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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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vor allem im Strafrecht auskennt?«

    Â»Ich würde gern zuerst Ihre Einschätzung hören«, sagte Ella. »Es geht um ein französisches Patent, das schwer verletzt wurde, und die andere Partei beschuldigt mich zu Unrecht, hinter dieser und einer weiteren Verletzung zu stehen.«
    Freyermuth sagte nichts.
    Â»Ich wende mich an Sie«, fuhr sie fort, »damit Sie mir helfen, allen möglicherweise beteiligten Parteien meine Unschuld zu beweisen.«
    Â»Eine dieser Parteien hat sich bereits an mich gewandt und mir gesagt, dass Sie sich wahrscheinlich bei mir melden würden«, erklärte der Anwalt. »Und dass es sich um einen Interessenskonflikt handeln könnte, falls ich auf Ihre Bitte eingehen sollte. Angeblich hätten Sie sich in einer eskalierenden Konkurrenzsituation mit der Inhaberin des französischen Patents befunden.«
    Â»Das Ganze ist eine Verschwörung«, plötzlich konnte Ella nicht mehr an sich halten in der stickigen, dunklen Telefonzelle, vor der Dany unruhig auf und ab schlenderte, »und es geht auch nicht um irgendwelche Scheißpatente – Madeleine Schneider ist gefoltert und entführt worden – in Ihrer Wohnung – davon gibt es ein Videoband – ich habe versucht, ihr das Leben zu retten, nicht sie umzubringen – ich bin Ärztin – jemand hat meinen Kollegen Max ermordet und – die Polizei deckt die Täter – «
    Â»Ich fürchte, Sie haben sich verwählt.« Die Temperatur von Randolph Freyermuths Stimme fiel abrupt um einige Grade in Richtung Gefrierpunkt. »Unsere Kanzlei ist für Fälle wie den Ihren ganz und gar nicht – «
    Â»Bitte, bitte «, Ella umklammerte den Hörer so fest, dass ihre Finger schmerzten, »legen Sie nicht auf! Diese andere Partei – das Patent – ich dachte, Sie könnten mir helfen – uns helfen – Sie könnten die Videoaufzeichnung für uns verwahren und Verhandlungen mit der Gegenseite aufnehmen, um meine Unschuld zu beweisen – es geschah doch in der Wohnung Ihrer Tochter, sie ist vielleicht auch in Gefahr – «

    Â»Uns? Wer ist noch bei Ihnen?«
    Â»Der Bruder.«
    Â»Welcher Bruder?«
    Â»Der geschädigten französischen Partei.« Wie lange müssen wir dieses Spiel noch weiterspielen? »Es besteht die Möglichkeit, dass Ihnen von dieser Partei etwas übergeben worden ist – oder geschickt wurde – eine Videodisc, deren Inhalt Aufschluss über den Grund für ihr Verschwinden geben könnte – wahrscheinlich haben Sie sie nicht angeschaut – aber ich möchte Sie bitten, sich mit mir zu treffen – nicht nur wegen mir, auch wegen Ihrer Tochter – «
    Â»Kommen Sie allein«, sagte Freyermuth nach kurzem Schweigen. »Aber kommen Sie nicht hierher oder in die Kanzlei. Ich schlage vor – «
    Sie unterbrach ihn, denn sie wusste bereits, wo sie sich mit ihm treffen wollte. Danach verließ sie die Telefonzelle, vor der Dany stand, beide Hände in den Hosentaschen. Sie sah auf ihre Uhr. Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. »Ich möchte gern irgendwo etwas trinken gehen«, sagte sie.
    Â»Weißt du«, sagte er, »eins verstehe ich nicht. Ich verstehe nicht, warum du nicht weggelaufen bist. Du warst allein mit Mado, und da war das ganze Blut, und du hast gesehen, wie es um sie stand, und dann wusstest du auf einmal, dass der Täter noch in der Wohnung war. Warum, verdammt noch mal, bist du da nicht abgehauen?«
    Â»Weiß ich nicht.«
    Â»Doch, ich glaube, du weißt es«, widersprach er. »Jeder andere wäre weggelaufen. Es wäre vernünftig gewesen, einfach abzuhauen, sie da liegen zu lassen und die eigene Haut zu retten. Ich weiß nicht mal, ob ich nicht weggelaufen wäre. Aber wenn man es nicht tut, wenn man sein Leben aufs Spiel setzt, dann weiß man, warum.«
    Â»Ich bin nicht Ärztin geworden, um Menschen sterben zu
lassen, wenn ich ihnen helfen kann«, sagte sie zögernd. »Das ist einfach Trotz, nehme ich an. Er oder ich – und am Ende ist er ja abgehauen, oder?«
    Â»Und wenn er das nicht getan hätte?«
    Â»Dann wären wir zwei Kaninchen im Schnee gewesen.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Dass der Habicht gewonnen hätte«, sagte sie, und natürlich wusste er nicht, wovon sie redete, deshalb erzählte sie ihm von dem Habicht und dem Kaninchen.
    Sie war elf Jahre alt, und es

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