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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und Jugendlicher gern gezündelt hat. Aber deshalb musste er nicht automatisch zum Serienbrandstifter werden. Wahr scheinlich hatte er nichts damit zu tun. Nach dem, was Sam über die Braxton Protection Agency herausfand, wäre Harper nie von ihnen eingestellt worden, hätten sie fragwürdige Vorfälle in seiner Vergangenheit entdeckt. Vielleicht wünschte sich Sam einfach bloß, dass er schuldig war.
    Sie steckte das Filmmaterial in ihre Tasche und ging, wobei sie Nadire und Jeffery mied, indem sie sich durch die Gänge schlich, als wäre sie diejenige, die etwas zu verbergen hatte. Sie hatte es bis zu den Fahrstühlen geschafft, als eine der Türen aufglitt und Jeffery heraustrat.
    »Was machst du hier?«
    »Ich wollte nur was nachsehen.« Sie drängte sich an ihm vorbei in den leeren Aufzug.
    »Etwas, von dem ich wissen sollte?« Er hielt die Fahrstuhltür auf.
    »Nein, nichts Besonderes.« Hatte Nadire sie verpetzt? Warum raste ihr Puls so? Sie hatte nichts verbrochen, und im Gegensatz zu Jeffery hatte sie keine Geheimnisse.
    »Hast du gehört, dass O’Dells Mutter bei Big Mac an gerufen und sich über unser Interview beschwert hat? Sie besteht auf einer Richtigstellung, behauptet, wir hätten die Aufnahmen nachbearbeitet und verfälscht, um sie schlecht dastehen zu lassen.«
    Sam hatte nichts mit dem Interview zu tun. Sie hatte es nicht einmal gesehen. Aber sie wusste, dass Jeffery eine Aufnahme derart verdrehen konnte, dass nicht mal Sam sie wiedererkannte, selbst wenn sie dabei gewesen war und gefilmt hatte.
    »Ich hab’s dir ja gesagt, leg dich nicht mit einer FBI -Agentin an.«
    Jeffery zuckte mit der Schulter und nahm die Hand von der Tür. Er lächelte noch, als sich die Fahrstuhltüren schlossen. Ihm gefiel es, wenn er attackiert wurde. Ja, er empfand Kathleen O’Dells Beschwerde offensichtlich als Kompliment. Das Porträt von Maggie O’Dell sorgte für einigen Aufruhr; genau für die Sorte Aufruhr, die Jeffery – und auch Big Mac – so mochten. Manchmal fragte Sam sich, wie weit Jeffery die Grenzen zwischen Nachrichten und Sensationsgier aufzuweichen bereit war. Es schien nichts zu geben, das nicht »aufgepeppt«, »nachbearbeitet« oder »rausgeschnitten« werden konnte. Kein Wunder, dass Sam sich allmählich wie ein Paparazzo vorkam.
    Als sie endlich wieder zu Hause war, schaute Sam zu, wie ihr Sohn und ihre Mutter Keksteig machten. Ihre Mutter erklärte Iggy alles auf Englisch, und er wiederholte es auf Spanisch. Auf die Weise halfen sie sich gegenseitig beim Lernen. Es würde noch ein paar Stunden dauern, bis sie allen Teig ausgerollt, mit der Form zu Herzen gestochen, gebacken und anschließend verziert hatten. Iggy brauchte viele Kekse, damit er welche in die Schule mitnehmen konnte. Also ließ Sam die beiden unten werkeln und ging nach oben, um ein langes Bad zu nehmen und in der Wanne zu lesen – ein Luxus, den sie sich selten leistete.
    Sie hatte eine harte Woche hinter sich. Kaum tauchte sie ins warme Wasser, spürte sie, dass sich ihre Muskeln entspannten. Und ihre Gedanken schweiften zu Patrick Murphy – seinen braunen Augen, dem sexy Kinngrübchen, dem dichten Haar mit dem Wirbel vorn, der ihm diesen jungenhaft kecken Charme verlieh.
    Es war albern, dass sie so über ihn dachte. Er war zu jung für sie, keine Frage. Patrick hatte eben erst das College hinter sich, stand ganz am Anfang seiner Kar riere, seines Lebens. Sam hingegen hatte schon reichlich Erfahrungen gesammelt und kam sich mit ihren gut dreißig Jahren viel zu alt und zu zynisch für jemanden wie Patrick vor. Nicht zu vergessen, dass ihr schlicht die Zeit für solche Schwärmereien fehlte. Sie sollte ihn sich aus dem Kopf schlagen.
    Sam lehnte sich zurück und schloss die Augen. Bald döste sie ein und verlor jedes Zeitgefühl. Sie wollte die Verspannungen der Woche loswerden, die Erinnerungen an den Brandgestank zusammen mit dem Lärm von Sirenen und berstendem Glas wegspülen. Anscheinend brauchte es mehr als ein warmes Bad, das Chaos in ihr zu beruhigen, denn sie bildete sich ein, immer noch Rauch zu riechen, als würde er von ihrer Haut abstrahlen. Dann fiel ihr wieder ein, was Wes Harper über verbrennende Körper gesagt hatte. »Die Arme und Beine sind als Erstes dran.«
    Etwas brannte. Sie konnte es wirklich riechen. Das war keine Einbildung.
    Sam schoss in der Wanne hoch, sodass Wasser über den Rand schwappte. Irgendetwas im Haus stand in Flam men!

57
    Sams Mutter stand auf einem Stuhl und versuchte, den

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