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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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früher oft von schwarzen Kreaturen der Nacht erzählt, die das Böse fernhielten. Dass Margaret O’Dell sich eine solche hielt, machte sie erst recht zu einer würdigen Gegnerin.
    Sein kurzer Ausflug steigerte seine Begierde ins Unermessliche. Von ihr wegzufahren war, als wollte er sich einem Magnetfeld entziehen.
    Er fuhr am Motel vorbei und immer weiter, trotz des Schneeregens. Ihm war klar, dass es nur eines gab, was ihn beruhigen könnte.

Freitag

36
    Die Leiche wirkte irgendwie unecht, fand Maggie, so grau und wächsern auf dem Edelstahltisch ausgebreitet und von Neonlicht beschienen. Brutal ermordete Opfer hatten bisweilen kaum noch Ähnlichkeit mit etwas Menschlichem, und dieses hier war eines von ihnen.
    Maggie und Racine standen in ihren Schutzanzügen da und warteten auf Stan. Einer seiner Assistenten hatte die Tote bereits fotografiert, gewaschen und geröntgt. Stan hatte gerade mit der Autopsie begonnen, als er wegen eines wichtigen Anrufs hinausgerufen wurde. Bis dahin hatte er den Brustkorb aufgeschnitten und auseinandergestemmt. Das Herz der Frau lag auf einem Tablett, ihre Lungenflügel auf einem anderen und der Magen auf einem dritten – alle nebeneinander auf einem Tisch, was wie ein groteskes Buffet anmutete.
    Weil sie nicht am Tatort gewesen war, hatte Maggie sich die Fotos angesehen, die von der Leiche neben dem Müllcontainer gemacht worden waren. Die Kleidung war versengt und voller Asche, doch auf der Haut konnte Mag gie keine Verbrennungen erkennen.
    »Der Täter muss sie gekannt haben, was meinst du?«, fragte Racine. »Einer Fremden schlägt man nicht derart das Gesicht ein.«
    »Es sei denn, er wollte ihre Identität verbergen. Aber gut möglich, dass er sie kannte und sie kein willkürliches Opfer war.«
    »Der Pappkarton war jedenfalls nicht ihrer.«
    »Nein, sie war nicht obdachlos«, bestätigte Maggie. »Ihre Beine sind frisch rasiert.«
    »Was eine Prostituierte nicht ausschließt.« Racine zeigte auf die violetten Blutergüsse, die sich vom Arm bis zum Bein über die gesamte linke Seite zogen. »Leichenflecken. Sie muss nach ihrem Tod mehrere Stunden auf der Seite gelegen haben. Sie ist auf keinen Fall in dieser Gasse gestorben.«
    Racine hatte recht. Die Totenflecken verrieten oft eini ges über die letzte Körperposition. Nachdem das Herz auf gehört hat zu pumpen, wird das Blut von der Schwerkraft nach unten gezogen und lagert sich an der tiefsten Stelle des Körpers ab.
    »Wir haben sogar einen Abdruck«, ergänzte Racine. »Es sieht aus, als hätte sie auf einer Art Gitterrost gelegen.«
    Maggie blickte genauer hin. An der Hüfte war ein deut liches Muster zu erkennen.
    »Gab es in der Gasse irgendwas, das zu diesem Muster passt?«
    »Nein, es sei denn, sie haben noch etwas in dem Container gefunden. Ich frage nachher mal.«
    Sie schwiegen, und Maggie wandte sich wieder den Fotos zu. Racine guckte sich nach Stan um, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte ungeduldig mit dem Fuß.
    »Was schenkst du Ben zum Valentinstag?«
    »Wie bitte?«
    Was für eine bizarre Frage angesichts einer Leiche. Maggie hatte schon längst gelernt, dass Polizisten bisweilen über die abwegigsten Dinge redeten oder scherzten. Auf diese Weise schufen sie Distanz zu den Schrecken, mit denen sie zu tun hatten.
    »Valentinstag«, wiederholte Racine. »Der ist nächste Woche. Bei mir ist es das erste Mal, dass ich lange genug mit jemandem zusammen bin, um ein Valentinsgeschenk zu machen. Wenn es um Beziehungen geht, bin ich Houdini: ständig auf der Suche nach einer Geheimtür oder einem Fluchtweg, sobald das L-Wort gefallen ist.«
    »Ach ja? Was ist mit Jill?«
    »Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass du sie kennen gelernt hast. Nein, seit vier Monaten nicht mehr.«
    »Sie war doch ganz nett.«
    »Sie war durchgeknallt.«
    »War sie nicht Militärpolizistin?«
    »Eben. Das hätte mir eine Warnung sein sollen. Also, wie läuft es mit Ben?«
    »Ben und ich haben noch gar keine Beziehung.«
    »Klar.«
    »Wir sind Freunde.«
    »Echt jetzt? Ich dachte, bei euch beiden läuft was.«
    Die Automatiktür öffnete sich summend, und Maggie bemühte sich, nicht allzu erleichtert auszusehen, weil Stan wiederkam.
    »Entschuldigen Sie die Verzögerung. Wo waren wir?«
    »Waffen«, sagte Racine, die nahtlos vom Valentinstag zu dem Mordfall wechselte. »Was kann ein Gesicht so zurichten? Ein Baseballschläger?«
    »Nein, kein Schläger. Es muss etwas mit einer scharfen Kante gewesen sein. Vielleicht eine Art

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