Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Revolvers klickte.
Dann herrschte Stille, und das Einzige, das ich hörte, war das Klingeln in meinen Ohren.
Langsam kam ich auf die Beine, der Revolver rauchte in meiner Hand, von deren Gelenk noch immer die Handschellen baumelten. Ich ging zu den Toten hinüber. Der Fahrer lag merkwürdig zusammengekrümmt da, der Schädel gespalten wie eine Kokosnuss, sodass sein Gehirn heraussickerte.
Einen Arm hatte er ausgestreckt, seine Finger umklammerten die Pumpgun. Froschgesicht dagegen war noch am Leben. Er lag bäuchlings mit dem Gesicht im Dreck und zuckte mit den Beinen wie ein ablaufendes Uhrwerk, während sich unter seinem Hals eine Blutlache ausbreitete.
Ich benutzte mein Hemd, um meine Fingerabdrücke von dem Revolver zu wischen, den ich gerade benutzt hatte. Dann ließ ich ihn in den Schlamm fallen und zog Froschgesichts Revolver aus dem Holster. Zwei Schnelllader an seinem Gürtel steckte ich ebenfalls ein, löste den Sicherungshebel und schoss ihn in den Hinterkopf.
Es war ein Gnadenschuss. Ich hatte kein Verlangen, ihn hier verbluten zu lassen und spürte keinerlei Befriedigung über meine Tat. Ich hatte zwei Menschen getötet. Menschen, die sicher auch Familien hatten, die sie liebten, obwohl ich das bei Froschgesicht bezweifelte.
Der Geruch des Todes breitete sich in der stickig-schwülen Luft aus. Ich sah mich um. Schlamm und Gebüsch, ein paar Bäume. Inzwischen goss es in Strömen, und plötzlich fühlte ich mich erbärmlich einsam. Ich musste Tina finden.
Als ich in meine Tasche griff, um mein Handy herauszuholen, dämmerte mir, dass ich vielleicht einen großen Fehler begangen hatte. Ich würde das Handy, das Schagel mir besorgt hatte, loswerden müssen, doch angesichts der Beziehungen, die er und Wise zur philippinischen Polizei unterhielten, war es möglich, dass sie nicht nur meine aktuelle Position kannten, sondern alle meine Schritte während meines Manilaaufenthalts nachvollzogen hatten. Wenn ich es entsorgte, würden sie mich nicht mehr aufspüren
können, aber die früheren Daten würden ihnen verraten, wo Tina und ich die vergangene Nacht verbracht hatten. Was bedeutete, dass sie ihr, sollte sie ihnen vorhin entkommen sein, dort womöglich auflauerten.
Erst jetzt merkte ich, dass sie mir nie ihre Nummer gegeben hatte.
Ich fluchte über diesen Anfängerfehler und zerrte die Autoschlüssel aus der Tasche des Fahrers. Ich sprang in den Streifenwagen, wendete und fuhr los. Ich musste so schnell es ging nach Manila zurück.
40
Tina stand unter Schock, als sie die Eingangstür des Hostals aufschloss und an der verlassenen Rezeption vorbei zur Treppe ging. Sie war nass und erschöpft, alles war schiefgelaufen. Erst hatte Milne Pat O’Riordan ermordet, von dem sie sich Beweise gegen Paul Wise erhofft hatte. Und nun waren auch seine Frau und deren Bruder tot, und Dennis Milne, ihr einziger lebender Verbündeter, war korrupten Polizisten in die Hände gefallen. Entweder sie hatten ihn inhaftiert, dann würden sie bald herausfinden, wer er wirklich war, oder die beiden Cops hatten ihn umgebracht und seine Leiche verschwinden lassen.
Doch sie brauchte Milne dringend, denn ohne ihn konnte sie nichts unternehmen. Er hatte die Adresse von Heed, Wise’ Mann in Manila. Sie selbst hatte nur ein paar Namen aus O’Riordans Kalender: Neben Heed noch Omar Salic und Cheeseman. Namen, die ihr nichts sagten.
Sie befand sich allein und unbewaffnet in einer feindseligen Stadt ohne taugliche Spuren. Wieder überlegte sie, Mike Bolt anzurufen, um zu hören, ob er etwas über Paul Wise’ Grundbesitz herausgefunden hatte, aber selbst wenn – was würde es ihr nützen. Sie konnte schwerlich dort aufkreuzen und von ihm verlangen, seine Verbrechen zu gestehen. Tief im Herzen wusste sie, dass ihr nur eine
Alternative blieb: ihre Sachen zu packen und heimzufliegen. Ihr Verlangen nach Gerechtigkeit war einmal mehr vereitelt worden, doch immerhin war sie am Leben und in Freiheit. Sobald sie morgen früh aufwachte, würde sie die Fluggesellschaft anrufen und die erste Maschine zurück nach London nehmen. Der Gedanke deprimierte sie. Niederlagen hatte sie nie akzeptiert. Sie war eine Kämpfernatur. Aber sie war auch nicht dumm.
Auf dem Weg nach oben musterte sie sich in dem großen Spiegel oben an der Treppe. Sie sah fertig aus. Ihre nassen Kleider stanken, ihre Haare waren strähnig und klebten an ihren schmutzverschmierten Wangen. Über dem rechten Auge hatte sie eine Fleischwunde, die inzwischen dick
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