Erkenntnis
machen? Bis zu den nächsten Häusern ist es doch ein Fußmarsch von mindestens einer halben Stunde.“ „Ich musste nachdenken und deshalb habe ich beschlossen, spazieren zu gehen. Morgens ist es immer so friedlich und still hier draußen, gerade am Wochenende.“
„Ach so ... und dann komme ich Idiot vorbeigefahren und störe den Frieden.“ Erschrocken sah sie ihn an.
„Oh nein, Sie sind kein Idiot!“
„Oh doch!“, lacht er, „sogar ein schlecht erzogener, wie es scheint. Ich habe mich bisher noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist Aidan Callahan.“ „Aidan ... ein schöner Name. Ich heiße Niamh O ´Cliodhna.“ Sie reichte ihm die Hand.
Er ergriff ihre Hand und sah sie an.
„Darf ich Sie denn nach diesem Schrecken zumindest auf einen Kaffee einladen?“ Erst als sie schließlich nickte, wurde ihm klar, wie gespannt er auf ihre Antwort gewartet hatte.
„Ich habe in der Satteltasche noch einen Helm“, erklärte er.
Als sie langsam zu seinem Motorrad hinüber gingen, fragte er:
„Haben Sie einen bestimmten Wunsch, wohin wir fahren wollen? Ich kenne nicht weit von hier eine kleine Gaststätte, in der man ein hervorragendes Frühstück bekommt.“
Sie blieb stehen und sah ihn an.
„Ich heiße Niamh, einfach Niamh! Und ich habe keinen besonderen Wunsch.“ Aidan lächelte sie an.
„Niamh also. Und ich bin einfach nur Aidan!“
Am Motorrad angekommen, öffnete er die Satteltasche und holte den Helm heraus.
„Ich hoffe nur, er passt dir einigermaßen.“
Niamh schüttelte den Kopf.
„Ich brauche ihn nicht mehr.“
Erstaunt sah er sie an. Sie zeigte auf sein Motorrad, und als er ihrem Blick folgte, stellte er fest, dass der hintere Reifen seiner Maschine platt war.
„Und nun?“
„Und nun laufen wir eben“, lachte sie. Er lachte zurück.
„Also laufen wir. Ich frage mich nur gerade, wer von uns heute Morgen Glück hatte, Niamh. Wenn das während meiner Fahrt passiert wäre, hätte das schlimme Folgen haben können.“
Er sah nicht, wie sich ihre Augen kurz verdunkelten, bevor sie ihn anlächelte. „Es ist aber nichts passiert! Und jetzt lass uns losgehen, mir ist nämlich inzwischen kalt.“
Als Niamh sich jetzt regt, kehrt Aidan aus seinem Ausflug in die Vergangenheit zurück.
Niamh öffnet ihre Augen und beginnt sofort zu lächeln, als sie ihn bemerkt. „Bist du schon lange hier, a rún?“
„Lange genug, um wieder einmal festzustellen, was ich doch für ein Glückskind bin mit meiner tollen Frau und meiner süßen Tochter“, gibt er zurück und beugt sich über sie, um sie zu küssen.
„Aidan, ich muss dir etwas sagen.“
Gespannt schaut er sie an.
„Ich bin schwanger.“
Ein Lächeln gleitet über sein Gesicht.
„Wirklich? Das ist toll! Wann ist es denn soweit?“ Er unterbricht sich und sieht sie forschend an, „was ist denn los, Sweety? Freust du dich denn gar nicht? Warum bist du so ernst?“
Sie versucht zu lächeln, aber irgendwie gelingt ihr das nicht wirklich. „Doch Aidan, ich freue mich. Aber ich habe auch Angst.“
Ihr Blick auf Keelin zeigt ihm, wovor sie Angst hat. Er setzt sich neben sie und nimmt ihre Hände.
„Ach Sweety. Schau mal, erstens ist es nicht gesagt, dass es beim zweiten Kind genauso wird und selbst wenn es so sein sollte ...Ist es denn wirklich so schlimm? Hast du den Eindruck, dass unsere Kleine darunter leidet? Sie tobt herum, spielt mit anderen Kindern, versteht alles und ... vielleicht klingt das ja jetzt seltsam, aber ich glaube sie hat einfach eine andere Art mit uns zu kommunizieren. Ich brauche sie nur anzusehen, um zu wissen, was sie gerade möchte.“
Abwartend sieht er seine Frau an. Sie nickt langsam.
„Irgendwie hast du schon recht, aber wir müssen trotzdem versuchen ihr zu helfen. Das ist doch nicht normal.“
Sanft zieht Aidan sie an sich.
„Natürlich werden wir weiterhin alles unternehmen. Aber schau sie dir an. Sie ist doch sonst ein gesundes glückliches Kind.“
Vorsichtig streicht Niamh der schlafenden Keelin die Haare aus dem Gesicht. „Du hast ja recht, a rún. Vielleicht finden wir irgendwann heraus, woran es liegt, dass sie nicht spricht.“
Aidan lächelt.
„Na siehst du. Aber ich wollte dir etwas ganz anderes erzählen. Meine Grandma hat bei meiner Mutter angerufen und sie möchte uns besuchen. Ich wollte dich fragen, ob sie hier bei uns schlafen kann. Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen. Als wir geheiratet haben, war sie ja krank, sonst wäre sie bestimmt gekommen.“
Niamh lehnt sich an ihn.
„Meinetwegen
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