Erkenntnis
verletzen. Ich hab mir doch nur Sorgen gemacht. Grandma hat mir gesagt, dass du nichts getragen hast.“ Als sie sich nicht rührt, geht er neben ihr in die Knie.
„Schau mich bitte an, Niamh.“
Langsam dreht sie den Kopf und sieht ihn an. Immer noch fließen ihre Tränen. Er zieht sie in seine Arme.
„Ich bin ein Dummkopf. Ich habe nur die vielen Sachen gesehen und losgepoltert ohne nachzudenken. Verzeihst du mir?“
Sie lehnt sich an ihn, ohne zu antworten.
„Du bist ja ganz kalt!“ Er steht auf, zieht seine Strickjacke aus und hüllt sie darin ein.
„Ich bringe dich jetzt nach Hause, Sweety. Es tut mir wirklich leid.“ Er hebt sie hoch und trägt sie zum Haus. Vorsichtig setzt er sie auf dem Sofa ab und deckt sie zu.
„Ich hole dir einen heißen Tee.“
Aidan geht in die Küche.
„Jetzt habe ich wohl richtig Mist gebaut. Niamh spricht nicht mehr mit mir.“ Er wirkt schuldbewusst.
„Sie ist schwanger und deshalb etwas empfindlicher, Junge. Bring ihr den Tee und setz dich zu ihr. Das wird schon wieder“, meint seine Grandma aufmunternd. Er nimmt den Tee und geht damit ins Wohnzimmer.
„Hier ist dein Tee, Niamh.“
Er reicht ihr den Becher und setzt sich neben sie, ohne sie zu berühren. Er atmet erleichtert auf, als sie sich an ihn anlehnt.
„Ich bin so müde, Aidan“, sagt sie leise.
Er drückt sie sanft an sich.
„Wir können ja gleich nach dem Essen ins Bett gehen. Und morgen schläfst du dich erstmal richtig aus. Ich denke, Grandma wird sich gerne ein paar Stunden um Keelin kümmern.“
Tallulah, die gerade den Tisch in der Essecke deckt, nickt.
„Sicher mache ich das. Ich wollte mir morgen mal den Garten am Cottage genauer ansehen. Da er eingezäunt ist, kann Keelin dort unbesorgt rumtoben.“ Es dauert keine Stunde mehr, dann liegen sie im Bett. Niamh hat sich eng an Aidan gekuschelt.
„Ist jetzt alles wieder gut, Sweety?“
„Ja“, antwortet sie leise, „ich weiß ja auch nicht, was mit mir los war.“ „Naja, du bist schwanger und ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Und ich habe auch überreagiert. Ich bin auf jeden Fall froh, dass du mir nicht mehr böse bist. Schlaf schön, Sweety.“
Ihr leises „Du auch, a rún“ ist kaum zu hören und wenige Minuten später verrät ihr gleichmäßiger Atem, dass sie eingeschlafen ist.
Am nächsten Morgen zieht Aidan sich leise an und deckt Niamh noch einmal zu, bevor er hinunter in die Küche geht. Tallulah ist schon dort und hat ihm einen Kaffee aufgebrüht.
„Guten Morgen, Grandma. Niamh schläft zum Glück noch friedlich.“ Tallulah setzt sich mit ihrem Tee zu ihm.
„Das ist gut. Sie braucht jetzt einfach ein bisschen Ruhe. Ich werde ihr gleich ein Frühstück vorbereiten, und wenn Keelin dann aufsteht, nehme ich sie mit hinüber zum Cottage. Ich denke, wir sind dann gegen Mittag wieder hier. So kann sie erstmal ausschlafen.“
„Ich bin so froh, dass du hier bist, Grandma. Ich hätte sonst keine ruhige Minute auf der Arbeit.“
„Ach mein Junge, die Phase der Schwangerschaft geht auch vorbei. Danach wird es leichter. Oh, schau mal, da kommt Keelin ja schon.“
Aidan dreht sich um.
„Guten Morgen, mein Sonnenschein. Daddy muss jetzt zur Arbeit, aber du bleibst schön hier bei Grandma und lässt Mummy schlafen ja?“
Die Kleine nickt. Lächelnd nimmt Aidan sie hoch und gibt ihr einen Kuss. „Ich wünsche euch einen schönen Tag. Bis nachher!“
Er setzt seine Tochter an den Tisch und verabschiedet sich auch noch bei Tallulah mit einem Kuss auf die Wange, bevor er das Haus verlässt. Tallulah stellt Keelin einen Kakao hin.
„Na, wenn du schon so früh wach bist, kleiner Eala, dann frühstücken wir jetzt schnell und machen uns dann auf den Weg. Wir müssen doch schauen, was wir aus diesem verwilderten Garten machen können.“
Wenig später hüpft Keelin an der Hand ihrer Urgroßmutter die Einfahrt hinunter. Als sie mittags wiederkommen, werkelt Niamh schon in der Küche. Keelin läuft zu ihr und umarmt sie stürmisch. Niamh lächelt sie an.
„So, wie du aussiehst, hast du Grandmas Garten ja ganz alleine umgegraben ... Ziehst du dich um und wäschst dir die Hände? Schaffst du das schon ganz alleine?“
Keelin nickt und läuft ins Badezimmer. Niamh wendet sich an Tallulah. „Ich habe gerade frischen Tee aufgegossen.“
„Schön, den kann ich jetzt gebrauchen. Hast du denn gut geschlafen, Niamh?“ Sie setzt sich an den Tisch.
„Ich bin erst vor etwa einer Stunde aufgestanden. Ich habe das Gefühl, das ich seit Monaten das erste Mal
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