Erloschen
überreden, da brachte der Kellner noch mehr Drinks und stellte ihn eindeutig vor eine schwierige Wahl.
»Ich begleite dich nach draußen«, sagte Patrick ruhig, worauf Sams Puls beschleunigte. War es möglicherweise sicherer für sie, hierzubleiben?
Sie versuchte, Patricks Blick nicht zu erwidern, und guckte beim Aufstehen zu den Fernsehern über der Bar. Etwas, oder vielmehr: jemand auf dem Bildschirm ließ sie aufmerken. Peter Sanders, ein Journalist, den Jeffery als Konkurrenten betrachtete, sendete live aus einem dunklen Waldstück.
Der Ton war abgestellt, aber unten am Bildschirmrand lief Text mit, und während Sam zu lesen begann, rutschte ihr das Herz in die Hose.
Jeffery sah ebenfalls hin, blinzelte und wurde sehr still.
Sie schauten zu, wie Peter Sanders seinem Kameramann Anweisungen gab. Die Kamera fuhr zu einem Abwasserrohr unterhalb eines alten Feldweges, vor dem drei gebeugte Gestalten standen – zwei Männer und eine Frau –, auf deren Jacken in weißen Buchstaben » CSI « stand. Aufgestellte Flutlichter warfen lange Schatten. Sam konnte nicht sehen, was sie dort betrachteten, und musste es auch nicht. Der kleine orangene Fetzen, der unter Laub und Schlamm aufleuchtete, genügte ihr vollends.
»Dieser Dreckskerl«, raunte Jeffery, der wie gebannt auf den Bildschirm starrte. »Er hat tatsächlich die Wahrheit gesagt.«
51
»Worum ging es eben?«, fragte Patrick, als er mit Sam aus der Bar kam.
»Um die Gefängnis-Doku, an der Jeffery und ich arbeiten. Gestern hat uns einer der Kerle erzählt, er wüsste, wo eine Leiche versteckt ist.«
Sie wandte ihren Blick ab, doch er sah ihr an, dass sie beunruhigt war und nicht darüber reden wollte. Sam Ramirez war keine Frau, die ihre Gefühle oder ihre Schwä chen zeigte.
»Er hat gesagt, dass der Mörder eine junge Frau in einem Abwasserrohr abgelegt hat. Und angeblich hat er sie bis auf die orangenen Strümpfe entkleidet.«
»Woher wusste er das? War er dabei?«
»Er behauptet, dass ihm der Täter nach ein paar Gläsern Whiskey in einer Bar alles erzählt hat.«
»Wow, Interviews mit Mördern! Dein Job ist gefährlicher als meiner.«
Endlich lächelte sie.
Er begleitete sie zu ihrem geparkten Wagen.
»Ich wollte dir übrigens sagen, dass ich dir dankbar für das von vorhin bin, bei dem Brand, meine ich.«
»Da habe ich doch gar nichts getan.«
»Doch, du hast mich vor einem peinlichen Interview bewahrt.«
»Das hättest du sicher auch gut hinbekommen.«
»Eben dachte ich im ersten Moment, du bist mit Wes zusammen.«
»Und wenn dem so wäre?«
Sie hörte sich ein bisschen gereizt an, und Patrick vergewisserte sich mit einem Blick nach hinten, dass Wes nicht doch noch beschlossen hatte, Sam dem teuren Wodka vorzuziehen. Patrick überlegte, ob er Harper irgendwas erzählt haben könnte, das er bereuen würde, falls dieser es an Jeffery Cole weitergab.
Sie hatten sich nicht ausgesucht, Partner zu sein. Die Braxton Protection Agency legte die Teams fest, und Pa trick hatte Wes Harper von Anfang an nicht über den Weg getraut. Wie sich herausstellte, hatte ihn sein Instinkt nicht getrogen. Nach dem letzten Job konnte Harper es gar nicht erwarten, ihn anzuschwärzen.
Patrick sah wieder Sam an, die vor ihm stand und ungeduldig auf eine Antwort wartete.
»Manchmal ist er nicht sehr nett.«
»Ach nein? Komisch, so etwas über seinen Partner zu sagen.«
»Wir sind nicht freiwillig Partner«, entgegnete er knapp und blickte sich wieder über die Schulter um. »Ich bin mit Maggie verabredet. Soll ich sie lieber vorwarnen, dass Cole hier ist?«
»Keine Bange.« Sie tippte an ihre Tasche. »Solange keine Kamera auf ihn gerichtet ist, ist er ziemlich harmlos.« Sie überlegte, bevor sie ergänzte: »Aber du solltest vielleicht verhindern, dass sie den zweiten Teil seines Porträts heute Abend guckt.«
»Wieso hat er sich überhaupt auf Maggie eingeschossen?«
Sam zuckte mit den Schultern. »Das musst du ihn schon selbst fragen.«
Er bedauerte, dass er gefragt hatte, denn Sam blickte sofort die Straße hinunter, als müsste sie dringend woandershin. Vielleicht war sie verabredet.
»Du hast sicher noch etwas vor, aber falls nicht, hast du Lust, mit uns einen Happen zu essen? Du siehst nicht aus, als hättest du schon gegessen.«
»Danke, aber ich muss nach Hause zu meinem Sohn.«
»Ah, ja, klar. Ignacio.« Er gab sich Mühe, nicht allzu froh darüber zu klingen, dass sie nicht zu einem Date unterwegs war.
»Du weißt noch, wie mein Sohn
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