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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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schürzte und ausatmete, sodass sein Mund zitterte und ein abgehacktes stummes Pfeifen entstand.
    Danach wanderten seine Augen zu dem Punkt, an dem er ihre vermutete. »Na gut.«

50
    Sam wusste, warum Jeffery das Old Ebbitt’s vorschlug, als er anbot, ihr ein Abendessen zu spendieren. Das Restaurant war bei wichtigen Leuten aus Politik und Wirtschaft beliebt. Deshalb dauerte es jedes Mal ewig, bis sie an ihrem Tisch waren, denn Jeffery blieb immer wieder stehen, begrüßte jemanden, plauderte, schüttelte die eine oder andere Hand und winkte jedem zu, der ihn erkannte. Er bestand darauf, dass sie einen Tisch nahmen und keine der Sitznischen, die Sam lieber mochte, weil sie zumindest ein bisschen Privatsphäre boten. Aber natürlich wollte Jeffery gesehen werden. Zu erst allerdings lotste er sie auf einen Drink in die Bar nebenan.
    Ja, Sam verstand das alles. Sie kannte Jeffery eben sehr gut, konnte stets voraussagen, was er tun, wie er sich verhalten würde. Was sie jedoch nicht verstand, war, warum er Wes Harper eingeladen hatte, mit ihnen zu kommen. Sie mochte den Mann nicht. Irgendetwas an ihm war ihr unheimlich.
    »Er ist ein interessanter Typ«, hatte Jeffery gesagt und auf ihr Augenrollen ergänzt: »Du könntest es schlechter treffen.«
    Selbstverständlich hatte Jeffery nicht bemerkt, wie Har per sie anzüglich musterte. Was ihn nicht betraf, kriegte Jeffery grundsätzlich nicht mit, und Harper war gerissen genug, das zu erkennen. Er hatte Jeffery mit Kompli menten überschüttet, richtig dick aufgetragen, und Jeffery schien fasziniert von Harpers Gerede über Feuer.
    Sam wollte nur einen Drink nehmen und danach nach Hause. Sie stellte gleich klar, dass sie nicht mit ihnen essen würde, weil sie diese Woche sowieso schon zu wenig Zeit mit ihrem Sohn verbracht hatte. Eigentlich hätte diese Bemerkung Harper abschrecken sollen, schien aber den gegenteiligen Effekt auf ihn zu haben.
    »Geschieden?«, fragte er in einem Tonfall, der nicht bloß hoffnungsvoll klang, sondern auf eine unangenehme Art verführerisch. Etwas an der Art, wie er sie ansah, irritierte Sam. Noch dazu erinnerten sie seine grauen Augen zu sehr an einen Wolf. Sie bekam eine Gänsehaut. Vielleicht hatte er die Bemerkung über ihren kleinen Sohn überhört. Gewöhnlich hatte diese Tatsache auf Männer dieselbe Wirkung wie ein Eimer kaltes Wasser.
    Sie bestellten, und Jeffery lenkte das Gespräch zurück zu den Bränden. Harper und er redeten wie Fachleute, die ihre Notizen verglichen.
    »Diese Brände waren sehr stark, glühend heiß«, sagte Jeffery. »Wie meistens bei chemischen Reaktionen.«
    »Wer hat was von chemischen Reaktionen als Brandauslöser gesagt?«, fragte Sam. Sie entsann sich nicht, dass einer der richtigen Fachleute Chemikalien erwähnt hatte.
    »Irgendwer hat so was gesagt«, tat Jeffery ihre Frage ab, als hätte er im Moment keine Zeit für kleinliche Details, bevor er sich wieder Harper zuwandte: »Beschleuniger bringen nichts. Man kann so viel Benzin verspritzen, wie man will, es braucht doch immer noch einen Funken. Eine chemische Reaktion ist ideal, wenn man eine spontane Entzündung will. Und ziemlich genial, nicht?«
    »Ja, absolut genial.« Harper nippte an seinem Grey Goose.
    Jeffery hatte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn getippt und hob ihn nun ein wenig in die Höhe. Mit dieser Geste gelang es ihm verlässlich, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diese subtile Bewegung reichte aus, dass er auf einer belebten Straße ein Taxi bekam oder alle ihm zuhörten. Es war eines der Dinge, die Sam an ihm bewunderte: diese Aura von Autorität. Ein Nicken oder ein Fingerschnippen genügte, schon bekam er, was er wollte. Ein Kellner tauchte auf, und Jeffery wies beiläufig auf alle drei Gläser, obwohl Sam noch nicht einmal an ihrem Bud light genippt hatte.
    »Ich habe schon so ziemlich jede Sorte von Feuer gelegt oder gelöscht, die man sich vorstellen kann«, sagte Harper.
    »Wie? Sie legen auch gerne Feuer?«, fragte Jeffery. »Als Feuerwehrmann?«
    Harper grinste. »Meine Mom ist heilfroh, dass ich sie von Berufs wegen lösche und nicht selbst lege. Aber beim Zündeln habe ich eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass man an der Flammenfarbe erkennt, was gerade brennt.«
    »Wirklich?«
    Harper nahm einen kräftigen Schluck von seinem Wodka, nickte und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Rötlich- gelb heißt normalerweise Holz oder Stoff. Gelblich-weiß ist Kerosin oder Benzin. Die verbrennen bei verschie denen Temperaturen. Ich

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