Erkenntnis
sie Aidan nicht aus den Augen gelassen. Keelin nimmt jetzt ihre Hand runter und Aidan öffnet seine Augen. Sein Schweigen scheint endlos zu dauern, während er in die Runde schaut. Dann räuspert er sich, aber seine Stimme klingt immer noch belegt, als er anfängt zu sprechen.
„Ich wusste immer schon, dass ihr beide etwas Besonderes seid. Allerdings hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht ausmalen können, wie besonders ihr seid. Ich bin mir gerade noch nicht mal sicher, ob ich nicht alles nur geträumt habe oder immer noch träume.“
Er unterbricht sich, als er Keelin ansieht. Ihre Augen sind wieder golden. Er beginnt zu lächeln.
„Gut, ich träume also nicht. Ich werde aber einige Zeit brauchen, um mich daran zu gewöhnen. Niamh, ich habe schon immer gedacht, eine Liebe wie unsere gibt es nur in Märchen ... und jetzt stelle ich fest, dass ich mit einer Fee verheiratet bin, die sich in mein Lachen verliebt hat.
Aber egal, was immer du auch bist. Ich liebe dich. Solange du mit Keelin bei mir bist, spielt nichts anderes eine Rolle. Komm bitte zu mir, Sweety.“ Niamh steht auf und geht zu ihm. Er schaut sie lange an und küsst sie dann. „Wenn das hier gerade ein Traum ist, dann lass mich bitte nicht aufwachen“, flüstert er ihr zu.
Plötzlich stupst Keelin die beiden an.
„Daddy, Mummy“, sagt sie und zeigt in den Garten.
„Keelin spricht“, stellt Aidan verblüfft fest, bevor er in die Richtung schaut, in die seine Tochter zeigt.
Dort steht mit verschränkten Armen Padraig.
„Welch rührende Familienidylle ...“
Seine Stimme klingt bitter.
Keelin läuft zu ihm, nimmt ihn an die Hand und zieht ihn zum Tisch. Er wehrt sich nicht, obwohl man ihm ansehen kann, dass er es eigentlich nicht will. Keelin nötigt ihn, sich hinzusetzen. Dann zeigt sie auf den Kuchen. „Padraig“, sagt sie nur.
„Ich will keinen Kuchen“, wehrt der Mann ab.
Keelin lässt sich nicht beirren. Sie nimmt von Tallulah den Teller entgegen und hält ihn Padraig unter die Nase.
„Essen!“ verlangt sie energisch.
Tallulah muss lächeln. Dieser Nachdruck aus dem Mund einer Dreijährigen hat durchaus etwas Komisches an sich.
Padraig schaut auf das kleine Mädchen und sein Blick wird weicher. „Ich weiß nicht, wie du das machst, Keelin, aber gut, du sollst deinen Willen bekommen.“
Er beginnt den Kuchen zu essen und man merkt ihm deutlich an, dass er sich nicht wohlfühlt.
Keelin steht vor ihm, und ehe er es verhindern kann, legt sie wie zuvor bei Aidan ihre Fingerkuppen auf seine Stirn.
Diesmal können alle sehen, was Padraig sieht.
Eine Fee, die mit einem Baby auf dem Arm das Feenreich verlässt. Vor einen kleinen Dorf setzt sie sich mit dem Baby in das Gras. Sie weint.
„Mein kleiner Engel“, flüstert sie dem Baby zu, „ich will das nicht machen. Ich wollte immer bei dir sein, dich aufwachsen sehen und dich vor allem beschützen. Und jetzt … jetzt kann ich dir noch nicht mal beim Atmen helfen. Hier in der Welt der Menschen kannst du atmen und zu einem großen stattlichen Mann heranwachsen. Mein kleiner Fionn … du wirst mich vergessen und eine andere Frau wird deine Mutter sein. Ich werde dich immer lieben, mein kleiner Engel.“ Die Frau singt dem Baby noch ein Lied vor, bevor sie es ins Dorf bringt und in einen Wiege legt, aus der sie ein kleines verstorbenes Menschenkind herausgenommen hat.
Weinend verlässt sie mit dem toten Menschenbaby das Haus.
Padraig öffnet seine Augen. Alle am Tisch sind berührt von dem Gesehenen. „Sie hat mich geliebt ...“, Padraigs Stimme klingt aufgewühlt, „ich bin nicht verstoßen worden. Sie hat mich weggebracht, weil sie mich geliebt hat!“ In dem Moment, in dem ihm diese Erkenntnis kommt, geht eine seltsame Veränderung mit dem Mann vor.
Sein Körper scheint sich neu zu ordnen. Plötzlich sieht er nicht mehr verformt aus. Die strähnigen, seltsam farblosen Haare schimmern plötzlich in einem warmen Braunton und seine finsteren Augen beginnen zu strahlen, sodass man die grünen Sprenkel in ihnen sehen kann.
„Aber warum kann ich jetzt ins Feenreich und warum hat sie nie nach mir gesehen?“
Padraig ist verwirrt. Keelin dreht sich zu Niamh um und schaut sie an. Langsam nickt Niamh.
„Du kannst ins Feenreich, aber immer nur für einige Stunden. Ist dir noch nie aufgefallen, dass dir das Atmen dort schwerer fällt?“
Der Mann nickt langsam.
„Ja, du hast recht.“
Niamh greift nach seiner Hand.
„Padraig, wenn ein Feenkind in die Menschenwelt gebracht wird, soll es
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