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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die gesamte Nachbarschaft aufzuwecken.
    Ich kniff die Augen kurz
zusammen, drückte die Daumen und hatte den aufrichtigen Wunsch, daß die Toten —
sofern sie noch in der Villa weilten — im Augenblick nicht gerade darauf
lauschten, was draußen vorging. Sowohl Johnny Benares wie der Schläger hatte
schon schaurig genug ausgesehen, solange sie noch am Leben gewesen waren, sagte
ich mir.
     
     
     

4
     
    Vielleicht fünf Sekunden,
nachdem ich zu hupen begonnen hatte, hob sich einer der herabgelassenen Rolläden
einen Fingerbreit. Ich nahm die Magnum in die rechte Hand und hielt sie hinter
der Wagentür bereit.
    Dann passierte eine ganze Weile
nichts, und der ohrenbetäubende Lärm der Hupe ging mir schon mächtig auf die
Nerven. Endlich öffnete sich die Haustür, und eine Gestalt trat heraus. Ich
nahm den Ellbogen vom Hupring, und die plötzliche Stille kam mir lauter vor als
der Mißton.
    Die junge Dame, die sich
Midnight genannt hatte, deren richtiger Name aber ganz unromantisch Laura
Trivett lautete — jedenfalls laut Zulassungskarte im Handschuhfach —, kam
langsam und mit steifen Beinen auf den Wagen zu; ihr Körper schien so steif,
als trage sie einen Ladestock im Kreuz.
    Einen Augenblick lang gab mir
das Rätsel auf, dann erkannte ich jedoch den naheliegenden Grund für ihr
Verhalten: Angst. Wahrscheinlich war das letzte, was sie von mir erwartet
hatten, daß ich mich am nächsten Tag schon wieder in die Höhle des Löwen trauen
würde.
    Es gab eine ganze Reihe von
Dingen, derentwegen Midnight jetzt bis ins Mark zittern mochte: Vielleicht war
ich ja ein Lockvogel, und ringsum wimmelte es von versteckten Polizisten, die
nur auf ein Signal warteten. Oder aber ich war vielleicht ein mörderischer
Narr, der sich rächen wollte, und nur drauf wartete, daß sie nahe genug herankam,
um sie mit einem doppelläufigen Schießgewehr zu durchlöchern.
    Als sie näher kam, sah ich, daß
ihr Gesicht unter dem schimmernden schwarzen Haar kalkweiß war; die
Schlehenaugen blickten angstvoll und wachsam. Sie trug einen modischen
schwarzen Mohairpullover über weißen Hosen, und beides saß so angegossen, daß
nicht die geringste Kleinigkeit ihrer formvollendeten Figur zu übersehen war.
    Sie blieb unmittelbar neben
meinem offenen Fenster stehen, und ich konnte mir ein bißchen Schadenfreude
nicht verkneifen, als ich den blauen Fleck entdeckte, der trotz einer dicken
Puderschicht an ihrem Kinn zu sehen war.
    »Tag, Midnight«, sagte ich
leutselig. »Ich bring’ dir dein Auto wieder.«
    Sie holte tief Luft, wobei ihr
Busen die schwarze Wolle gehörig strapazierte. »All right, Boyd, was soll der
Unsinn?«
    Die Seide war aus ihrer Stimme
verschwunden, nunmehr erinnerte sie eher ans grelle Zirpen eines zum Zerreißen
gespannten Fadens.
    »Ich habe mir das Geschäft
überlegt, das du mir gestern abend vorgeschlagen hast«, erklärte ich ihr
beiläufig. »Wenn wir uns über ein paar wichtige Punkte einigen, steige ich
vielleicht doch ein.«
    Der teuflische Zug um ihre
breiten, sinnlichen Lippen erschien in dreifach verstärkter Auflage, und ihr
Mund zuckte wild.
    »Halt mich bloß nicht zum Narren,
Danny Boyd«, zürnte sie. »Louis hat dich aus einem Fenster auf dem Korn einer
.70er Winchester, und Eddie hält eine Weatherby Magnum in Anschlag — und auf
beiden sind die besten Zielfernrohre, die man zu kaufen kriegt. Ich brauche nur
eine Hand zu heben, dann bist du tot.«
    »Midnight, mein Liebling...«
Ich lächelte sie freundlich an, dann hob ich meine Rechte ein Stückchen, so daß
der Lauf meiner Magnum auftauchte und direkt auf ihren Magen zeigte. »Wenn du
mit deiner Hand auch nur ein bißchen zuckst, dann hast du künftig zwei Nabel
statt einen.«
    Sie hielt ein Weilchen die Luft
an, und als sie schließlich langsam ausatmete, zitterte ihre Stimme merklich.
»All right«, sagte sie und nickte. »Wir stehen Patt, warum also sagst du mir
nicht, was du wirklich willst, damit die Sache ein Ende hat.«
    »Ich hab’s dir doch schon
erklärt«, sagte ich gelangweilt. »Mach mir das richtige Angebot, und ich bin
Johnny Benares, bereit zu einem schnellen Abstecher in den Mittelwesten.«
    Die kleinen Funken zuckten
wieder in ihren dunklen Augen, während sie mich lange und durchdringend
musterte.
    »Gestern abend«, grollte sie
leise, »hast du mich brutal niedergeschlagen und bewußtlos am Boden
liegengelassen. Dann hast du einen meiner Leute so malträtiert, daß wir lange
Zeit fürchteten, er habe eine schwere

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