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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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war.
    „Was ist das? Eine Fernbedienung?“
    „Ein Peilsender.“ Er drückte einen winzigen Knopf und sogleich ertönte ein leiser piepender Ton. „Unser Abholdienst sollte bald hier sein. Ich bin nämlich kein besonders guter Schwimmer“, wieder die Andeutung eines Lächelns. „Wollen wir also?“
    Nachdem wir die Spuren beseitigt hatten, brachen wir schließlich auf. Und wir hinterließen das Fleckchen Erde so, wie wir es anfangs vorgefunden hatten; unberührt und rau, als hätten wir es nie betreten. Ich blickte auch nicht mehr zurück. Diese ganze Geschichte mit Vincent hätte mich vermutlich völlig um den Verstand gebracht, wenn ich nicht etwas gehabt hätte, das mich nach vorne trieb. Aribo hatte es in Worte gefasst. Noch einmal wollte ich also nach Seefeld zurückkehren, doch nur um meinen Engel in meine Arme schließen zu können.
    Und mein Verstand schien endlich zu begreifen, was mein Herz schon viel länger gehofft hatte; die Chance auf eine gemeinsame Zukunft war endlich zum Greifen nah.

 
    Begegnungen
     
     
    Der Flug war ruhig verlaufen, aber ich hatte nicht bestimmen können, wie lange wir unterwegs gewesen waren. Mein Zeitgefühl hatte mich scheinbar komplett im Stich gelassen, vielleicht weil ich meinen Blick nicht von Lucas abwenden konnte, bis wir gelandet waren. Immer noch war keine Bewegung an ihm auszumachen, noch nicht mal ein Zucken. Wie lange er wohl in diesem Zustand verharren würde? Was fühlte er? Da ich selbst noch nie in so einer Lage gewesen war, konnte ich nur hoffen, dass er gerade keine Schmerzen hatte. Aribo sagte etwas zu dem Piloten, aber ich hörte nicht hin. Erst als die Tür aufgeschoben wurde, stellten sich meine Sinne wieder auf meine Umgebung ein. Wir waren wie erwartet abseits gelandet, um möglichst kein Aufsehen zu erregen, was wegen unserer ramponierten Kleidung auch dringend nötig war.
    „Mr. De Winter, Sir, es ist schön Sie zu sehen.“ Ich starrte in ein bekanntes Gesicht und es tat unbeschreiblich gut.
    „Michael, Sie wissen doch, einfach nur Nicholas.“ Ich reichte ihm meine Hand und er nahm sie lächelnd an. „Gut, dass Sie wohlauf sind.“
    Seine Freude wich augenblicklich der Wehmut. „Ich bin Pilot, Fahrer und manchmal besorge ich Dinge, aber ich bin kein Kämpfer, meine Chancen zu überleben stehen demnach immer gut. Jedenfalls, wenn man sich abseits vom Geschehen aufhält.“
    „Es gibt Tage, an denen es besser ist, dem Trubel fernzubleiben.“
    Michael nickte. „Ich wünschte, ich hätte in dem Fall eine andere Wahl treffen können.“
    „Nein, glauben Sie mir, das hätten Sie nicht gewollt.“ Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter und ich hoffte, dass er es nicht falsch auffassen würde. Aribo war auch ausgestiegen. Er begrüßte Michael so knapp wie es anscheinend seine Art war und bevor der etwas erwidern konnte, hatte Aribo sich Lucas bereits auf seine Schulter geladen.
    „Michael, holen Sie den Wagen und geben Sie schon mal Bescheid, dass wir einen weiteren Patienten haben.“ Vincents ehemaliger Vertrauter war sofort wieder im Arbeitsmodus.
    „Sofort, Sir!“ Er nickte mir einmal zu, ehe er sich schon abwandte und zum Auto lief. Ich setzte mich nach vorne zu Michael, damit Aribo und Lucas hinten genug Platz hatten. Es roch nach Leder und die luxuriöse Innenausstattung im Bentley erinnerte mich unweigerlich an meinen Schöpfer. Er hatte einen erlesen Geschmack besessen. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, als wir rasch losfuhren. Alles hier würde mich an Vincent erinnern. Unnütze Luft füllte meine Lungen, während ich auf die Geräusche der vorbeirasenden anderen Autos lauschte. Ein kläglicher Ablenkungsversuch, doch wie viele Möglichkeiten blieben mir sonst noch?
    Die Fahrt bis zur Villa dauerte nicht lange. Michael steuerte den Wagen souverän auf die Rückseite des Grundstückes. Die Einfahrt der dazugehörigen Tiefgarage ließ mich plötzlich irgendwie zögern. Etwas in mir wollte unbedingt aussteigen. Als Michael anhielt, um eine weiße Chipkarte über ein Lesegerät zu ziehen, öffnete ich die Beifahrertür.
    „Ich werde nachkommen“, sagte ich geradeheraus.
    „Wieso?“ Aribo warf mir einen fragenden Blick zu.
    „Ich brauche etwas Zeit, nur einen kurzen Moment“, versuchte ich zu erklären. „Ich nehme die vordere Tür.“
    „Denk´ daran, dass jemand auf dich wartet, Nicholas.“ Seine Worte waren verklungen, doch ihre Bedeutung hing noch in der Luft, während ich ausstieg und die Tür wieder

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