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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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schwarz?«
    Volltreffer! Auf die Frage war er nun gar nicht gefasst gewesen.
    Nicht, dass es Carl kümmerte. Das war eine andere Abteilung. Ihm war nur daran gelegen, sich ein Bild von dem Mann zu machen, den er vor sich hatte.
    »Jonas, sind Sie vorbestraft? Sie wissen, dass ich das leicht nachprüfen kann.« Carls Versuch, mit den Fingern zu schnipsen, misslang.
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Andere aus der Mannschaft?«
    »Warum?«
    »Gibt es Vorstrafen?«
    Er zögerte. »Ich glaub, Go Johnny, Gasgriff und Papst haben was.«
    Carl lehnte den Kopf leicht zurück. Was für Scheißnamen. »Wer sind die?«
    Jonas Brande kniff die Augen zusammen, als er zu den Männern an der Bar hinübersah. »Birger Nielsen, das ist der mit der Glatze. Der spielt in Bars und Restaurants Klavier. Deshalb nennen wir ihn Go Johnny. Der neben ihm sitzt, das ist Mikkel, der ist Motorradmechaniker in Kopenhagen. Deshalb heißt er bei uns Gasgriff. Ich glaube, das war nichts Dolles, was die beiden angestellt haben. Bei Birger war’s irgendwas mit illegalem Schnapsbrennen und bei Mikkel irgendwas mit geklauten Autos. Die hat er weiterverkauft. Ist alles schon Jahre her. Warum?«
    »Und der Dritte, den Sie genannt haben? Papst hieß der, oder? Das muss doch dann Svend sein, der mit dem blauen Blazer.«
    »Ja. Der ist Katholik. Bei dem weiß ich’s nicht so genau. Ich glaub, da war irgendwas in Thailand.«
    »Und wer ist dann der Letzte aus der Mannschaft? Der, mit dem Ihr Bruder gerade redet? Das ist doch der, der weggeht, oder?«
    »Ja. Das ist René. Unser bester Spieler. Deshalb ist das echt Scheiße. René Henriksen, genau wie der ehemalige Verteidiger der Fußballnationalmannschaft. Deshalb nennen wir ihn Dreier.«
    »Weil René Henriksen die drei auf dem Rücken hatte?«
    »Jedenfalls zu einem gewissen Zeitpunkt.«
    »Haben Sie einen Ausweis dabei, irgendwas, wo Ihre Personennummer draufsteht, Jonas?«
    Gehorsam zog er das Portemonnaie aus der Tasche und gab Carl seinen Führerschein.
    Carl notierte sich die Nummer.
    »Übrigens, wissen Sie, wer von Ihnen einen Mercedes fährt?«
    Er zuckte die Achseln. »Nö. Wir treffen uns immer   …«
    Carl winkte ab. Dafür hatte er keine Zeit.
    »Danke, Jonas. Schicken Sie doch jetzt bitte René zu mir, ja?«
     
    Von dem Moment an, als er vom Barhocker aufstand, bis zu dem Augenblick, als er sich Carl gegenübersetzte, sahen sie sich an.
    Ein sehr ansprechender Mann. Nicht, dass das irgendwas zu sagen gehabt hätte, aber gepflegt und mit festem Blick.
    »René Henriksen«, stellte er sich vor und zog die Bügelfalten hoch, ehe er sich setzte. »Soweit ich Lars Brande verstanden habe, ermitteln Sie in irgendeiner Sache. Nicht, dass er etwas gesagt hätte, nur so ein Gefühl meinerseits: Hat es mit Svend zu tun?«
    Carl betrachtete ihn aufmerksam. Mit etwas gutem Willen konnte er durchaus derjenige sein, den sie suchten. Das Gesicht war vielleicht ein bisschen zu schmal, aber das konnte daran liegen, dass er im Laufe der Jahre den Babyspeck verloren hatte. Frisch geschnittene Haare. Hohe Schläfen, aber das ließ sich natürlich mit einer Perücke alles verändern. Irgendetwas war mit den Augen. Carl juckte es förmlich überall. Die vielen Fältchen um die Augen, das waren nicht nur Lachfalten.
    »Svend? Sie meinen wohl Papst?«, lächelte Carl, obwohl er gar keine Lust dazu hatte.
    Der Typ zog die Augenbrauen hoch.
    »Warum fragen Sie, ob es etwas mit Svend zu tun hat?«
    Hier veränderte sich das Gesicht des Mannes. Allerdings setzte er keine rechtfertigende Miene auf, wie man hätte erwartenkönnen, sondern im Gegenteil eine zerknirschte, als wäre er sich gerade einer Taktlosigkeit bewusst geworden.
    »Ach«, sagte er, »sorry, das war mein Fehler. Ich hätte Svend nicht erwähnen sollen. Wollen wir noch mal anfangen?«
    »In Ordnung. Sie verlassen die Mannschaft? Ziehen Sie um?«
    Wieder dieser Blick, der ihm das Gefühl vermittelte, sein Gegenüber fühle sich entblößt.
    »Ja«, sagte er. »Mir wurde ein Job in Libyen angeboten. Ich soll den Bau einer riesigen Spiegelanlage in der Wüste leiten, die Strom in einer einzigen zentralen Einheit erzeugen wird. Eine ziemlich revolutionäre Entwicklung, vielleicht haben Sie davon gehört?«
    »Klingt spannend. Wie heißt die Firma?«
    »Ach, das ist eine leidige Geschichte.« Er lächelte. »Bis auf weiteres beschränkt sich deren Name auf die Handelsregisternummer der dänischen Aktiengesellschaft. Die Leute können sich nicht

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