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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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SJ, der amerikanische Moraltheologe Charles Curran und, als einziger Konservativer, der traditionalistische Erzbischof Marcel Lefebvre.
    Dazu kommen auf der NCR-Liste der Erzbischof von Seattle/USA, Raymond Hunthausen (wegen liturgischer »Missbräuche«), und der Bischof von Évreux/Frankreich, Jacques Gaillot (wegen seines Einsatzes für Randgruppen), sowie die Befreiungstheologen Ernesto Cardenal (Nicaragua), Leonardo Boff OFM (Brasilien) und Jon Sobrino SJ (El Salvador). Dann die um eine kulturell verwurzelte (»inkulturierte«) Theologie bemühten Theologen Tissa Balasuriya (Sri Lanka), Jacques Dupuis SJ (Gregoriana, Rom) und Anthony de Mello SJ (Indien, mehrere Jahre nach seinem Tod verurteilt). Auf der Liste stehen aber auch die amerikanischen Homosexuellen-Seelsorger Robert Nugent und Schwester Jeannine Gramick sowie Dr. John McNeill SJ (wegen seiner Veröffentlichungen über Homosexualität). Weiter auch die Ordensfrauen Mary Agnes Mansour (Sister of Mercy, USA), Elizabeth Morancy und Arlene Violet (ebenfalls Sister of Mercy/USA), die gezwungen wurden, sich zwischen ihrer Führungsposition im sozialen oder politischen Bereich und dem Ordensleben zu entscheiden, und aus ihrem Orden austraten. Aber auch Barbara Ferraro und Patricia Hussey (Sister of Notre Dame de Namur) und Ivone Gebara (Brasilien), wegen ihrer Opposition gegen die römische Haltung zur Abtreibung sanktioniert. Schließlich der amerikanische Dominikaner Matthew Fox (wegen Erbsündenlehre, Sexualität und »Pantheismus« aus dem Orden ausgeschlossen), der amerikanische Jesuit Robert Haight (wegen abweichender Christologie) … und kein Ende. Fünf Jahre später wäre noch der Name von Schwester Margaret Farley hinzuzufügen, wiederum eine Sister of Mercy/USA, die wegen ihrer menschenfreundlichen Sexualethik in ihrem preisgekrönten Buch »Just Love« 2012 von der Glaubenskongregation gemaßregelt wird.
    Dieser »Special Report« wird veröffentlicht mit einem kommentierenden Artikel von Robert McClory (Chicago) unter dem Titel »Anti-Modernism’s 100-year legacy«: Genau vor 100   Jahren war nämlich Pius’ X. Enzyklika »Pascendi Dominici gregis« (»Die Herde des Herrn zu weiden«) erschienen. Dieser Papst konnte in der modernen Wissenschaft, Philosophie und Literaturkritik nicht den geringsten positiven Wert entdecken. Er fasste alle entsprechenden Bemühungen mit dem diskriminierenden Etikett »Modernismus« zusammen und verurteilte ihre Repräsentanten: Gleichzeitig approbierte Pius X. die geheime Denunziantenorganisation »Sodalitium Pianum« (von seinem Nachfolger Benedikt XV. fallen gelassen), oktroyierte dem gesamten katholischen Klerus einen Antimodernisteneid auf und führte gegen »Modernisten« eine richtiggehende Säuberung durch. »Das Erbe des Konflikts, besonders die vom Vatikan angewendeten Methoden, um ihn auszutragen«, lautet der NCR-Kommentar, »können uns heute unheimlich vertraut erscheinen«.
    Das Schlimmste aber ist, dass dieser Ungeist der Inquisition sich nicht nur von Rom aus auf der gesamtkirchlichen Ebene, sondern auch in manchen Diözesen breitmacht. Nicht wenige Bischöfe (und Ordensobere) versuchen ihre Theologen und Seelsorger vor Disziplinarmaßnahmen zu schützen, andere aber betreiben sie in eigener Regie. Zwei Fälle in Deutschland gehen mir besonders nahe, da ich sowohl die Personen als auch ihre konfliktreiche Problematik gut kenne.
    Konfliktfelder Staat–Kirche und Tiefenpsychologie–Bibelauslegung
    Zuerst der Fall HORST HERRMANN : In den 60er-Jahren ist er in Tübingen einer unserer Studenten, und ich bin erstaunt, dass er gerade im Kirchenrecht promovieren will. 1970 wird er Professor für Kirchenrecht an der Universität Münster. Doch schon fünf Jahre später wird ihm nach Auseinandersetzungen um seine Forschung und Lehre die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. 1974 veröffentlicht er das Buch »Ein unmoralisches Verhältnis. Bemerkungen eines Betroffenen zur Lage von Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland«, 1976 »Die sieben Todsünden der Kirche« und 1990 »Die Kirche und unser Geld«. In Letzterem kritisiert er die Finanzierung der deutschen Kirche mit Millionen DM finanzieller Zuwendungen an Erzbischöfe und Bischöfe (als Entschädigung für Enteignungen der Kirche in napoleonischen Zeiten) und für kirchlich geführte Krankenanstalten, Pflegeheime und Kindergärten. Zugleich fordert er die Abschaffung der vom Staat eingezogenen und direkt an die Bischöfe abgeführten

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