Erkenntnis
richtig ausgeschlafen bin.“
„Das freut mich, Kind.“ Tallulah nimmt den Tee entgegen und zeigt auf den Stuhl neben sich, „komm, setz dich zu mir.“
Niamh wirft noch Gemüse in einen Topf auf dem Herd und folgt dann der Aufforderung.
„Ich habe jemanden gefunden, der sich um die schweren Arbeiten im Garten kümmert und mir auch sonst helfen will. Das heißt ... eigentlich hat Keelin ihn gefunden.“
Niamh schaut Tallulah erstaunt an.
„Keelin? Wer ist es denn?“
Die alte Dame lässt Niamh nicht aus den Augen.
„Padraig.“
„Padraig? Du meinst DEN Padraig??“
Tallulah nickt.
„So wie du ihn beschrieben hast, ist es DER Padraig. Übrigens sieht er gar nicht so schlimm aus. Es wirkt nur alles an ihm … Wie soll ich es sagen? Verschoben, so wie ein windschiefes Haus.“
„Aber wie? Woher? Keelin?“
Niamh ist verwirrt.
Tallulah räuspert sich.
„Keelin saß auf der Gartenmauer, als er langsam den Weg entlang kam. Ich habe die beiden beobachtet. Sie haben sich lange angesehen und dann stand Keelin auf, nahm seine Hand und zog ihn zu mir in den Garten. Ich habe dann mit ihm gesprochen und nun hilft er mir.“
Niamh schüttelt den Kopf.
„Aber ... ich meine ... Weiß er, wer ihr seid?“
„Ich denke schon“, meint Tallulah, „Ich glaube, er ist neugierig. Er hat ja wirklich eine sehr barsche Art, aber du hättest sehen sollen, wie er mit Keelin umgegangen ist. Er hat ihr aus Ästen, Steinen, Blättern und Gräsern einen kleinen Garten gebaut. Er ist nicht gefährlich, Niamh.“
„Oh Grandma. Vier Tage noch. Ich bin froh, wenn ich es endlich hinter mir habe.“ „Das kann ich verstehen, mein Kind. Diese vier Tage gehen auch vorbei.“ Niamh steht auf und rührt das Essen um.
„Grandma, ich möchte Padraig nicht vorher begegnen. Ich glaube, ich habe Angst davor.“
„Du musst ihm nicht begegnen. Ich denke, du hast keine Angst vor ihm, sondern einfach Angst vor dem, was du machen musst und wofür du ihn brauchst. Aber bald hast du es hinter dir. Du schaffst das, Niamh. Das weiß ich ganz genau.“ Tallulah ist aufgestanden und nimmt Niamh in den Arm.
„Ich hoffe es, Grandma. Ich hoffe es!“, sagt die junge Frau leise.
Tallulah erwähnt Padraig in den nächsten Tagen nicht mehr, aber Niamh weiß, dass er jeden Tag in der Nähe ihrer Tochter ist. Sie kann es spüren. Sie ist beinahe erleichtert, als endlich die Ostara-Nacht anbricht und sie leise das Haus verlässt, nachdem sie dafür gesorgt hat, dass Aidan tief und fest schläft.
4.Feenreich
Langsam geht Niamh zum Bach hinunter. Wieder verbringt sie fast eine Stunde in dem kalten Wasser. Dann geht sie zum See. Am Ufer angekommen legt sie eine Hand auf ihren leicht gerundeten Bauch und schließt die Augen.
„Für dich und für Keelin“, flüstert sie.
Vorsichtig geht sie ins Wasser. Sie gleitet mehr zu der Insel, als dass sie schwimmt. Sie hat das Gefühl, alles müsste leise und friedlich bleiben. Nur kein lautes Geräusch, welches den Frieden der Nacht stören könnte. Auf der Insel angekommen sieht sie sich um.
Eine Gestalt hebt sich dunkel vor den Büschen ab. Innerlich zitternd geht sie langsam zu der Gestalt hinüber.
„Da bist du ja, Prinzessin.“ Padraigs Stimme klingt lange nicht mehr so harsch wie bei ihrer letzten Begegnung.
„Ich werde dir jetzt sagen, wie wir dich ins Feenreich bekommen. Wir schwimmen hinunter und du bleibst dicht hinter mir. Ich werde das Tor öffnen und sofort einen Streit mit der Wache beginnen. Sobald ich sie abgelenkt habe, musst du schnell hinter mir eintreten. Bist du bereit?“
Abwartend sieht er sie an.
Niamh atmet tief durch. „Ja, ich bin bereit ... Und danke, Padraig!“ Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, geht er ins Wasser. Kurz bevor er abtaucht, hört Niamh ihn noch sagen: „ Du hast eine sehr liebe Tochter, Prinzessin.“
Überrascht bleibt Niamh kurz stehen, bevor sie sich dann beeilt ihm zu folgen. Ihr Herz klopft ihr bis zum Hals, als sie das Tor erreichen. Padraig dreht sich zu ihr um und gibt ihr durch eine Geste zu verstehen, dass sie sich links hinter ihm halten soll.
Als er sieht, dass sie seiner Anweisung gefolgt ist, öffnet er das Tor. Er lässt sich einfach hineinfallen und wirft dabei eine Fee um, die offensichtlich Wache hält.
Niamh schlüpft in dem Gewimmel schnell hinter ihm durch das Tor und hockt sich hinter den ersten Baum, den sie erreichen kann. Sie kann nicht fassen, dass sie jetzt tatsächlich im Feenreich ist. Sie hat im Moment des Eintritts hier wieder ihre Feengestalt
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