Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Ich hab ihm erzählt, was ich weiß. Würden Sie jetzt bitte so freundlich sein, ihm zu sagen, er ginge mir mächtig auf die Nerven und möge mich in Ruhe lassen?«
    Mit dem größten Vergnügen, dachte Carl.
    »Natürlich, ich werde dafür sorgen, dass das aufhört. Aber wäre es okay, wenn ich Ihnen zuerst ein paar Fragen stelle, Tryggve?«
    Der Mann klang nicht begeistert, aber er sagte auch nicht Nein.
    »Wir glauben nicht an die Windräder, Tryggve. Können Sie das Geräusch vielleicht etwas genauer beschreiben?«
    »Hm, wie soll ich das beschreiben?«
    »Wie tief war der Ton?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    Carl gab einen Brummton von sich. »War er so tief?«
    »Ja, könnte sein, so ungefähr.«
    »Aber das war ja nicht sonderlich tief.«
    »Na, dann war er’s eben nicht. Ich würde ihn jedenfalls tief nennen.«
    »Klang er metallisch?«
    »Wie, metallisch?«
    »War das ein weicher Ton, oder hatte er eher was Hartes?«
    »Keine Ahnung. Eher hart, glaube ich.«
    »Also vielleicht wie ein Motor?«
    »Ja, vielleicht. Aber ununterbrochen, tagelang.«
    »Und bei dem Unwetter wurde er nicht schwächer?«
    »Doch, ein bisschen, aber nicht viel. Das hab ich diesem Pasgård doch alles schon erzählt. Jedenfalls das meiste. Können Sie nicht mit ihm reden? Ich ertrage es einfach nicht, immer wieder an diese Geschichte erinnert zu werden.«
    Dann wende dich an einen Psychologen, dachte Carl und sagte: »Das verstehe ich gut, Tryggve.«
    »Aber ich hab auch noch aus einem anderen Grund angerufen. Mein Vater ist in Dänemark.«
    »Aha?« Carl zog seinen Notizblock heran. »Wo?«
    »Er ist zu einer Besprechung im Landesbüro der Zeugen Jehovas in Holbæk. Hat irgendwas damit zu tun, dass er woandershin entsandt werden will. Ich glaube, er hat Angst wegen Ihnen. Er hält es einfach nicht aus, dass in der alten Geschichte rumgestochert wird.«
    Darin seid ihr euch ja einig, mein Freund, dachte Carl. »Aha? Und was können die Zeugen Jehovas in Dänemark da ausrichten?«, fragte er.
    »Was die ausrichten können? Die könnten ihn doch zum Beispiel nach Grönland entsenden oder auf die Färöer.«
    Carl runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie das eigentlich, Tryggve? Reden Sie wieder mit Ihrem Vater?«
    »Nein. Henrik, mein kleiner Bruder, hat es mir verraten. Und das erzählen Sie bitte nicht weiter, okay? Sonst hat er es demnächst echt schwer.«
    Nach dem Telefonat saß Carl ganz still da und sah auf die Uhr. In einer Stunde und zwanzig Minuten sollte Mona mit diesem tiefbohrenden Superpsychologen aufkreuzen. Warum wollte sie, dass er sich dem aussetzte? Rechnete sie etwa damit, dass er urplötzlich quietschvergnügt aufspringen und rufen würde, Halleluja, es verursacht mir keine Schweißausbrüchemehr, dass mein alter Kollege vor meinen Augen erschossen wurde, während ich keinen Finger gekrümmt hab?
    Er schüttelte den Kopf. Wäre es nicht Mona, dann würde er schon dafür sorgen, dass diesem Seelenklempner die Fragelust verging.
    Es klopfte vorsichtig an der Tür. Laursen stand mit einer kleinen Plastiktüte davor.
    »Zedernholz«, sagte er nur und warf die Tüte mit dem Splitter aus dem Flaschenbrief auf den Schreibtisch. »Du musst nach einem Bootshaus aus Zedernholz suchen. Wie viele Bootshäuser in Nordseeland sind in den Jahren vor der Entführung aus diesem Holz gebaut worden? Nicht viele, das kann ich dir verraten, denn damals hat man druckimprägniertes Holz benutzt. Das war noch, ehe die Baumärkte wie Pilze aus dem Boden schossen und Herrn und Frau Dänemark einredeten, das sei nicht mehr fein genug.«
    Carl blickte auf den Splitter. Zeder?
    »Wer sagt, dass das Bootshaus aus demselben Material gemacht sein muss, wie der Splitter, mit dem Poul Holt geschrieben hat?«
    »Niemand. Aber die Möglichkeit ist gegeben. Ich finde, du solltest mit den Holzhändlern der Gegend reden.«
    »Hervorragende Arbeit, Tomas, ehrlich. Aber das Haus kann doch locker zwei, drei Generationen alt sein. Und in Dänemark müssen Abrechnungen nur fünf Jahre aufbewahrt werden. Kein Baumarkt und kein Holzhändler wird dir sagen können, wer vor etwa zehn Jahren eine nicht unbeträchtliche Menge Zedernholz gekauft hat, und schon gar nicht vor zwanzig Jahren. So was klappt nur im Film. In der Realität kommt das einfach nicht vor.«
    »Dann hätte ich mir das ja sparen können«, lächelte Laursen. Als wüsste der gerissene Hund nicht genau, wie diese Information nun unkontrolliert im Schädel seines ehemaligen Kollegen herumrollte

Weitere Kostenlose Bücher