Erlebnis Südafrika - Gold und mehr im Norden
in einem glasklaren Pool zu sammeln. Einige Male rutsche
ich bei großem Gefälle auf den wie in Schiefertafeln abbrechenden Felsstücken
nach unten, stolpere über Lianen, die sich armdick über und auf unserem Weg
winden und bleibe mit den Schnürsenkeln an herausragenden Aststümpfen hängen.
"Gute Reaktion", nickt Franz jedes Mal anerkennend, wenn ich mich
kurz vor dem links steil nach abfallenden Abgrund wieder fange.
Ich freue mich schon seit
Stunden auf den auf der Wanderkarte angegebenen "seichten Pool, der zum
Schwimmen einlädt". Er soll sich in der Nähe einer anderen Goldmine im
Alpine Creek befinden. Nach einer ergebnislosen Suche sind wir den
Organisatoren des Weges noch einige Zeit lang böse, denn die Erfrischung hätte
uns sicher wohlgetan. Aber im allgemeinen ist die Ausstattung des Weges mit
Schildern und Hinweisen als sehr gut zu beschreiben, und jede Gesteinsmühle und
jede alte Mine ist sehr deutlich beschrieben.
Endlich kommen wir an der schon
vorher erwähnten Hütte an, die für 20 Gäste in Doppelstock-Betten Unterkunft
bietet. Sie hat Toiletten und Duschen. Letztere können mit Hilfe eines
"Rhodesischen Boilers" (ein mit Holz beheizter Wasserkessel) mit
Warmwasser betrieben werden. Draußen vor der Hütte, die einmal eine Art Herberge
für die reicheren Goldsucher war, steht eine Bergwerkslore, die zu einer Braii-
, also zu einer Grillstelle umfunktioniert worden ist. Herrlich rot blühende
Weihnachtssterne und andere, rosa und gelb blühende Büsche umgeben die Hütte.
Bei einem Höllenfeuer - das Holz dazu finden wir aufgestapelt hinter der Hütte-
trocknen wir unsere völlig durchgeschwitzte Kleidung samt Unterwäsche.
Abends kochen wir am Grill unser
Süppchen, während der Vollmond durch das Blätterdach der Schirmakazie scheint.
"Ein seltsames Geräusch", horcht Franz auf. Tatsächlich hören wir
durch Lautsprecher verstärkten rhythmischen Gesang und
Trommelschlagen. "Das gibt dieser romantischen Szene den letzten Hauch von
Afrika". Ich muss ihm zustimmen. Eine Probe dieser mutmaßlichen Aufführung
haben wir hoch oben auf dem Berg aus dem Tal heraufdringen hören. Doch wir
haben nicht das Bedürfnis, als Weiße bei den Feierlichkeiten dabei zu sein, vor
allem nicht ungeladen und in dieser doch etwas unsicheren Zeit.
Nach einem ruhigen, von keinerlei
Laut gestörten Schlaf und einem nur mäßig gelungenen Lagerfeuer (das Teewasser
wollte und wollte nicht heiß werden) trabten wir wieder los, zuerst bergauf,
durch alte Goldgräbercamps (ein Schild: Standard Bank 1884, rundherum nichts
als ein Dutzend Steine) und dschungelartige Vegetation, dann stetig bergab. Der
Weg führt wieder durch Aloen und andere bei unvorsichtiger Annäherung kratzende
Gewächse. Einen hervorragenden Ausblick, wie ihn die Wanderkarte verspricht,
haben wir leider nicht, da sich die Wolken verstärkt haben. Doch wir sehen
immerhin die grüne Bebauung des Tales, das sich bis zu einem Höhenzug
erstreckt. Es geht an mehreren Schwarzensiedlungen vorbei. Leider teilt sich
kurz hinter der letzten Siedlung unser bisher gut bezeichneter Weg in 3 Arme.
Wir tippen gefühlsmäßig auf den am weitesten links liegenden, womit wir, wie
sich zeigen wird, die falsche Wahl getroffen haben. Doch mit Hilfe der Karte
und unserer Orientierung stoßen wir nach einer Stunde im Tal wieder auf den
alten Weg, überqueren den "Concession Creek" und sind einige Minuten
vor dem Basiscamp ganz erstaunt, dass der gestern noch grüne Busch sich längs
des Pfades schwarz und stinkend vor unseren Füßen ausbreitet. "Da hat wohl
wieder einer gezündelt", rät Franz. "Das sind wohl auch die gewesen,
die gestern Vormittag den ganzen Berghang in der Ferne angezündet haben".
Im Camp angekommen taucht, kaum
dass wir uns geduscht haben, wieder Herr de Souza auf. Er verspricht, die
fehlende Wegmarkierung auf dem Rückweg wieder anzubringen. "Die haben wohl
die Schwarzen entfernt, das tun sie gerne", behauptet er. "Das Feuer
haben wir selbst gelegt. Wir tun das, um der Steppenbrandgefahr in der
trockenen Winterzeit vorzubeugen. Deshalb brennen wir schon jetzt die allzu trockenen
Gräser ab."
Vom Camp verabschieden wir uns
bei strömendem Regen, der uns bis kurz vor Pretoria begleiten wird. Noch im
Lowveld kaufen wir in Nelspruit einige Säcke Orangen, dazu
"Subtropical"- Honig und Tomatenkonfitüre. Ich bin schon
gespannt, wie letztere schmeckt. Nach Einbruch der Dunkelheit fahren wir über
die Stadtgrenze von Pretoria. Mit den
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