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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Fragen habe. Gib ihm deine Telefonnummer und bitte ihn, anzurufen, wenn ihm etwas einfällt.«
    Sie nickte und Carl zog sich zurück.
    »Keine Hilfe aus der Ecke«, seufzte er und lehnte sich an die Wand. »Und die Uhr tickt.«
    »Wir kriegen ihn! Rechtzeitig!« Assads Stimme klang kämpferisch, obwohl er mit Sicherheit dieselben Befürchtungen hegte wie Carl.
    »Ich brauch einen Moment«, sagte Rose, als sie das Telefonat beendet hatte.
    Sie starrte blind vor sich hin, so als hätte sie zum ersten Mal die Kehrseite der Welt erblickt und als wollte sie nun nichts mehr sehen.
    So verharrte sie ziemlich lange.
    Sie war wie weggetreten, in ihren Augen standen Tränen.Carl hätte den Sekundenzeiger der Wanduhr gerne angehalten.
    Dann schluckte sie mehrmals. »Okay, bin so weit. Also, der Kidnapper hat zwei von Josefs Geschwistern. Samuel ist sechzehn und Magdalena zwölf. Er hat sie am Samstag entführt, und die Eltern haben sich bemüht, das Lösegeld zusammenzukratzen. Isabel Jønsson wollte ihnen offenbar helfen, aber was ihre Beweggründe waren, wusste Josef nicht, denn sie war am Montag zum allerersten Mal bei ihnen gewesen. Mehr konnte er nicht sagen, seine Eltern haben nicht viel erzählt.«
    »Und der Entführer?«
    »Josef hat ihn so beschrieben wie den Mann auf der Phantomzeichnung. Er ist über vierzig und vielleicht etwas größer als der Durchschnitt. Er hat keine besondere Art zu gehen, kein Humpeln oder so. Josef glaubt, dass er sich die Haare und die Augenbrauen färbt. Ach ja, und theologisch kennt er sich extrem gut aus.« Sie sah vor sich hin. »Wenn ich diesem Scheißkerl begegne   …« Ihr Gesichtsausdruck beendete den Satz.
    »Wer war jetzt bei den Kindern?«
    »Jemand aus ihrer Gemeinde.«
    »Wie hat es Josef aufgenommen?«
    Sie hob die Hand und wedelte damit vor dem Gesicht. Darüber wollte sie nicht sprechen. Jedenfalls nicht im Moment.
    »Und dann sagte er noch, der Mann könnte nicht singen«, fuhr sie fort, und ihre nachtschwarzen Lippen fingen an zu zittern. »Josef hat ihn bei den Zusammenkünften der Gemeinde singen gehört, und das muss wohl ziemlich schräg geklungen haben. Und er fährt einen Lieferwagen. Keinen Diesel, danach hab ich gefragt. Jedenfalls klang der Motor nicht so, wie Dieselautos klingen, hat er gesagt. Ein hellblauer Lieferwagen ohne Auffälligkeiten. Er wusste aber weder das Modell noch das Kennzeichen. Er interessiert sich nicht für Autos.«
    »War das alles?«
    »Der Kidnapper hat sich als Lars Sørensen vorgestellt. Aber als Josef ihn einmal gerufen hat, hat er nicht gleich auf den Vornamen reagiert, deshalb glaubt er nicht, dass der Name stimmt.«
    Carl notierte sich den Namen.
    »Und was ist mit der Narbe?«
    »Die ist ihm nicht aufgefallen.« Wieder presste sie die Lippen zusammen. »Sehr markant kann sie also nicht sein.«
    »Sonst hast du nichts?«
    Erschöpft schüttelte sie den Kopf.
    »Danke, Rose. Bis morgen. Du kannst jetzt nach Hause fahren.«
    Rose nickte, blieb aber stehen. Sie brauchte wahrscheinlich noch eine Weile, um wieder zu sich zu kommen.
    Carl wandte sich an Assad. »Tja, dann bleibt uns jetzt nur noch die Frau dort im Krankenzimmer.«
     
    Auf Zehenspitzen betraten sie das Krankenzimmer. Karsten Jønsson sprach gerade mit Isabel, während sich eine Krankenschwester an deren Handgelenk zu schaffen machte. Oben auf dem Monitor war zu erkennen, dass sich die Herzfrequenz stabilisiert hatte. Sie war also zur Ruhe gekommen.
    Carls Blick fiel auf das zweite Bett. Nur ein weißes Laken, darunter eine Gestalt. Nicht die Mutter von fünf Kindern, keine verzweifelte Frau. Nur eine leblose Gestalt unter dem Laken. Der Bruchteil einer Sekunde in einem Auto, und nun lag sie dort. Nichts war mehr geblieben.
    »Dürfen wir näher kommen?«, fragte er Karsten Jønsson.
    Der nickte. »Isabel will mit uns sprechen. Nur: Wie sollen wir sie verstehen? Buchstabentafeln können wir nicht benutzen. Gerade versucht die Krankenschwester, die Finger der rechten Hand vom Verband zu befreien. Allerdings hat Isabel beide Unterarme gebrochen und mehrere Finger, deshalb ist es fraglich, ob sie einen Stift halten kann.«
    Carl sah die Frau im Bett an. Bis auf die Kinnpartie, die der ihres Bruders ähnelte, war nicht viel zu erkennen. Sie war wirklich übel zugerichtet.
    »Guten Tag, Isabel Jønsson. Mein Name ist Carl Mørck, ich bin Vizepolizeikommissar im Präsidium Kopenhagen, Sonderdezernat Q.   Verstehen Sie, was ich sage?«
    Isabel sagte: »Mmmm«, und die

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