Erkenntnis
kann sie gerne kommen, aber du räumst das Gästezimmer leer. Das sind nämlich alles deine Sachen, die da drin stehen. Wann wird sie denn kommen?“
„Irgendwann nächste Woche, wenn ich es richtig verstanden habe. Und natürlich räume ich das Zimmer auf, Sweety. Du solltest dich jetzt etwas schonen.“ „Aidan! Ich bin schwanger und nicht krank!“ Niamh muss lachen. Er drückt sie zärtlich an sich.
„Das weiß ich doch Sweety, aber du musst trotzdem vorsichtig sein. Nicht mehr schwer tragen und so was. Dafür hast du doch mich. Und deshalb werde ich jetzt auch unsere Tochter ins Haus tragen. Es wird langsam kalt und ich habe Hunger.
2. Die Grandma
In den nächsten Tagen fällt Aidan auf, dass Niamh sehr ruhig und nachdenklich ist. Er schiebt es auf die Schwangerschaft und hofft, dass es sich in den nächsten Wochen wieder legt. Er vermisst ihr Lachen am frühen Morgen und ihre Angewohnheit, fast immer vor sich hinzusummen. Nur ungern lässt er sie alleine, um zur Arbeit zu gehen.
Am Wochenende räumt er das Gästezimmer aus und dann gehen sie gemeinsam mit Keelin zum Lough Gur. Sie können den See von ihrem Garten aus sehen und Niamh hat damals darauf bestanden, hier das Haus zu kaufen.
Der See übt eine seltsame Faszination auf sie aus. Sie kann Stunden hier verbringen, aber am liebsten ganz alleine.
Aidan hat sie dabei schon häufig von Weitem beobachtet. Bewegungslos sitzt sie dann am Ufer und schaut dorthin, wo die drei Crannógs liegen. Manchmal hat er den Eindruck, als warte sie auf etwas.
Heute plaudern sie allerdings miteinander.
„Ich hole Grandma morgen früh vom Bahnhof ab, leider muss ich ab Mittag arbeiten, aber ihr beide werdet schon miteinander klarkommen. Du wirst sie mögen, Sweety.“
Niamh sieht ihn an: „Du hängst sehr an ihr oder?“
„Ich bin praktisch bei ihr groß geworden. Du kennst meine Mutter doch. Sie ist nie damit klargekommen, dass mein Dad mich mit in die Ehe gebracht hat und sie keine eigenen Kinder bekommen konnte.“
„Oh Aidan, du musst ein sehr unglückliches Kind gewesen sein.“
Er schüttelt den Kopf und lacht.
„Nein, ich hatte ja Grandma. Sie hat mir die wildesten Geschichten über Feen und Banshees erzählt. Und dann hat sie mich an die Hand genommen und ist mit mir zu den mystischen Orten hier in der Gegend gewandert. Hier am See waren wir auch oft. Grandma behauptete immer genau zwischen den drei Crannógs würde der Zugang zu Tír na nóg , dem geheimen Feenland, liegen.“
Er unterbricht sich, als er Niamhs Erschaudern bemerkt.
„Was ist los, Sweety?“ fragt er besorgt.
Sie sieht ihn nicht an.
„Nichts. Mir wird nur langsam kalt. Wollen wir zurückgehen?“
Niamh schläft in dieser Nacht schlecht. Immer wieder zuckt sie im Schlaf zusammen.
Aidan kann nicht verstehen, was sie vor sich hinmurmelt. So bleibt ihm nur, sie in den Arm zu nehmen, sie zu streicheln und solange leise auf sie einzureden, bis sie endlich wieder ruhig schläft.
Am nächsten Morgen sieht sie blass und übernächtigt aus. Aidan mustert sie besorgt, als sie beim Frühstück sitzen.
„Niamh, geht es dir nicht gut? Wirst du krank?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Nein. Ich weiß auch nicht. Vielleicht liegt es an der Schwangerschaft. Und dann die ständigen Anrufe deiner Mutter. Es sind alles nur Kleinigkeiten aber ...“ „Ich werde mit meiner Mutter mal ein ernstes Wort reden, wenn ich Grandma vom Bahnhof abgeholt habe! Brühst du bitte einen frischen Tee auf? Grandma trinkt genau wie du nur Tee, keinen Kaffee.“
Er steht auf und holt seine Jacke.
„Ich bin nur froh, dass du heute Nachmittag nicht alleine bist. Wenn Grandma nicht kommen würde, hätte ich Urlaub genommen.“
„So ein Blödsinn. Ich bin nur ein bisschen müde und genervt. Weiter nichts!“ Er kommt zu ihr und gibt ihr einen Kuss.
„Sweety, ich bin nicht blind, aber darüber können wir heute Abend noch reden. Jetzt muss ich erstmal los. Bis gleich!“
Sie schaut ihm hinterher, bis er ins Auto steigt, und wendet sich dann ihrer Tochter zu.
„Na Keelin, wollen wir einen Teller Kekse fertigmachen für Dads Grandma?“ Die Kleine strahlt sie an und läuft zum Schrank. Sie holt eine Schale heraus, die auf dem Boden eine große Kornblume zeigt. Erwartungsvoll sieht sie ihre Mutter an.
„Wir wollten doch einen Teller nehmen.“
Niamh will die Schale wieder in den Schrank stellen, aber Keelin schaut sie an und schüttelt energisch den Kopf. Lächelnd gibt sie nach.
„Dann eben die Schale … Weißt du denn auch, wo die
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