Erlebnis Südafrika - Gold und mehr im Norden
Der Friedhof von Pilgrim’s Rest ist hoch
über dem Ort in einem kleinen Wäldchen angelegt. Alle Gräber der Bergleute und
Goldsucher liegen in Ost-West-Richtung, nur eines nicht: Das „Robber’s Grave“,
das Räubergrab, ist in Nord-Süd-Richtung angelegt. Räuberei war nicht sehr
gebräuchlich im Ort, denn Räuber wurden sehr streng bestraft. Der Verbrecher im
„Robber’s Grave“ wurde kurzerhand erschossen, andere wiederum wurden
misshandelt, bevor sie vertrieben wurden
Ein Häuschen, das als eines der
drei Museen hergerichtet wurde, ist das ehemalige Verlagshaus der Zeitung
„Pilgrim’s and Sabie News“. In dem am Ende des 19. Jahrhunderts von John
McNally errichteten Gebäude sind Druck-und Setzmaschinen sowie alte Drucke zu
besichtigen.
Ein paar Meter weiter steht das
„Royal Hotel“, wo man noch heutzutage im Stil der alten Zeit übernachten kann.
Als wir uns dem Gebäude nähern, dringt Bierdunst und Zigarettenqualm in unsere
Nasen und Musik an unsere Ohren. Tatsächlich, in dem zwischen den
Hotelräumlichkeiten gelegenen Biergarten wird Dixieland-Musik gespielt. Es ist
fast kein Durchkommen, so viele durstige Menschen haben sich hier versammelt.
Sie stehen nicht nur im Biergarten, sondern haben sich auch um die Bar
versammelt, die besonders sehenswert ist. Der einstige Hotelbesitzer brachte,
so wird berichtet, eine Kirche aus Maputo, dem damaligen Laurenco Marques, auf
einem Ochsenwagen nach Pilgrim’s Rest, und gestaltete eine Bar daraus. Die
Goldgräber zahlten ihre Spirituosen mit Goldstaub - und -klümpchen, die vom
Barkeeper sorgfältig mit einer Waage auf dem Tresen abgewogen wurden.
In der alten Post des Ortes
wurde eine Ausstellung eingerichtet, die nicht nur über die Zeit und die Sitten
der Goldgräber berichtet, sondern auch über die Epoche davor, als die Buschmänner,
und viele Jahre danach schwarze Stämme dieses Gebiet durchwanderten.
Wir haben noch nicht genug von
der Vergangenheit. Deshalb informieren wir uns, wie die „Oberschicht“ hier
gelebt hat. Im Jahr 1913 wurde das vor uns stehende Häuschen für einen Arzt
erbaut, zwei Jahrzehnte später zog ein Rechtsanwalt ein. Das Haus strahlt
Charakter aus. Holzwände, Wellblechdach, innen mit typischem Zierrat der
viktorianischen Zeit ausgestattet. Im Jahr 1909 wurde hier ein Telefon
installiert, ab 1911 gab es Elektrizität aus einem heute noch stehenden
Generatorenhaus. Zu seiner Zeit war dieses übrigens die größte Station der
südlichen Hemisphäre, die mit Hilfe von Wasser Strom erzeugte.
Bevor wir wieder nach Graskop
fahren, müssen wir uns noch unbedingt in einem „Goldgräber-Kaufhaus“ umsehen.
Weil der Goldpreis in den Dreißiger Jahren so stieg, wuchs auch die Bevölkerung
von Pilgrim’s Rest stark. Zur Versorgung gab es hier neben Metzgereien,
Bäckereien, Schmieden tatsächlich sechzehn „General Dealer“, also Einkaufsläden,
wo einfach alles verkauft wurde. Das „Dredzen Shop Museum“ ist der letzte,
liebevoll im Stil der Periode von 1930 bis 1950 restauriert. Natürlich banne
ich den Tante-Emma-Laden auf den Film, mit meinen Mitreisenden an der Theke.
Jetzt erst bemerken wir, dass
wir auf der einzigen Straße des Ortes kaum noch gehen können, so hat der
Autoverkehr zugenommen. Zu allem Überfluss kommt noch eine
Hochzeitsgesellschaft vorbei, das Paar in einem rot glänzenden offenen Oldtimer
- stilgerecht zur Goldgräberstadt.
Der Tourismus ist hier
erstaunlich weit gediehen: Am Auto steht ein halbwüchsiger Schwarzer und zeigt
uns ein Schild: „Autowaschen 5 Rand“. Tatsächlich sind die Scheiben des Passat
sauber. Ich zahle schmunzelnd einen Obulus, nachdem ich eine Anzahl von
Flugblättern unter den Scheibenwischern weggenommen habe. In alter Schrift der
Goldgräberzeit wird dafür geworben, bei der XY-Ranch nach einem opulenten
Goldgräbermahl Gold zu waschen, ein anderes lädt zur Pass- Photographie im Stil
der alten Zeit ein. Selbst die Tankstelle „Highwayman“ - sie hat noch die
uralten Zapfsäulen - wirbt mit ihren Diensten. Sie wurde damals von einem
ehemaligen Straßenräuber (= Highwayman) gegründet, der angeblich nach Rückgabe
aller gestohlenen Sachen noch einmal glimpflich davon kam (anders als der im
Robber’s Grave).
Kaum sind wir dem
Touristenrummel und der Hitze des Tales entflohen, kommt ein stürmischer Wind
auf, der uns weg von den Zelten in die „Put-put“- Halle zum Minigolfspielen
treibt. Als wir fertig sind, rauscht ein Wolkenbruch hernieder, der sich aber
bis
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