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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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von ihnen hatte sie kommen hören. Patrick hatte vergessen, die Tür zu verriegeln und die Alarmanlage zu aktivieren, und Maggie musste den Wagen ihrer Mom in der Einfahrt erkannt haben.
    »Patrick ist mein Gast. Falls du hier auch mal wieder Gast sein möchtest, gehst du jetzt lieber.«
    »Tja, ich hatte ja erwartet, dass du neugierig auf ihn bist, ihn vielleicht sogar kennenlernen willst. Aber ich hätte nie gedacht, dass du ihn in unser Leben zerrst.«
    »In mein Leben, nicht in deines.«
    Kathleen O’Dell rutschte vom Barhocker und stellte sich vor Maggie. In dem Moment bemerkte Patrick, dass sie ein bisschen wacklig auf den Beinen war. Sie hatte wohl schon vor ihrem Besuch ein paar Drinks gehabt.
    »Du hast die Wahl zwischen diesem unehelichen Halbbruder und deiner eigenen Mutter, und du entscheidest dich für ihn?«
    »Ich entscheide gar nichts. Aber wenn wir schon über Entscheidungen sprechen: könntest du mir eventuell erklären, warum du dich entschieden hast, einem Schmalspurreporter alles über mich zu erzählen?«
    »Jeffery Cole ist ein preisgekrönter Journalist. Wie konn te ich ahnen, dass er mir jedes Wort im Mund verdreht?«
    »Klar, er hat alles so verdreht, dass es klang, als würdest du deine Tochter verraten.«
    »Verraten? Das hältst du für Verrat? Und das hier, ihn in unser Leben zu holen, das ist kein Verrat?«
    Kathleen O’Dell wedelte abfällig mit der Hand, als wür de Maggie albernes Zeug reden. Gleichzeitig schüttelte sie langsam den Kopf, was ziemlich melodramatisch aus sah und einstudiert wirkte. Sie ging zur Tür. Entweder wollte sie dringend weg oder einfach das letzte Wort haben. So oder so würde sie jetzt ohne eine Erklärung oder gar eine Entschuldigung verschwinden.
    An der Tür murmelte sie etwas, das sich anhörte wie: »Das wird dir noch leidtun.«
    Maggies enttäuschtem Gesicht nach zu urteilen, tat es ihr jetzt schon leid.

59
    Tully trug Jeans, ein altes graues Sweatshirt, die abgewetztesten Halbstiefel, die er besaß, und eine fadenscheinige Jacke, die er vorhin in einem Heilsarmeeladen gekauft hatte. Gestern Abend war er den Inhalt des roten Rucksacks durchgegangen und auf eine interessante Sammlung von wertlosem Krempel gestoßen. Dann entdeckte er, dass der Besitzer eine Angewohnheit mit Tully teilte: anscheinend steckte er sich in jedem Imbiss oder Bistro, in dem er aß, ein paar unbenutzte Papierservietten ein.
    Tully hatte sie alle ausgepackt – acht unterschiedliche Servietten und vier aus dem gleichen Laden. Dann kaufte er sich einen Touristenstadtplan von Washington und markierte darin die Standorte der Restaurants.
    Über die Hälfte von ihnen waren in der Nähe der Brandorte und der Martin Luther King Jr. Memorial Library, wo die Obdachlosenbusse hielten. Die anderen Servietten waren aus Imbissen und Bistros in der Innenstadt. Vier doppellagige Servietten waren aus einem kleinen Laden namens Willie’s zwischen der Bücherei und dem Brandort in der Massachusetts Avenue.
    Der Kerl, der Tully zu Fall gebracht hatte und Maggie davongelaufen war, um in einen Kanalschacht zu verschwinden, hatte wie ein Obdachloser ausgesehen. Das könnte auch Tarnung gewesen sein. Falls er der Brandstifter war, verkleidete er sich womöglich als Penner, um nicht aufzufallen. Sowohl Tully als auch Maggie vermuteten, dass der Täter zu Fuß kam, um sich seine Brände anzusehen. Und wie konnte man besser entkommen als durch die Kanalisation?
    Natürlich passten die Kirchenbrände in Arlington nicht ins Konzept. Trotzdem hatte Tully das Gefühl, dass dieser Kerl, wer immer er sein mochte, etwas wusste. Viel leicht hatte er etwas oder jemanden gesehen. Warum sonst hätte er in der Brandnacht in den Kanalschacht fliehen sollen, obwohl er einfach hätte davonspazieren können? Und war es Zufall, dass er verschwand, bevor das zweite Gebäude in Flammen aufging?
    Zwischen der Ecke, an der sich das Willie’s befand, und dem Brandort hatte Tully die Auswahl auf drei Kanalschächte eingegrenzt, die relativ unauffällig zu öffnen wa ren und über denen kein Verkehr herrschte. Er suchte sich eine Stelle, von der aus er alle drei im Blick hatte.
    Neben den Servietten hatte er unten im Rucksack diverse Quittungen gefunden. Die meisten stammten aus dem Willie’s, und auf allen war eine Zeit zwischen fünf und sieben Uhr abends aufgedruckt.
    Tully kaufte sich ein Sandwich und einen Kaffee bei Willie’s und ging auf seinen Posten. Es war zehn vor fünf. Ein paar Stunden würde er wohl hier

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