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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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erkennen zu können, das etwas abseits auf einer kleinen Halbinsel lag, die in den Sund ragte. Er hatte gelesen, dass die Stadt Ende des 12. Jahrhunderts ursprünglich als eine Art Bollwerk von Waldemar dem Großen errichtet worden war und dass aus diesem Verteidigungswerk schließlich das mittelalterliche Schloss Sønderborg entstanden war, das von 1657 bis 1660 von den Schweden und später von den Preußen besetzt gewesen war, die große Teile des Hafens und der Stadt zerstört hatten. Deshalb bestand die größte Stadt Südjütlands heute aus einer Mischung von alten und neuen Häusern.
    Er hatte dem Schweigen keinen Gedanken beigemessen, doch jetzt im Auto war es spürbar. Seine Mitfahrerin, die zu seiner Verärgerung ihre Zigarette paffte, schien das aber nicht zu stören. Das Schweigen und der Qualm gingen ihm auf den Geist, so dass er die Scheibe nach unten ließ.
    »Hättest du nicht warten können?«
    »Du hast später gesagt«, antwortete sie und aschte aus dem Fenster.
    Sie sah unverschämt gut aus, auch wenn sie sich schrecklich kleidete. Außerdem machte es ihn immer irgendwie froh, wenn er mit ihr zusammen war. Er mochte die fünf winzigen Sommersprossen auf der geraden Nase, die dunklen Augenbrauen und die grünen Augen in ihrem kleinen Elfengesicht. Aber das Ganze hatte nichts mit Sex zu tun, das hatten sie hinter sich, schließlich war er kein altes Schwein, sagte er sich immer wieder. Sie war eher wie ein erfrischender Atem und vor allem wunderbar unkompliziert. Sie konnte ihm wieder Halt geben, ihn nach oben ins Licht ziehen, wenn er in das tiefe Dunkel der menschlichen Seele geblickt hatte.
    Und heute brauchte er das. Natürlich war er bei der Wahl seiner Begleitung egoistisch gewesen, darüber hinaus war er aber wirklich der Meinung, dass sie ihm bei der schweren Aufgabe helfen konnte, dem Jungen beizubringen, dass nun auch noch der letzte Elternteil, der ihm geblieben war, tot war. Brutal ermordet von einem Psychopathen, dessen war sich Roland noch immer sicher.
    Liv sah ihn an und lächelte mit der Kippe zwischen den Lippen, als er auf dem mit Kies bedeckten Parkplatz der weißen Patriziervilla mit Aussicht über die Flensburger Förde hielt. An guten Tagen konnte man von hier aus bestimmt bis nach Deutschland gucken, dachte er.
    »Ja?«, fragte der durchtrainierte Mann in dem engen T-Shirt, der ihnen die Tür öffnete. Er hatte eine Glatze, war Anfang vierzig und trug einen Schnauzbart.
    »Wir würden gerne mit Safet Nuhanovic reden«, sagte Roland.
    »Man sagt vitz«, korrigierte der Mann seine Aussprache mit abweisender Miene.
    »Oh ja, natürlich. Nuhanovic«, wiederholte Liv. »Ist er zu Hause?«
    Sie reckte ihren Hals und spähte ins Haus. Ein schmales Gesicht kam hinter dem großen, bärtigen Mann zum Vorschein. Dann trat der Junge zu ihnen hinaus.
    »Ich bin Safet Nuhanovic.«
    »Guten Tag«, sagte Roland. »Dürfen wir kurz reinkommen?«
    Der Junge vor ihnen starrte von einem zum anderen. Er war groß, und sein Oberkörper verriet, dass auch er Sport trieb. Schwarze, enge Jeans und ein schwarzes, langärmeliges T-Shirt. Um den Hals trug er einen Schal. Seine Haare waren braun und lockig und fielen ihm in die Stirn, und seine Augen, die sie flüchtig und leicht gepeinigt ansahen, waren so blau, dass Liv ihn im Verdacht hatte, farbige Kontaktlinsen zu tragen. Sie wurden von dunklen Augenbrauen und extrem langen Wimpern umrahmt. Der kühle, etwas abweisende Gesichtsausdruck schien gegen die Weichheit der Augen anzukämpfen. Als wollte die Person dahinter ihre Empfindsamkeit verbergen.
    »Und Sie sind?«, fragte er.
    Roland und Liv zeigten ihre Ausweise. Der Mann mit dem Schnäuzer griff nach Livs und studierte ihn genau. Seltsam, dachte Liv. Normalerweise traten die Leute in Anbetracht eines Polizeiausweises ein paar Schritte zurück, als wäre er eine Art Museumsgegenstand, den man sich ansehen, aber nicht berühren durfte.
    »Ich verstehe nicht…«, sagte Safet, der sehr blass geworden war, während der Mann mit dem Schnauzbart ihm Livs Ausweis zeigte. Er sah verwirrt von einem zum anderen.
    »Wir kommen von der Polizei«, sagte sie dann. »Mein Name ist Liv Moretti, und das hier ist der Leiter der Ermittlungen, Per Roland. Dürfen wir hereinkommen?«
    Der junge Mann blieb für einen Moment wie eine Salzsäule in der Tür stehen.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, wiederholte Roland schließlich.
    Der Mann mit dem Schnäuzer trat zur Seite und ließ sie ins Haus, während der Junge durch

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