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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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verschorft war, auch über dem Jochbein war die Haut aufgeplatzt und die Wange darunter geschwollen. Gut, dass an der Rezeption niemand gesessen hatte.
    Sie sah auf die Uhr. Es war beinahe Mitternacht. Die Fahrt zurück über ihr unbekannte Straßen hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte. Und langsam ergriff die Müdigkeit von ihr Besitz. Es waren intensive Tage gewesen, die sie physisch und psychisch ausgelaugt hatten. Dazu kam der Jetlag von ihrem Flug um die halbe Welt.
    Sie hatte den Schlüssel schon ins Schloss gesteckt, als sie plötzlich innehielt. Was, wenn ihr da drinnen jemand auflauerte?
    Wise’ Männer konnten durchaus über die Mittel verfügen, sie aufzuspüren. Während der vergangenen drei Tage war sie dreimal in einen Hinterhalt geraten, langsam wurde es zur Gewohnheit. Das erste Mal, in ihrem Cottage in England, war es nicht ihre Schuld gewesen. Auch beim zweiten Mal nicht, als Milne in ihr Hotelzimmer eingedrungen
war. Aber heute Abend hätten sie definitiv nicht noch einmal in das Haus in Ternate zurückkehren dürfen. Sie wären besser der Spur gefolgt, die sie bereits hatten. Und dieser Fehler hätte sie beinahe das Leben gekostet. Einen weiteren konnte sie sich nicht erlauben. Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit wandte sich langsam aber sicher gegen sie.
    Sie zog den Schlüssel und wandte sich zur Treppe.
    In diesem Moment wurde die Tür von innen aufgerissen.
    Tina fing an zu rennen.
    »Tina!«
    Milne stand in der Tür. Er sah so müde und kaputt aus wie sie.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er leise.
    Die Erleichterung war so gewaltig, dass es sie fast von den Beinen riss.
    »Dennis.« Sie ging zurück und musste sich beherrschen, ihm nicht um den Hals zu fallen. Am Ende begnügte sie sich damit, die Hand auf seinen Arm zu legen.
    »Seit wann bist du denn da?«
    »Seit zehn Minuten.«
    Er bedeutete ihr einzutreten und schloss die Tür. »Ich habe geklopft, und als du nicht aufgemacht hast, dachte ich, ich sehe sicherheitshalber nach, ob du keine ungebetenen Besucher hast.«
    Sie lächelte. »Danke. Und danke für vorhin. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Du mir auch. Wenn du vor dem Haus nicht eingeschritten wärst, hätten die beiden Cops mir eine Kugel verpasst. Oder mehrere. Ich schätze also, wir sind quitt.«
    »Wie bist du ihnen entkommen?«
    »Ich habe sie umgebracht«, sagte er schlicht. Erst als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, fügte er hinzu: »Es ging nicht anders. Sie waren dabei, mich kaltblütig zu exekutieren. Du musst das verstehen.«
    Einen Augenblick lang sahen sie sich an, ohne etwas zu sagen. Wieder bemerkte Tina den gehetzten Ausdruck in seinen blassblauen Augen und den Schmerz, der ihn heimsuchte.
    »Ich verstehe es«, erwiderte sie schließlich.
    Auch sie hatte schon getötet, als es nicht anders ging, und trotzdem nächtelang darüber nachgegrübelt. Das stellte sie zwar nicht auf eine Stufe mit ihm, aber es gab Ähnlichkeiten zwischen ihnen, auch wenn sie ihn wegen seiner Verbrechen noch immer verabscheute.
    »Wir haben eine vernünftige Spur«, sagte er und setzte sich in einen der Korbsessel neben dem Bett. »Den Mann, bei dem Tomboy den mysteriösen Koffer abgeliefert hat. Heed.«
    »Und Tomboy hatte keine Ahnung, was sich in dem Koffer befand?«
    »Nein. Aber da er für Wise arbeitete und Wise sich im Land aufhält, dürfte der Koffer für ihn bestimmt sein.«
    »Also müssen wir zu Heed.«
    Milne gähnte. »Ich bin zu kaputt, um jetzt noch hinzufahren. Es wird bis morgen warten müssen. Und ich gehe allein hin.«
    Tina wollte protestieren, doch er hob die Hand, und sie ließ ihn fortfahren.
    »Für dich ist die Geschichte vorbei, Tina«, sagte er sanft. »Keine Widerrede. Du kannst immer noch unbescholten aus der Geschichte herauskommen. Geh nach Hause zu
deinem Job, deinem Leben. Ich kann das nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Bertie Schagel mich bereits den Behörden von Manila gemeldet hat. Und ich schätze, man wird mir nicht nur den Mord an Pat O’Riordan anhängen, sondern natürlich auch die von heute. Ich bin erledigt. Das war ich schon in dem Moment, in dem ich entschieden habe, nicht auf dich zu schießen.«
    Tina sah ihn verblüfft an. Doch er redete weiter.
    »Was meine eigene Entscheidung war. Ich erwarte keinen Dank, höchstens …« Er seufzte und sah Tina mit einem reuigen Lächeln an. »Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe.«
    Ihr fiel keine Antwort ein. Aber sie hatte Mitleid mit ihm und war von der

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