Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
Vom Netzwerk:
Brüdern geworden ist. Sag mal, hast du mir denn nie zugehört? Ein Journal! Jetzt muss ich nur noch seine Echtheit überprüfen … Woher? Eine Verwandte der Steinbergs hat es gefunden, in einer Truhe auf dem Dachboden. Wenn das stimmt, was da drinsteht, dann habe ich auch den historischen Beweis für die
Unschuld der Brüder und das Verbrechen der – « Sie unterbrach sich. »Nein, warum sollte jemand das fälschen? Außerdem weiß ich ja auch so schon, wer es war, ich konnte es bloß nicht belegen. Deswegen bin ich ja letzte Woche noch mal in Paris gewesen und habe mit ihm gesprochen. Ein außergewöhnlicher Mann, beeindruckend, ganz anders als ich ihn mir vorgestellt hatte. Nein, nicht nur, weil er so reich ist, sei doch nicht so profan! Er war sehr betroffen und hat sofort zugegeben, dass seine Familie – «
    Jetzt zuckte Mado mit den Schultern; glänzende Sonnenflecken huschten über ihre schweißfeuchte Haut.
    Â»Einer der beiden Deutschen hat für meine Urgroßeltern als Hauslehrer gearbeitet, und als man sie fand, waren er und sein Bruder verschwunden«, sagte Mado. »Deswegen dachten dann alle, die hätten sie getötet. So ein Verdacht war schnell in die Welt gesetzt, und jeder wollte sie nur zu gern für schuldig halten – der Erste Weltkrieg war ja noch nicht so lange vorbei, und Deutschland und Frankreich waren Erbfeinde, wenn sie auch im Elsass immer noch friedlich – …Moment mal, Sunny, für mich ist das sehr spannend. Letzten Endes sind die Brüder nur deswegen abgehauen, weil Matthias die Leichen und den offenen Tresor im Haus entdeckt hat, und als er den Nachbarn mit dem Gold sah, wusste er, dass man ihm die Schuld in die Schuhe schieben würde. Aber da waren meine Urgroßeltern schon tot – « Sie lauschte. »Genau, vor allem Goldmünzen – «
    Mado schnitt eine Grimasse. »Es geht mir doch nicht um Schadenersatz! Du, was ganz anderes – was machst du in den Semesterferien? Ich dachte, wir könnten – « Sie lauschte wieder. »Nein, es ist besser, ich erzähle dir nicht mehr darüber. Ja, ruf mich an, wenn du weißt, ob du nach Berlin kommst. Ich dich auch … Ciao, bella! « Sie schickte zwei kleine Küsse durch das Telefon zu Sonja Freyermuth, dann unterbrach sie die Verbindung.

    Ella war plötzlich aufgeregt. Sie drückte die Stopptaste, nahm die Kopfhörer ab und stand auf. Sie trat ebenfalls ans Fenster. Durch den schmalen Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen schaute sie auf die Kastanie und die Kuppel der Moschee hinaus, aber es war, als sähe sie immer noch Mado zu, wie sie von etwas erzählte, das sie vielleicht das Leben gekostet hatte. »Sie hat etwas entdeckt«, sagte sie.
    Â» Pardon?« , fragte Dany, ohne vom Display seines Handys aufzublicken.
    Â»Weiß man, wer eure Urgroßeltern damals umgebracht hat?«
    Â»Ja, zwei Deutsche«, antwortete er, noch immer ohne aufzublicken. »Brüder aus dem Nachbarort. Sie wurden nie gefunden. «
    Â»Mado scheint einen Beweis dafür entdeckt zu haben, dass sie unschuldig waren«, sagte Ella. »Sie war ganz aufgeregt deswegen. Es könnte doch sein – vielleicht ist sie deswegen getötet worden …«
    Jetzt schaute Dany sie an. »Hast du nicht selbst gesagt, dass diese Geschichte viel zu lange her ist?«, fragte er mit überraschender Gelassenheit. »Das alles ist doch längst verjährt.«
    Â»Ja, aber deine Schwester war offenbar in Paris und hat da mit jemandem gesprochen, und dabei ging es wohl um eure Urgroßeltern und um die Täter, und es kann doch sein, dass sie irgendwelche schlafenden Hunde geweckt hat – «
    Jetzt stand er auf, ging zu dem Tisch mit dem Laptop und setzte die Kopfhörer auf. Auf dem Bildschirm war noch immer Mado zu sehen, erstarrt am Fenster stehend, mit einem Lächeln um den Mund aber einer besorgt zusammengezogenen Stirn. Er fuhr die Aufnahme zurück und spielte sie von der Stelle ab, an der das Handy klingelte. »Ich glaube, sie hat sich da in etwas verrannt. An der Schuld der beiden Brüder gab es nie irgendwelche Zweifel …« Er setzte die Kopfhörer ab, markierte die
Stelle auf der Disc und konsultierte seine Armbanduhr. »Vielleicht hat Sunnys Vater ja jetzt Zeit.«
    Sie gingen hinunter zur Telefonzelle und versuchten Randolph Freyermuth – Seniorpartner von Freyermuth, Herzog &

Weitere Kostenlose Bücher