Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
überdrehen, sonst
kann ich vielleicht die Situation nicht mehr unter Kontrolle halten.« Sie
wandte sich langsam ab. »Laß mir fünf Minuten Vorsprung, dann kannst du ins
Haus kommen.«
    Als sie in der Villa
verschwunden war, brannte ich mir eine Zigarette an und lehnte mich zurück.
    Ich versuchte, den leichten
Krampf in Genick und Schultern loszuwerden, und dabei redete ich mir
nachdrücklich ein, daß es doch sicher genug Gründe gab, die Herren im Haus
davon abzuhalten, mir mit einer Winchester oder einer Weatherby den Kopf von
den Schultern zu blasen — wenn ich hernach mutterseelenallein vom Wagen ins
Haus marschierte.
    Sie würden sich sagen, daß doch
kein Mensch so verrückt sei, nach allem, was in der vergangenen Nacht
vorgefallen war, allein hierher zurückzukommen. Sie waren gewiß überzeugt, daß
ich eine Trumpfkarte, irgendeine Garantie für meine Sicherheit, im Hinterhalt
hatte.
    Ich rauchte die Zigarette,
lehnte meinen Kopf noch weiter zurück und schloß die Augen, während ich die
letzte Minute in Sekunden abzählte. Dann stieg ich aus dem Wagen, schloß
behutsam den Schlag und begann in Richtung Haus zu schreiten. Die Entfernung
betrug nicht mehr als zehn Meter, und wenn ich mich verkalkuliert hatte, dann
mußte jetzt ganz plötzlich etwas geschehen — und das tat es auch, keine Sekunde
später.
    Das Fenster, an dem sich der
Rolladen einen Fingerbreit gehoben hatte, als ich auf die Hupe drückte, wurde
weit aufgerissen. Der ellenlange Lauf einer .70er Winchester glitt über die
Brüstung, und ich blieb wie festgenagelt stehen, starrte in die Mündung, die da
knapp fünf Meter vor mir in die Gegend ragte.
    So ein Schießgewehr hat
unmittelbar vor dem Lauf ungefähr drei Tonnen geballte Kraft, und der Gedanke
daran war nicht eben angetan, meine Stimmung zu heben.
    Der Kopf und die Schultern von
Louis tauchten auf, als er das Gewehr weiter aus dem Fenster schob, und das
fröhliche Lächeln auf seinem scheinheiligen Gesicht vertiefte sein Grübchen,
für das jedes Starlet gewiß ein Jahr ihres Lebens gegeben hätte.
    »Na, Boyd?« sagte er gutgelaunt.
»Nenn mir doch mal einen Grund, warum ich jetzt nicht abdrücken und dich mit
einem Schlag aller irdischen Sorgen entheben sollte.«
    »Du bist so schlau, daß du ihn
schon kennst, Louis«, gab ich im gleichen Ton zurück.
    Seine Züge verhärteten sich ein
bißchen. »Ich möchte es trotzdem gern von dir hören, Boyd.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Ich
zuckte gelangweilt die Schultern. »Der Grund ist ein Gast Midnights, der dieses
Haus plötzlich verlassen hat; letzte Nacht, zur gleichen Zeit wie ich. Eine
nette Rothaarige mit grünen Augen.«
    »Du hast sie irgendwo gut
versteckt, und wenn sie innerhalb einer bestimmten Frist nichts von dir hört,
dann läuft sie zur Polizei und gibt alles zum besten.«
    Der Gewehrlauf schwenkte
plötzlich nach unten.
    »Ich muß gestehen, du hast mich
überzeugt, Boyd«, sagte Louis. »Komm rein und leiste uns Gesellschaft.«
    Sie erwarteten mich in dem
großen Wohnzimmer, wo der Verputz neben der Tür noch eine deutliche Schramme
trug. Hingegen waren die Blutflecke an jener Stelle des Teppichs, wo Johnny
Benares gelegen hatte, nicht mehr zu sehen.
    Midnight hatte sich auf der
Couch ausgestreckt und hielt lässig ein Glas in der Hand. Louis war damit
beschäftigt, in der hintersten Ecke die Bar zu bedienen, die mit genügend
Flaschen bestückt war, um einen mittelgroßen Vorort bequem über den dritten
Weltkrieg zu bringen. Bevor ich eintrat, hatten die beiden Schläger Gin Rummy
gespielt.
    »Nachdem du nun sozusagen zur
Familie gehörst, Danny«, sagte Midnight tonlos, »muß ich dich wohl offiziell
vorstellen. Sag Danny Boyd guten Tag, Pete.«
    Pete war der Kleiderschrank,
den ich mit Louis zusammen eingeschlossen hatte. Er starrte mich ein Weilchen
durchdringend an, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, dann brummte
er: »Yeah, ich hatte schon das Vergnügen.«
    »Und nun bist du an der Reihe,
Eddie«, befahl sie. Eddie saß Pete am Kartentisch gegenüber. Er wandte mir den
Kopf so langsam zu, als ob ihm das bitterböse Schmerzen bereite. Und dann
erkannte ich in ihm den Schläger wieder, der mir prophezeit hatte, daß ich die
Folter bei weitem nicht so lange wie Benares aushalten würde — und es war auch
derselbe, dem ich in Midnights Haremszimmer so übel mitgespielt hatte. Hinter
seinem rechten Ohr leuchtete rosarot eine niedliche Beule.
    »Freut mich, daß du wieder da
bist, Boyd«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher