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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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mehrmals wiederholen musste. Also tat Roland es.
    »Auf dem Truppenübungsplatz der Kaserne in Sønderborg.«
    Safet sah ihn wie versteinert an.
    »Ja, aber …«
    Safet drehte sich zu dem Mann um, der hinter seinem Stuhl stand. Der Arzt zog seine Stirn in Falten.
    »Die Kaserne in Sønderborg? Das verstehe ich nicht …«, kam es von ihm. »Was hat er denn da gemacht?«
    Liv ignorierte den Arzt. Jetzt ging es nur um Safet.
    »Wir können uns vorstellen, wie schrecklich das für Sie sein muss«, sagte sie.
    Safet schob die Hand des Arztes von seiner Schulter, stand abrupt auf und sah sie an. Seine Augen waren rot, und sein Blick wich ihrem aus.
    »Ich brauche etwas zu trinken«, sagte er und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
    Aber auch Liv erhob sich, legte ihre Hand auf seine Schulter und bat ihn, sich wieder zu setzen.
    »Wenn jemand etwas holen geht, dann ich«, sagte sie entschlossen und verschwand in Richtung Küche.
    Safet setzte sich auf den Rand des Sessels, als wollte er gleich wieder aufstehen oder als wünschte er sich, überall, nur nicht hier zu sein.
    Im Kühlschrank fand Liv eine Flasche Sprite, nahm saubere Gläser aus der Spülmaschine und wunderte sich, dass nirgends gebrauchte Kaffeetassen standen. Auch die Kaffeemaschine war nicht benutzt worden.
    Sie kam mit der Flasche und vier Gläsern ins Wohnzimmer zurück, als Roland gerade erklärte, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt noch kaum etwas wüssten.
    Safet legte die Hände vor sein Gesicht.
    »Sie sagen, er ist Opfer eines Verbrechens geworden? Was für ein Verbrechen? Wurde er überfallen?«, fragte der Arzt mit Nachdruck.
    »Wir haben gerade erst mit den Ermittlungen begonnen«, erläuterte Liv, während sie die Flasche öffnete und ihnen einschenkte.
    »Haben Sie noch Familie, bei der Sie wohnen können?«, fragte Roland, als Liv Safet das Glas reichte.
    Safet trank es in einem Zug aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich komme schon zurecht«, sagte er.
    »Also keine Familie?«, fragte Liv noch einmal.
    Sie setzte sich auf den Sessel, der neben Safet stand, während er das Gesicht erneut in seinen Händen vergrub.
    »Es gibt nur noch uns zwei«, sagte er.
    Als er wieder aufblickte, kämpfte er sichtlich mit aller Macht gegen die Tränen an.
    »Wir haben keine Kontakte mehr nach Bosnien. Zu niemandem. Nicht seit unserer Flucht. Esad hat immer gesagt, dass es da keinen mehr gibt.«
    Liv fluchte innerlich. Dann waren sie gezwungen, ihn unter die Obhut des Jugendamtes zu stellen, bis er achtzehn war.
    Der Arzt kam ihnen zuvor.
    »Er kann bei mir wohnen«, sagte er, und Liv sah zum ersten Mal eine Wärme in seinen Augen, die ihr zuvor nicht aufgefallen war.
    »Meine Frau und ich wohnen allein. Wir haben keine Kinder … wir würden uns freuen, dich bei uns zu haben, Safet«, sagte er und legte beide Hände auf die Schultern des Jungen.
    »Wollen Sie das, Safet?«, fragte Liv.
    Safet nickte lautlos. Dann riss er sich zusammen und versuchte, erwachsen zu wirken, was ihn paradoxerweise noch jünger erscheinen ließ.
    »Ich komme schon zurecht«, sagte er und atmete schwer.
    »Wir können Ihnen einen Krisenpsychologen zur Seite stellen, wenn Sie das möchten.«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Ich werde mich um ihn kümmern«, sagte Doktor Andersen.
    »Wir müssen natürlich das Jugendamt über Ihre Situation informieren, Safet. Aber wenn sie hören, dass Sie bei Doktor Andersen wohnen können, bis Sie achtzehn sind – und das ist ja bald –, wird es sicher keine Probleme geben. Das ist eine reine Formalität. Sie müssen nur sicher sein, dass sich jemand ordentlich um Sie kümmert.«
    Roland beugte sich vor.
    »Wir müssen Ihnen aber noch ein paar Fragen stellen«, sagte er dann.
    Liv seufzte. Sie hasste diesen Teil ebenso wie den vorigen. Es bereitete ihr immer ein schlechtes Gewissen, aber ihr Mitgefühl durfte ihre Urteilsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Bei den meisten Mordfällen war der Täter im nächsten Umfeld des Opfers zu suchen. Das war eine Tatsache. Es war reine Routine. Außerdem waren die Angehörigen und Freunde des Opfers oft auch diejenigen, die entscheidend zu den Ermittlungen beitragen konnten.
    »Wir bearbeiten den Fall als Mordfall.«
    Roland machte eine Pause, und Liv wusste, dass er auf eine Reaktion wartete. Sie kam nicht, und Liv fragte sich, ob Safet seine Äußerung überhaupt mitbekommen hatte. Im Moment musste ihm unheimlich viel durch den Kopf gehen. Sicher mussten sie ihn im Laufe der nächsten Tage noch einmal

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