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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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ist gekommen, um uns wegzubringen. Er liebte meine Mutter noch immer …« Safet zuckte mit den Schultern und fuhr fort: »Auf jeden Fall hat er mir das erzählt.«
    »Und dann hat er sie ermordet vorgefunden?«
    Safet rauchte weiter und nickte.
    Esad hatte Safet also das Leben gerettet, auch wenn er nicht sein Vater war. Er hatte sein Leben riskiert, um ihn in ein Land zu bringen, in dem er sicher aufwachsen konnte. Warum hatte die Haushaltshilfe dann gesagt, sie könnten einander nicht ausstehen? Was war zwischen ihnen schiefgelaufen? Der Grund konnte doch wohl kaum Esads falsche Identität sein?
    Roland grübelte darüber nach, während er sich in dem neuen Zimmer mit der ganzen teuren Elektronik umschaute und daran denken musste, dass Safet auch von seinem Vater teure Geschenke bekommen hatte. Was war der Grund für das schlechte Gewissen? Dass er zu viel arbeitete, wie es in so vielen anderen reichen Familien der Fall war? Oder ging es tiefer?
    »Er hat Ihnen also das Leben gerettet?«, sagte Roland. »Warum haben Sie ihn dann so gehasst?«
    Safet schaute auf.
    »Ich habe ihn nicht gehasst … Wir haben einander nur nicht ertragen.«
    Er sah zu Liv.
    »Das passiert manchmal zwischen zwei Menschen, die absolut nichts gemeinsam haben.«
    Safet drückte seine Zigarette auf einer Untertasse aus, die er auf den kleinen Nachttisch gestellt hatte.
    Liv fing seinen Blick ein, und Roland dachte, dass sie dieses Mal keine ausweichende Antwort akzeptieren würde. Er bekam Recht.
    »Erzählen Sie es uns einfach, jetzt«, sagte sie.
    Safet sah sie an und gab schließlich zu, wütend auf Esad gewesen zu sein, weil er nie über seine Mutter hatte sprechen wollen.
    »Ich wollte sie einfach nur kennenlernen, aber er hat meine Fragen und die Tatsache, dass ich meiner Mutter so ähnlich bin, nicht ertragen. Darüber haben wir uns immer und ewig gestritten, bis wir beschlossen haben, uns aus dem Weg zu gehen.«
    Das war der Unterschied, ob man wirklich eine Familie war oder nicht. Roland saß ein paar Minuten lang da und dachte, dass das gut der Grund sein konnte, warum Esad dem Jungen Geschenke gemacht hatte. Weil es ihn beschämt hatte, dass er nicht der Vater sein konnte, den der Junge gebraucht hätte. Weil er ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, dass er ihm nicht ins Gesicht schauen konnte, das ihn beständig an die Frau erinnerte, die er geliebt und verloren hatte. Das war tatsächlich möglich.
    »Wissen Sie vielleicht, wie Esad wirklich hieß? Oder Sie?«, fragte Roland und hoffte, so vielleicht herausfinden zu können, ob er Verwandte hatte. Familie, wo auch immer sie sein mochte.
    Safet schüttelte den Kopf.
    »In meinem Ausweis steht Safet Nuhanovic. Also heiße ich so.«
    Liv nickte.
    »Aber Sie könnten doch irgendwo in Bosnien Familie haben?«
    Safet schüttelte den Kopf.
    »Dort gibt es nichts, zu dem es sich zurückzukehren lohnt.«
    »Was ist mit Ihrem Vater?«
    Roland wusste, dass seine Frage dreist war, und erntete als Antwort auch nur einen verächtlichen Blick.
    »Meine Mutter wurde von vier Männern vergewaltigt. Wollen Sie da herausfinden, wer mein Vater ist? Wer ich bin?«
    Im Raum herrschte Stille. Safet starrte auf den Teppichboden. Liv gab Roland ein Zeichen aufzuhören.
    »Sie haben zu einem früheren Zeitpunkt gesagt, dass Sie am Freitag, den 6. Februar, mit einem Freund zusammen waren. Was haben Sie gemacht?«, fragte Roland.
    Safet antwortete schnell, dass sie bloß zu Hause herumgehangen hätten.
    Roland erinnerte sich an eine Aussage der Haushaltshilfe, laut der Safet nie Freunde zu Besuch gehabt hatte. War das nicht irgendwo vermerkt? Er musste Liv danach fragen. Warum war gerade an diesem Abend jemand da?
    »Was haben Sie gemacht?«
    Er zuckte mit den Schultern und sagte, die meiste Zeit hätten sie Warhammer auf dem Computer gespielt. Er könne ihnen die Nummer des Freundes geben, wenn sie die haben wollten. Safet stand auf und holte seinen Kalender heraus. Er blätterte zum 6. Februar zurück, dem Datum, an dem sein Vater gestorben war, und dort stand auch die Nummer des Freundes.
    Roland dachte, dass das ein merkwürdiger Platz war, um eine Telefonnummer aufzubewahren. Warum hatte er sie nicht im Adressbuch seines Handys gespeichert? Roland reckte den Hals und sah, dass er sowohl den Namen als auch die Nummer notiert hatte. Er gab Safet seinen Block und bat ihn, Namen und Nummer des Freundes aufzuschreiben, wobei er feststellte, dass die Schrift auf dem Kalender nicht seine war. Wer hatte sie

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