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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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scharfen Formen des Monte Pellegrino, nachdem ein ersehntes Leuchtfeuer früher schon ins Meer hinaus uns gegrüßt hatte.
    Gerne verließ ich das Schiff, und doch betrat ich das Land hinwieder mit einem geheimen Grausen. Eine Art von Hautgout hängt an der Insel. Fast glaubt man einen gewissen Fäulnisgeruch noch heute zu verspüren von den Tagen der sizilianischen Vesper her. Und gleichwohl: Palermo ist eine schöne Stadt und was hinter ihm liegt, die Conca d'oro , ist ein Eden. Die Fahrt nach Monreale hinauf ist mit das Schönste, was einem die Erde bieten kann. Mehr sage ich nicht, denn nie wird das Wort auch nur annähernd das beschreiben können, was dem Auge hier geboten wird! Der Versuch ist tausendmal schon vergeblich gemacht. Wozu soll ich meine Tinte vergeuden?
    Drei Tage weilten wir in Palermo. Dann ging es über Cefalù auf Messina los. Zu meiner Rechten hatte ich im Kupee den schlafenden Herrn Kalbow, zu meiner Linken das klippenreiche Tyrrhenische Meer, während vormir lang ausgestreckt Frau Kalbow auf dem Sofa lag. Bei soviel Schönheit im Gesichtsfeld wußte ich manchmal nicht, wohin ich die Blicke richten sollte. Und weil ich es nicht wußte, schloß ich die Augen und schlief auch ein Weilchen.
    Die Sonne hatte sich gedreht und stach mir wie ein Brennglas ins Gesicht. Ich wurde wach und hatte einen verteufelt unangenehmen Geruch in der Nase. Was war das nur? Es roch, als ob eine Petroleumquelle in der Nähe wäre. Sollte das mit dem Ausbruch des nahen Stromboli auf den Liparen da drüben in einem Zusammenhange stehen?
    Ich sah mich im Abteil nach allen Seiten um. Was war nur das? Aus dem Netz herunter fiel alle Augenblick ein dicker Tropfen und zerplatzte auf der Hüfte meiner Reisegenossin. Lag übrigens da oben nicht mein Rucksack und da drinnen eine Flasche mit Odol? Mag der Teufel alle Drogisten holen! In Weinheim hatte mir von diesen einer ein Mundwasser verkauft mit einem Patentverschluß über der Flasche »extra für das Reisen eingerichtet«, so hatte er versichert. Da hatt' ich's nun. Der Extraverschluß war extra aufgegangen und hatte meinen Rucksack durchnäßt und die arme Frau Kalbow erst recht. Na, den Jammer will ich hören, wenn sie wird wach geworden sein! Jedenfalls will ich das Corpus delicti zuvor aus der Welt schaffen. Ich nahm das Glas und warf es beim Kap Orlando ungefähr ins Meer. Nach dieser befreienden Tat fing ich aus Leibeskräften zu schnarchen an und es dauerte denn auch nichtlange und ich hatte meine beiden Begleiter wach geschnarcht.
    »Schier unglaublich. Wie doch der Doktor sägt,« hörte ich den Fritze sagen.
    »Laß ihn, er wird müde sein,« erwiderte Walli gutmütig. »Aber, Mann, wonach riecht's denn hier nur so schrecklich?«
    »Kann ich mir ooch nich erklären. Sollte da unter dem Boden nicht irgendeine Röhre geplatzt sein?«
    Fritze schnüffelte ein wenig in den Ecken herum und schrie dann auf: »Da unter uns liegt übrigens Messina. Schüttle mal den Doktor, damit er sich hinterher einbilden kann, er hätte die Scylla und die Charybdis gesehen, denn das, was hier zum Fenster hereinleuchtet, muß wohl die Straße von Messina sein.«
    Ich wurde munter und entdeckte, wir waren in der Tat für den heutigen Tag an unseren Reiseziel. Daß wir im Hotel Trinacria ein dunkles Zimmer nach einem engen Sträßchen hinaus beziehen mußten, hängt meiner Meinung nach mit den Odolgerüchen zusammen, die von Frau Kalbow ausströmten, obgleich ich mich wohl hütete, dieser Ansicht mündlich Ausdruck zu verleihen.
    Am nächsten Tag durchwanderten wir die Stadt. Sie ist alt und weder sauber, noch scheint sie gesund zu sein. Die Menschen, denen man begegnet, machen zumeist einen verlebten oder krankhaften Eindruck, und nicht viel anders sehen auch die Gebäude aus. Angenehm könnt' ich es auch nicht finden, daß man fortwährend von einem Gefolge von Bettlern umgeben war. Umdieses Ehrengeleite los zu werden, fuhren wir mit einer schmutzigen Straßenbahn nach der Punta di Faro hinaus. Aber es muß uns wohl eine Depesche vorausgeeilt sein, denn als wir ausstiegen, standen zu unserem Empfange bereit an die drei Dutzend halbwilder Knaben und ungefähr gerade so viele Mädels, die wohl alle dem Teufel aus der Kiepe gefallen waren und scheinbar ohne Eltern, von Wölfen gesäugt, groß wurden. Was kann aus Italien nicht alles werden, wenn nur die Hälfte von diesen Ungewaschenen das wird, was Romulus und Remus waren. Vorläufig schrien sie alle unisono: Fame, Signore, und hielten

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