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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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heißt?«
    »Ich merke mir vieles, wenn man mir die Chance gibt.« Kaum war es heraus, wollte Patrick sich dafür in den Hin tern treten.
    Er war schon immer grottenschlecht im Flirten gewe sen. Trotzdem entlockte ihr seine Bemerkung ein kleines Lächeln. Sie sah kopfschüttelnd zur Seite, blieb aber stehen.
    »Ein andermal vielleicht, Murphy.«

52
    Das heutige Motelzimmer verfügte über einen großen Flachbildfernseher. Das hatte er noch vor dem Einchecken sichergestellt, indem er durch ein Fenster gelinst hatte, nachdem die Zimmermädchen weg waren. Die zwanzig Scheine mehr pro Nacht nahm er in Kauf. Geld war weniger wichtig als Privatsphäre – und ein großer Bildschirm.
    Nach dem arbeitsreichen Tag war er müde. Außerdem hatte er die letzte Nacht praktisch durchgemacht, Dampf abgelassen, war durch den Schneeschauer gefahren und hatte sich einen geeigneten Platz gesucht, um einem geeigneten Ziel aufzulauern. Er war so gut, dass es kaum noch eine Herausforderung darstellte. Dauernd musste er ein neues Detail hinzufügen, für Abwechslung sorgen. Der Mord letzte Nacht hatte ihn beruhigt, war jedoch nicht so befriedigend wie die Doppelnummer vor wenigen Tagen.
    Egal. Er hatte den Job erledigt und wollte nach Hause. Noch eine letzte Aufgabe, dann wäre er wieder unter wegs.
    Er hievte die Schätze von letzter Nacht ins Zimmer. Alles passte prima in einen kleinen schwarzen Müllsack. Aber leider war etwas in seinem Wagen ausgelaufen, sodass er die funkelnagelneue Fußmatte wegwerfen musste. Dafür hatte er sich einen Müllcontainer hinter einem Fernfahrerimbiss ausgesucht, aus dem es schon faulig stank. So merkte keiner, wenn er noch etwas Fauliges dazuwarf. Fürs Erste lagerte er den verschmierten Sack in der Badewanne. Um den würde er sich später kümmern.
    Er packte seinen Hamburger und die Fritten aus und richtete sie auf der durchgeweichten Papiertüte an. Damit machte er es sich auf dem Bett gemütlich, wo er sich ausstrecken, essen und Teil zwei von Margaret O’Dells Leben sehen konnte.
    Er freute sich auf Coles nächsten Film, auch wenn er nicht leiden konnte, dass der Mann zu allem und jedem seinen Senf dazugeben musste. Cole tat, als wäre das Journalismus, was Quatsch war, denn Journalismus bedeutete, dass man sich an die Fakten hielt. Dennoch war es extrem unterhaltsam.
    Auf der Interstate war ein Stau gewesen, deshalb war er spät dran, und bis er den Kanal gefunden hatte, redete Cole bereits mit Kathleen O’Dell über die Kindheit ihrer Tochter.
    Die Ähnlichkeit war unverkennbar: das kastanienbraune Haar, die braunen Augen. Hoffentlich kamen noch mehr Fotos, vielleicht welche von Margaret als Kind und als Teenager.
    »Ihr Vater hat sie immer Magpie genannt«, erzählte Kathleen O’Dell. »Er ist gestorben, als sie zwölf Jahre alt war. Manchmal glaube ich, sie hat ihn so sehr geliebt, dass nach seinem Tod keine Liebe mehr in ihr übrig war.«
    Was Cole als Nächstes sagte, hörte er gar nicht. Seine Gedanken kreisten um das Wort »Magpie«. Seine Mutter war wahnsinnig abergläubisch gewesen und hatte ihm und seinem Bruder allen möglichen Blödsinn einreden wollen. Jetzt fiel ihm ihre Geschichte von der Magpie, der Elster, wieder ein. Sie war der einzige Vogel gewesen, der sich weigerte, in Noahs Arche zu kommen und lieber auf dem Dach hocken blieb. Es brachte Unglück, eine einzelne Elster zu sehen, wenn man zu einer Reise auf brach. Und wagte man es, eine zu töten, schlug das Pech so richtig zu. Am besten behandelte man Elstern mit Respekt.
    Seit er Margaret O’Dell zum ersten Mal gesehen hatte, fühlte er, dass etwas an ihr besonders war. Und jetzt wusste er auch was.
    Bis er sich wieder auf den Fernseher konzentrierte, war das Interview vorbei. Jemand anders hatte Jeffery Cole am Bildschirm abgelöst, und der Hamburger und die Fritten waren kalt. Er lag auf dem Bett, zappte sich durch die Sender und versuchte, einen klaren Kopf zu kriegen. Beim Durchschalten ließ ihn ein Nachrichtenbild stutzen, und er schaltete aus purer Neugier zurück.
    Anfangs erkannte er den Schauplatz gar nicht. Er sah die Uniformen der State Patrol und dunklen Wald und vermutete, dass man eine Leiche gefunden hatte. Zum Glück ähnelte der Ort nicht der Raststätte, an der er letzte Nacht gewesen war. Aber irgendetwas an diesem Feldweg kam ihm bekannt vor. Und dann sah er das Abwasserrohr. Sie hatten doch noch eine von seinen gefunden.
    Er hockte sich auf die Bettkante, die Hände auf die Knie gestützt, und

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