Rhiannon. Als es vor mein Auto sprang, konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen.“ Eine Pause. „Der Junge hat sich aufgeführt, man hätte denken können, ich hätte seinen besten Freund ermordet.“
    Roland schlich weiter. Er konnte sie immer noch nicht sehen, aber umso deutlicher hören. Er hörte Rhiannons rasselnden Atem, dann ihre Stimme, aus der man nur einen Hauch ihrer sonstigen Kraft heraushören konnte, so sehr bebte sie. „Du hast die Katze nicht getötet. Und wenn der Junge in Sicherheit ist, wirst du ihr vielleicht zum Fraß vorgeworfen.“
    „Die Katze hat überlebt? Warum bist du dann immer noch so wütend?“
    „Dreckskerl!“ Rhiannon holte tief und röchelnd Luft. Das Gespräch schien ihre letzten Kraftreserven zu verbrauchen. „Du kennst … den Grund für meinen Zorn. Was du Pandora angetan hast, ist nichts im Vergleich mit deinen … anderen Verbrechen.“ Sie verstummte und atmete abgehackt und schwer. „Du … du hast mir den … einzigen Mann genommen, den ich je geliebt habe.“ Die letzten Worte flüsterte sie, und man hörte die Tränen in ihrer Stimme deutlich.
    Roland stand vollkommen reglos da, als diese Worte durch die Dunkelheit zu ihm drangen. Er schloss die Augen, als ein unerträglicher Schmerz ihn erfüllte, und kam erst wieder zu sich, als Eric ihn drängte.
    „Ganz ruhig, alter Freund. Du gewöhnst dich schon daran.“
    Er schluckte heftig und setzte sich langsam in Bewegung. Der Schock von Rhiannons Enthüllung ließ nach, seine Wut kehrte zurück.
    „Ich werde Roland rächen, Lucien“, flüsterte sie.
    „Du lässt mir keine andere Wahl, als dafür zu sorgen, dass es dazu nie kommt, Rhiannon. Man könnte fast glauben, du wünschst dir den Tod.“
    Ihre Worte klangen erschöpft und schwach. „Ich habe nichts mehr zu verlieren.“
    Man hörte Ketten klirren. Dann ein ersticktes Keuchen. „Spürst du die Nadelspitze, Rhiannon? Wenn ich den leisesten Verdacht habe, dass du mich leer saugen willst, drücke ich zu. Die Dosis ist ausreichend, dich innerhalb von Sekunden zu töten.“
    Sie kamen um eine Ecke, und da endlich sah Roland die albtraumhafte, vom flackernden Licht einer einzigen Fackel beleuchtete Szene vor sich. Rhiannon fast leblos, mehr von Ketten an Händen und Füßen als von ihrer eigenen Kraft aufrecht gehalten. Ihre Augen waren trüb und feucht vor Schmerzen, ohne inneres Leuchten. Trostlos. Das Haar hing ihr über eine Seite des Gesichts. Der Saum des dunkelblauen Kimonos war feucht und schmutzig.
    Lucien stand breitbeinig vor ihr, er hatte ihnen den Rücken zugewandt und hielt eine Spritze in der rechten Hand, die er

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