Erkenntnis
angenommen.
Sie sieht sich um. Das Licht hier ist anders, weicher als in der Menschenwelt. Die Luft ist irgendwie schwerer. Die einzigen Gerüche stammen von den Pflanzen. Das Atmen fühlt sich anders an. Weniger Sauerstoff ...das ist es! Vor ewigen Zeiten hat man es ihr einmal erklärt.
Sie kann nichts dagegen unternehmen, dass ihr jetzt die Tränen übers Gesicht laufen. Sie schreckt zusammen, als plötzlich ein Schatten über sie fällt. Padraig steht vor ihr und schaut sie finster an.
„Was sitzt du hier rum und heulst, Prinzessin? Tu endlich das, wofür ich dich hier reingebracht habe. Geh und finde Hilfe für Keelin!“
Niamh erhebt sich, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und sieht ihn an. „Du hast recht, Padraig. Ich muss mich auf den Weg machen.“
Ehe er sich versieht, ist sie bei ihm und umarmt ihn.
„Danke! Ich stehe tief in deiner Schuld und ich verspreche dir, ich werde es wieder gutmachen.“
Stocksteif steht Padraig da.
„Blödsinn! Lass mich sofort los und geh jetzt endlich“, knurrt er.
Niamh lässt ihn los und tritt einen Schritt zurück.
„Ja, ich gehe jetzt. Aber ich werde deine Hilfe niemals vergessen!“ Lächelnd schaut sie dem Mann nach, der ihr den Rücken zugedreht hat und mit steifen Schritten davongeht. Dann wird ihre Miene wieder ernst.
Jetzt ist sie hier im Feenreich, aber wo soll sie nach Hilfe fragen? An wen kann sie sich wenden?
Nach einem kurzen Moment des Überlegens geht ein Ruck durch ihren Körper und Trotz zeigt sich auf ihrem Gesicht.
Sie wird direkt in den Palast gehen. Wenn sie meinen, sie müssten jemanden bestrafen, dann sollen sie sich gefälligst an denjenigen halten, der den Ungehorsam begangen hat. Also an sie: Niamh! Aber keiner hat das Recht ihre kleine Tochter dafür zu bestrafen.
Plötzlich fällt ihr das Atmen leichter.
Mit hoch erhobenem Kopf macht sie sich auf den Weg zum Palast. Sie bemerkt die verstohlenen Blicke und die geflüsterten Bemerkungen der anderen Feen, wenn sie gesehen wird. Sollen sie doch alle reden! Wichtig sind nur Keelin und ihr ungeborenes Kind.
Während sie zum Palast geht, hat sie das Gefühl, dass Keelin an ihrer Seite hüpft. Oh ja, es würde ihrem kleinen Eala hier im Feenreich gefallen. Vielleicht kann sie irgendwann einmal mit ihren Kindern hierher kommen.
Als Niamh schließlich den Palast erreicht, hat sie trotz allem ein flaues Gefühl im Magen. Sie versucht es zu ignorieren und tritt durch das große silbrig schimmernde Tor ein.
Sie ist überrascht, als ihre alte Lehrerin in der Halle steht und sie anlächelt. „Prinzessin Aodnait. Schön dich zu sehen. Der Ältestenrat hat dein Kommen schon angekündigt. Sie warten im Turmzimmer auf dich.“
Niamhs Gedanken überschlagen sich. Der Ältestenrat wartet im Turmzimmer? Warum lächeln alle? Sie kann nirgendwo ein Anzeichen von Ärger oder Missbilligung entdecken. Die ganze Situation verunsichert sie zutiefst. Mühsam lächelt sie schließlich zurück.
„Dann will ich sie mal nicht länger warten lassen, Myrna. Vielleicht können wir uns später noch unterhalten.“
„Ich würde mich sehr freuen, Prinzessin“, entgegnet die Fee und hält ihr die Tür zu der Treppe auf, die direkt ins Turmzimmer führt. Niamh steigt die Treppe hinauf, holt noch einmal tief Luft und tritt ein.
Sie weiß nicht, wie ihr geschieht, als die drei Ältesten und ihre sieben Ratsmitglieder auf sie zukommen und sie der Reihe nach begrüßen. Schließlich gebietet eine befehlsgewohnte Stimme dem Treiben Einhalt.
„Jetzt lasst sie doch erst mal reinkommen und sich setzen. Das Kind weiß ja gar nicht, was los ist!“
Niamh schaut in die Richtung, aus der die Stimme kommt.
„Mutter ...“
Die weißhaarige Fee lächelt.
„Willkommen zuhause, Aodnait. Ich freue mich, dass du endlich den Weg zu uns zurückgefunden hast. Setz dich hin, Kind.“
Niamh setzt sich und schaut in die Runde.
„Ich wollte in den letzten Jahren so oft herkommen. Aber ihr habt mir ja den Zugang verwehrt! Ich bin heute nur hier, weil ich Hilfe hatte.“
Ihre Mutter schüttelt den Kopf.
„Aodnait, niemand hat dir hier jemals den Zugang verwehrt. Warum sollten wir das denn auch machen?“
Niamh schaut in die lächelnden Gesichter rundherum.
„Niemand hat mir den Zugang verwehrt?“, sie wird lauter, „warum war ich dann mindesten hundertmal vor dem Tor und kam nicht hinein? Und ich habe es versucht! Immer und immer wieder!“
Niamhs Mutter kommt zu ihr.
„Könnt ihr mich bitte mit Aodnait alleine lassen? Ihr werdet sicherlich
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