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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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klappte meistens. Frauen wie Isabel benutzten Geburtstage, die Namen ihrer Kinder oder Haustiere, Telefonnummern oder einfach eine Zahlenreihe, meist abwärts. Und war das nicht der Fall, dann behalfen sie sich, indem sie sich die Passwörter notierten. Nur äußerst selten lagen die Zettel mehrals einen halben Meter von der Tastatur entfernt. Man wollte ungern extra aufstehen.
    Er loggte sich in ihrem Internetdating ein und las die Korrespondenz. Zufrieden stellte er fest, dass sie in ihm den Mann gefunden hatte, den sie offenbar schon seit einer Weile suchte. Vielleicht ein paar Jahre jünger als beabsichtigt, aber welche Frau sagte dazu Nein?
    Dann sah er ihre Outlook-Kontakte durch. Ein einzelner tauchte sehr häufig in der Inbox auf. Ein Karsten Jønsson. Vielleicht ein Bruder, vielleicht ein Exmann, das war nicht entscheidend. Entscheidender war, dass die E-Mail -Adresse auf politi.dk endete – die dänische Polizei.
    So ein Mist!, dachte er. Wenn es so weit war, musste er sich hüten, gewalttätig zu werden und hässliche Sachen zu ihr zu sagen oder überall Schmutzwäsche liegen zu lassen. In ihrem Internetdating-Profil hatte sie geschrieben, das würde sie total abturnen.
    Er fischte seinen kleinen BlueTinum-Memorystick aus der Tasche und steckte ihn in die US B-Buchse . Skype-Konto, Headset, Telefonbuch, alles zusammen. Dann gab er die Telefonnummer seiner Frau ein.
    Um diese Zeit kaufte sie ein. Immer um diese Zeit. Er wollte ihr vorschlagen, eine Flasche Champagner zu besorgen und sie kühl zu stellen.
    Beim zehnten Rufzeichen runzelte er die Stirn. Das war ja überhaupt noch nie passiert, dass sie nicht antwortete. Wenn seine Frau an etwas hing, dann an diesem Handy.
    Er versuchte es noch einmal, und wieder ging sie nicht ran.
    Er lehnte sich vor, starrte auf die Tastatur und sein Gesicht wurde heiß.
    Dafür musste sie ihm eine wirklich gute Erklärung liefern! Sollte sie ihm unbekannte Seiten ihrer Persönlichkeit zeigen, lief sie Gefahr, dass auch er ihr völlig neue Seiten offenbarte.
    Und das würde sie ganz sicher nicht wollen.

6
    »Ich muss sagen, Assads Vermutung hat uns hier oben nachdenklich gemacht, Carl.« Marcus Jacobsen hielt seine Lederjacke schon in der Hand. In zehn Minuten würde er an einer Straßenecke im Nordwestviertel stehen und sich die Blutflecken von der Schießerei letzte Nacht ansehen. Der Mann war nicht zu beneiden.
    Carl nickte. »Du denkst also wie Assad, dass es einen Zusammenhang zwischen den Bränden gibt?«
    »Dieselben Einkerbungen am Knochen des kleinen Fingers bei zwei von drei Brandopfern. Ja, darüber muss man sicher nachdenken. Aber lass uns noch etwas abwarten. Im Augenblick liegt das Material zur Durchsicht bei den Rechtsmedizinern, darauf müssen die jetzt erst mal reagieren. Aber die Nase, Carl   …« Er tippte sich auf seinen gleichermaßen legendären wie markanten Gesichtsvorsprung. Nicht viele Nasen waren in so viele faule Fälle gesteckt worden wie diese. Ja, Assad und Jacobsen hatten bestimmt recht. Es gab einen Zusammenhang. Carl merkte es selbst.
    Er bemühte sich, seiner Stimme eine gewisse Eindringlichkeit zu verleihen. Gar nicht leicht, es war ja noch nicht mal zehn. »Dann gehe ich davon aus, dass wir den Fall euch überlassen.«
    »Bis auf weiteres. Ja, bis auf weiteres.«
    Carl nickte. Er ging schnurstracks nach unten und hakte die alte Brandakte für Sonderdezernat Q als abgeschlossen ab.
    Machte was her für die Statistik.
     
    »Carl, komm mal, Rose hat dir was zu zeigen«, dröhnte es, als hätte eine Horde Brüllaffen die unteren Gemächer eingenommen. An Stimmbandkatarrh litt Assad nicht, das war mal sicher.
    Breit lächelnd stand er da, mit einem Stoß Fotokopien in der Hand. Nicht von irgendwelchen Akten, soweit Carl das sehen konnte. Es waren eher Vergrößerungen von etwas, das man bestenfalls undeutlich nennen konnte.
    »Schau mal, worauf sie verfallen ist.«
    Assad deutete auf die Trennwand am Ende des Ganges, die der Tischler gerade fertiggestellt hatte und die sie vor dem Asbest schützen sollte. Genauer gesagt deutete er auf die Stelle, wo man die Trennwand vermutete, denn sehen konnte man sie nicht. Mitsamt der eingelassenen Tür war sie vollständig bedeckt von unzähligen, nahtlos aneinandergeklebten Fotokopien. Wollte jemand dort hindurch, brauchte er erst mal eine Schere.
    Schon aus zehn Metern Abstand konnte man erkennen, dass es sich um eine riesenhafte Vergrößerung des Briefs aus der Flasche handelte.
    »Hilfe«,

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