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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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fühlte?
    Trance. Slow Motion. Arme, die wie gelähmt waren.
    »Dass es lange her ist«, sagte er.
    Dieser Kris nickte und zeigte, wie er sich seine Lachfalten zugelegt hatte. »Immer bereit zu blitzschnellen Paraden, wie? Aber ich bin gewarnt worden. Ich wollte nur sehen, ob’s stimmt.«
    Was zum Teufel war das denn? Spielten sie jetzt Boxen? Das konnte ja spannend werden.
    »Wissen Sie, dass Hardy Henningsens Frau die Scheidung eingereicht hat?«
    »Nein. Davon hat Hardy nichts gesagt.«
    »Soweit ich weiß, hat sie eine gewisse Schwäche für Sie gezeigt. Aber Sie haben ihre Annäherungen zurückgewiesen. Ich glaube, sie sagte, Sie seien gekommen, um sie zu unterstützen. Das verrät mehr Tiefgang bei Ihnen, als Ihre hartgesottene Fassade glauben machen soll. Was sagen Sie dazu?«
    Carl runzelte die Stirn. »Was um Himmels willen hat Minna Henningsen mit dem hier zu tun? Sagen Sie, reden Sie hinter meinem Rücken mit meinen Freunden? Das schätze ich verdammt noch mal gar nicht.«
    Der Typ wandte sich an Mona. »Da siehst du’s. Genau, wie ich es vorhergesehen habe.« Sie lächelten sich an.
    Noch ein falsches Wort und er würde dem Scheißkerl die Zunge drei-, viermal um seinen Hals wickeln. Die würde sich gut machen neben dem Goldkettchen im V-Ausschnitt .
    »Jetzt haben Sie Lust, mich zu schlagen, nicht wahr, Carl? Mir eine in die Fresse zu hauen, mich zur Hölle zu schicken, sehe ich.« Er sah Carl so direkt in die Augen, dass ihn das Hellblaue darin beinahe umschloss.
    Dann änderte sich sein Blick. Er wurde ernst. »Ganz ruhig, Carl. Ich stehe wirklich auf Ihrer Seite, und es geht Ihnen dreckig, das weiß ich.« Er hob die Hand und bremste ihn. »Und übrigens, wenn Sie sich im Moment fragen, mit wem hier im Raum ich am liebsten vögeln möchte, dann sind Sie das.«
    Carl sackte kurz der Unterkiefer ab.
    Ganz ruhig, hatte er gesagt. Natürlich beruhigte es ihn ungemein, zu wissen, wo der Kerl stand, aber okay fand er die Situation trotzdem nicht.
    Nachdem sie den Therapieablauf festgelegt hatten, verabschiedeten sich die beiden, und Mona legte ihren Kopf so dicht an seinen, dass Carl die Knie weich wurden.
    »Wir sehen uns doch heute Abend bei mir, oder? Gegen zehn? Kannst du zu Hause abhauen oder musst du dich um deine Jungs kümmern?«, flüsterte sie.
    Vor seinem inneren Auge sah Carl, wie sich Monas nackter Körper vor Jespers aufsässige Visage schob.
    Was für eine herrlich unkomplizierte Wahl.
     
    »Ja, dachte ich’s mir doch, dass ich hier unten Leute antreffe«, sagte der Aktentaschenträger und streckte Carl eine Handentgegen, die schon ganz schlaff war von jahrelanger Papierschieberei. »John Studsgaard, Gewerbeaufsicht.«
    Hielt ihn der Kerl für dement? Es war kaum eine Woche her, seit er zum letzten Mal hier gewesen war.
    »Carl Mørck«, stellte er sich vor. »Vizepolizeikommissar des Sonderdezernats Q.   Was verschafft mir die Ehre?«
    »Nun, eine Sache ist der Asbest hier unten.« Er deutete den Gang hinunter zu der provisorischen Trennwand. »Eine andere Sache ist die, dass die Räumlichkeiten hier unten nicht als Arbeitsplatz für die Angestellten des Polizeipräsidiums genehmigt sind. Und jetzt sitzen Sie doch wieder hier.«
    »Nun hören Sie mir mal zu, Studsgaard. Lassen Sie uns Klartext reden. Seit Sie das letzte Mal hier waren, wurde auf den Straßen zehnmal geschossen. Es gab zwei Tote. Der Haschmarkt ist außer Rand und Band. Der Justizminister hat zweihundert Polizisten abkommandiert, die wir nicht haben. Zweitausend haben ihre Arbeit verloren, die Steuerreform schröpft diejenigen, die eh nichts haben, die Lehrer bekommen Prügel von den Schülern, in Afghanistan sterben junge Kerle, die Leute müssen Bankrott anmelden, die Renten sind nichts mehr wert und die Banken gehen Pleite, wenn sie nicht die Leute übers Ohr hauen. Und derweil saust der Staatsminister rum und sucht sich auf Kosten der Steuerzahler einen neuen Job. Warum zum Teufel kümmern Sie sich dann darum, ob ich hier oder hundert Meter weiter in einem anderen Keller sitze, wo alles Mögliche erlaubt ist? Kann es nicht   …«, er holte tief Luft, »…   scheißegal sein, wo ich sitze, Hauptsache ich mache meine Arbeit?«
    Herr Studsgaard hatte geduldig neben ihm gestanden und sich die Suada angehört. Als Carl fertig war, klappte er seine Aktentasche auf und zog einen Bogen Papier heraus. »Darf ich mich hier hinsetzen?«, fragte er und deutete auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch. »Wir kommen ja nicht

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