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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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sich von ihr davontragen lässt, lähmt sie und macht hilflos, doch wenn man weiß, wie man sie in
den Griff bekommt, kann sie einem helfen, am Leben zu bleiben.
    Und ich wusste mit ihr umzugehen.
    Ohne Vorwarnung packte ich den Lauf der Pumpgun, drückte ihn von mir weg und rammte Froschgesicht die Taschenmesserklinge oberhalb seines Gürtels in den Bauch. Ich ignorierte die Übelkeit, die in mir hochstieg, als es mit sanftem Ploppen hineinflutschte, und riss es mit einer Drehung des Handgelenks nach oben. Es ging ums nackte Überleben. Nicht mehr und nicht weniger.
    Froschgesicht sah mich verdutzt an und taumelte einen Schritt zurück. Der Griff um die Pumpgun wurde schwächer, und ich versuchte sie ihm zu entwinden. Doch obwohl ich gleichzeitig blitzschnell noch drei, vier Mal zustach, ließ er nicht los. Manchmal merkt einer nicht gleich, wenn er gestochen wird, weil das Adrenalin für einen Moment den Schmerz überlagert, und in Froschgesicht zirkulierte zweifelsohne eine ganze Menge Adrenalin.
    Wenn überhaupt, dann schienen ihn die Stiche anzustacheln, jedenfalls warf er sich auf mich und rammte mir die Stirn ins Gesicht. Ich schaffte es zwar noch, den Kopf wegzudrehen und das Schlimmste abzuwenden, trotzdem erwischte er mich am Jochbein, und der Schmerz war so höllisch, dass ich einen Moment fürchtete, er habe es zertrümmert. Er versuchte mich wegzustoßen, und ich wusste, wenn ich von ihm abließ, war ich tot, denn der Fahrer stand keine drei Meter von uns entfernt und wartete nur darauf, dass ich ihm ein klares Ziel bot. Deshalb hielt ich mich am Lauf der Pumpgun fest und versuchte, einen tödlichen Stoß anzubringen.
    Erneut rammte mir Froschgesicht vor Schmerz und Wut
brüllend die Stirn ins Gesicht, und diesmal verlor ich das Gleichgewicht.
    Doch ich schaffte es, ihn dabei festzuhalten und mitzureißen. Ich ließ kurz die Pumpgun los, stieß ihn zurück zum Wagen und rollte mit ihm über die Motorhaube. Überrascht versuchte er sich abzustützen, bewegte den Kopf und bot mir für einen Sekundenbruchteil die dunkle Haut seiner Kehle.
    Ich reagierte instinktiv und jagte ihm das Messer in den Hals.
    Einen Moment lang floss kein Blut, doch als er sich aufrichten wollte, schoss ein dicker Strahl heraus, der Griff, mit dem er mich immer noch umklammert hielt, wurde schwächer, und die Pumpgun rutschte ihm aus der Hand und metallisch klackernd über den Kühler zu Boden.
    Froschgesichts Kollege – dem der Killerinstinkt ganz offensichtlich abging – schrie auf und kam mit ausgestrecktem Revolver auf mich zu. In seinen Augen spiegelten sich Wut und Schock, die Mündung seines Revolvers war knapp einen Meter von meinem Kopf entfernt. Ich zerrte Froschgesicht herum und versuchte, zwischen ihm und dem Kotflügel abzutauchen, als der Fahrer feuerte, und die Nacht explodierte. Die Kugel erwischte Froschgesicht, der noch einmal zusammenzuckte. Ich drückte ihn von mir weg und trat ihn mit aller Kraft in den Rücken. Sein Kollege musste die Arme hochreißen, um ihn abzufangen, und eine Sekunde lang wirkten sie wie zu einem grotesken Tanz umschlungen. Die genügte mir. Ich stürzte mich auf ihn, und gerade als er es geschafft hatte, sich der Leiche zu entledigen, packte ich seinen Arm, drückte den Revolver weg und rammte ihm die Stirn auf die Nase.
    Der Revolver flog ihm aus der Hand, doch ehe er stürzte, landete er einen linken Haken auf meinem Ohr, der mich meinerseits zu Boden schickte. Ich hob den Kopf und sah, wie er sich auf die Knie aufrichtete und nach der Pumpgun griff.
    Verzweifelt versuchte ich durch Regen und Schlamm zu erkennen, wo der Revolver lag. Ich entdeckte ihn neben einem Stapel verrosteter Bierbüchsen, hechtete und rutschte auf allen vieren hinüber, um ihn zu fassen zu kriegen. Hinter mir hörte ich, wie der Fahrer die Pumpgun durchlud, ich schnappte mir den Revolver, rollte mich herum, und da stand er fünf Meter entfernt, die Waffe noch nicht ganz auf mich gerichtet.
    Einen surrealen Moment lang wirkten wir beide wie eingefroren. Unser beider Leben schrumpfte auf diesen Augenblick in einem stinkenden Sumpf mitten im Nirgendwo zusammen.
    Ich feuerte zuerst, den Bruchteil einer Sekunde vor ihm, denn ich musste ihn erwischt haben, da der Lauf der Pumpgun hochgerissen wurde und sein Schuss in den schwarzen Nachthimmel ging. Er fiel auf ein Knie und griff sich an den Bauch, und ich feuerte ein zweites Mal, die Kugel riss ihm die Schädeldecke weg, und ich schoss und schoss, bis der Hahn des

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