Erlosung
verbergen.
Mit schroffer Stimme sagte der Hauptkommissar: »Sie haben vorhin ausgesagt, Sie seien sicher, dass Max Jansen â das Mordopfer â keine Feinde hatte â «
»Das habe ich nicht gesagt«, fiel ihm Ella ins Wort. »Ich habe gesagt, ich glaube es nicht. Ich habe gesagt, dass wir vorgestern Nacht verfolgt wurden â vorgestern Nacht und heute Morgen â , wahrscheinlich von dem Mann, der die Frau in der Benno-Ohnesorg-StraÃe fast umgebracht hat â «
»Und Sie glauben, dass es sich bei diesem Mann, der Sie verfolgt hat, um den Mörder von Max Jansen handelt und dass er sich als Polizist ausgibt, als ein â wie war der Name noch mal?«
»Hauptkommissar Kleist.«
»Den Sie heute Nachmittag angerufen haben. Verstehe ich das richtig?«
Ella rieb sich die Stirn, eine juckende Stelle über der rechten Augenbraue. »Weil er hinterlassen hatte, ich solle die Polizei anrufen, und unter der Nummer hat er sich dann gemeldet und gesagt, sie hätten heute bereits mit Max gesprochen.«
»Sie?«
»Er und seine Kollegen, habe ich angenommen.«
»Haben Sie die Nummer noch?«, fragte Aziz.
»Sie müsste in meinem Handy gespeichert sein.« Ella griff in die Tasche, um ihr Handy herauszuholen, und suchte das Protokoll der Anrufe. »Hier ist sie.«
Hauptkommissar Aziz streckte die Hand aus, sie reichte ihm das Handy, und er drückte die Wahlwiederholung. Er hielt das Handy ans Ohr. »Freizeichen.« Nach einigen Sekunden lieà er es wieder sinken. »Geht niemand dran. Ãberrascht mich nicht.«
»Wieso nicht?«, fragte Ella.
»Wir verwenden solche Nummern nicht«, sagte Schröder. »Und es gibt keinen Hauptkommissar Kleist bei uns, weder bei der Kripo noch beim Landeskriminalamt.«
»Direktion 5, Abschnitt 52?«, fragte Ella.
»Bei der ganzen Berliner Polizei nicht. Wo waren Sie noch mal zu dem Zeitpunkt dieses Telefonats?«
»In der Charité.«
»Und da war es â ?«
»Ungefähr halb sechs.«
Aziz fragte: »Was genau wollte er eigentlich von Ihnen?«
»Er wollte wissen, ob die Patientin uns in der Wohnung oder auf dem Weg ins Krankenhaus etwas gesagt oder gegeben hätte.«
»Das war alles?«, fragte Schröder. »Keine Fragen zum möglichen Hergang der Tat oder nach Ihren Beobachtungen am Tatort?«
»Nein«, antwortete Ella und merkte selbst, wie unglaubwürdig das klang. Die beiden Männer schwiegen eine Zeit lang, wie um ihr Zeit zu geben, noch etwas hinzuzufügen, etwas Glaubwürdigeres, aber ihr fiel nichts ein, und deswegen schwieg sie auch.
Endlich fragte Schröder: »Und danach â was haben Sie dann gemacht? Sind Sie sofort in Jansens Wohnung gefahren?«
»Ja. Ich habe den Bus von der Klinik genommen.«
»Und Sie hatten keine Ahnung, dass er da schon tot war?«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Max Jansen wurde gegen 15 Uhr heute Nachmittag umgebracht«, erklärte Schröder. »Wo waren Sie um diese Zeit â heute um 15 Uhr?«
»In der Feuerwache«, sagte Ella. »Ich habe geschlafen.«
Schröder beugte sich wieder vor, um zu sehen, ob die Kassette sich noch drehte. »Ich nehme an, dafür gibt es jede Menge Zeugen â Feuerwehrmänner, Rettungssanitäter, die Putzkolonne? «
»Nein.« Ella schüttelte den Kopf. »Ich habe auf einer Pritsche in einer Materialkammer geschlafen. Ob mich da jemand gesehen hat, weià ich nicht.«
»Und als Sie dann in der Wohnung waren und auf die Leiche gestoÃen sind, haben Sie sofort die Polizei gerufen?«
»Nicht sofort.«
»Warum nicht?«
»Ich â ich hatte das Gefühl, ich müsste noch etwas mit ihm allein sein.«
»Obwohl Sie sich nicht mehr so nahestanden?«
»Wir standen uns nah. Wir waren nur nicht mehr zusammen.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit Max Jansen geschlafen? «, fragte Aziz.
»Wie bitte?« Ella hatte das Gefühl, als beginne der Raum, sich um den Stuhl zu drehen.
»Sie haben gesagt, Ihre Affäre mit ihm läge schon länger zurück«, erklärte Aziz und drehte sich ebenfalls langsam um Ella und ihren Stuhl. »Hatten Sie danach noch einmal Sex mit ihm? Vielleicht vor Kurzem erst?«
»Nein.« Ihr wurde etwas schwindlig. »Kann ich ein Glas Wasser haben, bitte?«
Aziz schenkte Mineralwasser aus einer der halb leeren Flaschen
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