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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Weg zur Rezeption sah er zwei kleine Aufenthaltsräume für Besucher, deren Türen offen standen. Die Theke war so eine starkfarbige, gebogene Angelegenheit, an der man nicht so leicht vorbeikam.
    Die Mitarbeiterin nickte ihm zu, sie musste erst ihre Papiere ordnen.
    In der Zwischenzeit sah er sich um.
    Überall wuselten Ärzte und Krankenschwestern herum. Manche waren in den Krankenzimmern beschäftigt, andere saßen in kleinen Räumen am Computer und wieder andere eilten zielstrebig über den Gang.
    »Komme ich ungelegen?«, frage er die Mitarbeiterin in breitestem jütländischem Dialekt.
    Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr, dann sah sie ihn freundlich an. »Vielleicht ein bisschen. Wen suchen Sie denn?«
    Jetzt setzte er die besorgte Miene auf, die er einstudiert hatte. »Ich bin ein Freund von Rachel Krogh.«
    Sie neigte den Kopf leicht zur Seite. »Rachel? Hier liegt keine Rachel. Sie meinen wohl Lisa Krogh?« Sie sah auf den Bildschirm. »Lisa Karin Krogh steht da.«
    So ein Mist, jetzt passierte ihm das schon wieder! Rachel war ihr Kirchenname, das wusste er doch.
    »O ja, bitte entschuldigen Sie. Ja, Lisa, natürlich. Wir sind in derselben Gemeinde, wissen Sie, und dort benutzen wir unsere biblischen Namen. Lisa heißt dort Rachel.«
    Der Gesichtsausdruck der Sekretärin änderte sich kaum merklich. Glaubte sie ihm nicht? Oder hatte sie Aversionen gegen religiöse Menschen? Würde sie im nächsten Moment nach seinem Ausweis fragen?
    »Ja, und Isabel Jønsson kenne ich auch«, fuhr er fort, ehe sie etwas sagen konnte. »Wir sind alle drei befreundet. Ich habe Ihre Kollegen unten in der Notaufnahme so verstanden, dass beide nach hier oben verlegt wurden. Das stimmt doch?«
    Sie nickte und lächelte, verkniffen zwar, aber sie lächelte.
    »Ja, sie liegen beide dort.« Sie deutete zu dem Krankenzimmer hinüber und nannte die Zimmernummer.
    Beide im selben Zimmer! Besser konnte es ja gar nicht sein!
    »Sie müssen allerdings einen Moment warten. Isabel wird auf eine andere Station verlegt, unsere Ärzte und Schwestern bereiten das gerade vor. Im Übrigen hat Isabel Jønsson eben Besuch bekommen. Sie müssen also warten, bis der Herr gegangen ist. Wir legen Wert darauf, dass sich immer nur eine Besuchergruppe zur Zeit im Zimmer aufhält.« Sie zeigte zum Aufenthaltsraum nahe dem Ausgang. »Er sitzt dort. Vielleicht kennen Sie ihn ja.«
    Was war denn das für ein Scheiß?
    Schnell drehte er sich zum Aufenthaltsraum um. Ja, da saß ein Mann mit verschränkten Armen. Allein. In Polizeiuniform. Garantiert Isabels Bruder. Die gleichen hohen Wangenknochen, die gleiche Gesichtsform, die gleiche Nase. So ein Scheiß!
    Er sah die Sekretärin voller Hoffnung an. »Es geht Isabel hoffentlich besser?«
    »Ja, soweit ich weiß. Sonst würde sie wahrscheinlich nicht verlegt werden.«
    Soweit ich weiß, hatte sie gesagt. Natürlich wusste sie es ganz genau. Sie wusste nur nicht, wann die Verlegung stattfinden sollte, aber das konnte sicher jeden Augenblick sein.
    Herrje! Und dann auch noch der Polizist zu Besuch.
    »Kann ich denn überhaupt mit Rachel sprechen, ist sie bei Bewusstsein? Verzeihung, Lisa meine ich.«
    Die Frau hinter der Theke schüttelte den Kopf. »Nein, Lisa Krogh ist noch immer bewusstlos.«
    Er neigte den Kopf. »Aber Isabel ist doch bei Bewusstsein?«, erkundigte er sich leise.
    »Das weiß ich nicht, fragen Sie die Krankenschwester dort.« Sie deutete auf eine blonde, extrem müde aussehende Frau, die mit einem Stoß Krankenakten unter dem Arm an der Theke vorbeiging. Dann wandte sich die Sekretärin einem anderen Besucher zu, der näher an die Theke getreten war. Die Audienz war beendet.
    »Oh, Entschuldigung.« Er hielt die Krankenschwester an, indem er den Arm hob.
Mette Frigaard-Rasmussen
stand auf ihrem Namensschild. »Sie können mir nicht sagen, ob Isabel Jønsson bei Bewusstsein ist? Werde ich mit ihr sprechen können?«
    Vielleicht war Isabel nicht ihre Patientin, vielleicht war sie nicht im Dienst, vielleicht war das nicht ihr Tag oder vielleicht war sie einfach völlig erschöpft. Jedenfalls kniff sie die Augen zusammen, als sie ihn ansah, und antwortete nur schmallippig.
    »Isabel Jønsson? Äh, ja   …« Sie unterbrach den Satz und sah kurz in die Luft. »Doch, bei Bewusstsein ist sie. Aber sie steht unter starken Medikamenten und der Unterkiefer ist gebrochen, deshalb spricht sie nicht so gut. Ja, eigentlich kommuniziert sie überhaupt nicht, aber das wird schon kommen.«
    Dann

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