Erlösung
Nervensystem auslöst, wird wie eine Schallwelle nach außen getragen.“ Sein sonst so teilnahmsloser Gesichtsausdruck nahm für einen Augenblick gütige Züge an. Und das schlechte Gewissen meldete sich unwillkürlich in meinem Kopf.
„Durch den Rat werden wir dem ein Ende setzen können. Habe ich mich schon für Eure Entscheidung bedankt, Sir?“
Ein kaum auszumachendes Lächeln erschien auf seinen schmalen Lippen. „Lasst eure neue Zukunft einfach bald, sehr bald beginnen.“ Aribo spazierte an uns vorbei, um zum Aufzug zu gehen. Soviel Anteilnahme war für ihn sicherlich ungewohnt, damit hätte er vermutlich selbst nicht gerechnet. Lesleys kleine Hände wanderten meine Brust entlang und meine gesamte Aufmerksamkeit gehörte wieder ihr.
„Dein Outfit hat schon das gewisse Etwas…“ Ob beabsichtigt oder nicht, der Klang ihrer Stimme war verdammt sexy. „Wollen wir hoch laufen?“ Ich nickte und ehe sie sich versah, hob ich sie hoch. „So hatte ich das nicht gemeint.“ Es war nur ein schwacher Protest, denn sie strahlte mich an. Außerdem musste ihr mittlerweile klar sein, dass wir so viel schneller ins obere Stockwerk kommen würden.
„Ich hatte fast vergessen, wie schön es ist, einen aufmerksamen Freund zu haben.“
„Dann muss ich definitiv dafür sorgen, dass so etwas nicht noch mal passiert.“ Ich lief mit ihr ins Treppenhaus. „Weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin?“
Sie schüttete den Kopf, und das Blut in ihren Wagen verriet ihre Verlegenheit. „Wieso?“
„Weil du tapfer bist und nicht nur die Krankheit in Schach hältst, sondern es auch noch allein hier ausgehalten hast. Ich meine, du musstest hier mit einem ganzen Haufen Fremder klar kommen. Bis auf Rebecca vielleicht.“
„Was die Fremden angeht…“ Mein Engel senkte den Blick. „Nicholas, ich muss dir noch etwas erzählen. Der Zeitpunkt ist nicht der beste, ich weiß, aber ich möchte es trotzdem loswerden.“ Wir waren auf der richtigen Etage angekommen und ich trug sie den schmalen Korridor entlang, bis wir an ihrem Zimmer angekommen waren.
„Es gab noch jemanden, der hier war. Jemand, den ich kenne und von dem ich dachte, dass ich ihn nie wieder sehen müsste.“ Etwas in mir wusste bereits, welcher Name den Weg über Lesleys volle Lippen finden würde. Ein Teil meines Bewusstseins graute davor und der andere Teil ließ meine gesamten Muskeln unverzüglich anspannen. Mein Körper wurde starr, als ich Liz vor der Tür absetzte. Wir gingen hinein und ich schloss hinter uns ab, ehe ich sie genau beobachtete.
„Wer?“
Mein Engel lief zum Bett und setzte sich, dann holte sie einmal tief Luft. „Es war Peter.“
„Peter“, wiederholte ich ausdruckslos. Ich war ruhig, was mich selbst etwas überraschte. „Was ist passiert?“
„Ich schätze, ich muss dafür wohl etwas weiter ausholen, um es besser erklären zu können.“ Sie starrte angespannt auf ihre Finger. „Bitte versuche nicht gleich auszuflippen, okay?“ Keine Ahnung, ob ich das versprechen konnte, denn so wie sie das sagte, überkam mich sofort ein ungutes Gefühl.
„In Ordnung“, presste ich trotzdem knapp hervor.
„Peter und ich, also wir sind uns erneut begegnet, noch bevor du und ich hierher gekommen sind.“
Vertrauen
Seine Finger berührten fast schon zärtlich die glatte Oberfläche. Der Grabstein war aus hochwertigem Marmor angefertigt worden und trotz der feuchten und unbeständigen Witterungsbedingungen waren die Jahre beinahe spurlos an ihm vorüber gegangen. Peter senkte den Blick und betrachtete den Boden vor ihm. Hier wuchs bloß normales Gras. Es war zwar besonders grün und wohl auch perfekt gestutzt, aber es wirkte dennoch so, als hätte man es nicht erst nachträglich dorthin gepflanzt. Er schloss die Augen und sog Luft in seine toten Lungen. Was hatte er erwartet? Dass er einen Hauch von ihrem Duft auffangen könnte? Wie lächerlich, wenn man bedachte, dass rund zwanzig Jahre vergangen waren. Inzwischen lag dort unten nichts mehr außer Knochen und… er brach diesen grauenhaften Gedanken sofort ab. Er wollte nicht daran denken, wie Evelyn jetzt aussah. Wie wenig noch von ihr übrig war… Peter öffnete seine Augen und er las die Inschrift auf dem Stein.
Evelyn Ashton
Gekämpft, gehofft und doch verloren…
auf ewig die deinen
Richard und Lesley
Sie war noch so jung gewesen. Er hatte immer gedacht, dass sie achtzig werden würde oder wenigstens siebzig… eine Zeitspanne, die in seinen Augen
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