Erloschen
war.
»Woher hast du gewusst, wo er ist?«
»Vergiss nicht, dass Digger seinen Namen zu Recht trägt. Ich dachte mir, dass er bestimmt weiß, wo er suchen muss.«
Die Hunde tollten miteinander, sodass Maggie ein Stück zur Seite gehen musste. Sie sah Ben an.
»Als Digger das erste Mal entwischte und nicht wiederkam, war Ali am Boden zerstört. Sie dachte, er wäre vor ihr weggelaufen, weil sie ihn nicht gut behandelte.«
»Tja, ist ja auch schwierig, das nicht persönlich zu nehmen.«
»Ich weiß. Ich konnte es an deiner Stimme hören.«
Wasser tropfte ihm vom Kinn, das er mit seinem nassen Jackenärmel wegwischte. Eiskristalle hingen in seinem Haar und seinen Wimpern. Maggie nahm sich ein sauberes Handtuch von dem Stapel, den Patrick vorhin gebracht hatte, ging zu Ben und begann, ihm das Gesicht, das Haar und den Hals trocken zu reiben.
Sie spürte, wie er fröstelte, als sie ihm den Jackenreißverschluss aufzog. Ihre Hände verharrten für einen Moment auf seiner Brust, ehe sie ihm die Jacke von den breiten Schultern und die Arme hinunterschob. Sie moch te es, wie sich seine Muskeln unter ihren Fingern anspannten.
Auch sein Hemd war durchnässt. Maggie knöpfte es auf, und Ben machte keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Vielmehr schien er es zu genießen, sofern sie seinen Blick richtig deutete.
Natürlich hatte sie diese Ramirez komplett vergessen, bis sie sich hinter ihnen räusperte.
»Verzeihung«, sagte Ramirez verlegen und lächelte unsicher. »Ich hoffe, Sie wünschen sich jetzt nicht, dass Sie mich doch erschossen hätten.«
Maggie trat einen Schritt zurück und stellte die beiden vor, allerdings nur mit Vornamen, weil sie nicht mehr Informationen als nötig preisgeben wollte. Schließlich würde die Fotoreporterin alles an Jeffery Cole weitergeben.
Ramirez zeigte auf die nassen Hunde. »Dann sind Sie der Kerl mit der Baseballkappe, den ich da hinten gesehen habe. Ich dachte mir schon, dass Sie nach einem Hund gesucht haben.«
»Hinten?«, fragte Maggie.
»Ich habe ihn ein Stück vor mir gesehen, kurz bevor Sie mich erwischt haben. Zuerst dachte ich, er beobachtet das Haus.«
Maggie sah zu Ben, der sich bereits umgedreht hatte und durchs Fenster in den Garten blickte.
»Ich war nicht hinterm Haus«, sagte er. »Und ich hatte keine Baseballkappe auf.«
35
Dank des Personenprofils im Fernsehen hatte die Frau endlich einen Namen. Margaret »Maggie« O’Dell. Natürlich überraschte ihn nicht, dass sie eine FBI -Agentin war. Das machte die Sache nur noch spannender.
Ein paar Stunden zuvor war er ihr aus der Kanalisation bis nach Hause gefolgt. Auch wenn es nur kurz gewesen war, hatte es ihm gefallen, sie in Aktion zu erleben, und es befeuerte seinen Wunsch, mehr von ihr zu sehen. Deshalb war er ihr nachgefahren. Seinen Wagen würde sie nicht verdächtigen. Das tat niemand. In diesem Wagen war er beinahe unsichtbar und konnte bedenkenlos bis vor ihre Haustür fahren.
Er war eine Weile geblieben, hatte an einer Stelle geparkt, von der aus er weiter beobachten konnte, bis der Kerl mit dem Hund in den Vorgarten kam. Vermutlich war es ihr Mann, also beschloss er, wieder wegzufahren. Er wollte sich ein bisschen in der Gegend umsehen, vielleicht irgendwo etwas essen. Und dann fand er das Motel. Es lag gleich abseits der Interstate, unweit von ihrem Haus. Und er verspürte den dringenden Wunsch, in dieser Nacht in ihrer Nähe zu sein.
Er lag schon im Bett, war fast eingenickt, als er ihr Gesicht im Fernsehen sah. Es war ein Jammer, dass der Bildschirm so klein war, denn er wollte sie so deutlich wie möglich betrachten. Aber dieser Apparat war einer von den alten, klotzigen, kein moderner Flachbildschirm, wie er ihn besaß. Alles an dem Motel war alt, doch manch mal konnte er eben nicht wählerisch sein. Außerdem war das Zimmer sauber, und ihm gefiel, dass es eine Vorder- und eine Hintertür hatte.
Die Sendung über sie machte ihn kribbelig. Nachdem er ihr Bild in diesem Motelzimmer gesehen hatte, würde er nicht mehr schlafen können. Ohne es richtig wahrzunehmen, zog er sich an, stieg in seinen Wagen und fuhr durch den Nebel und Regen zurück zu ihr.
Es war nicht möglich, in ihr Haus hineinzusehen, nicht einmal von der Rückseite. Er wäre ja näher herangegangen, hätte dieser verfluchte Hund nicht im hohen Gras gehockt und ihn angeknurrt wie ein tollwütiges Tier, das ihn jederzeit anfallen wollte. Ein schwarzes Biest mit blitzend weißen Zähnen, das sie bewachte.
Seine Mutter hatte
Weitere Kostenlose Bücher